Das traditionelle Totem der Elunchun
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Die Elunchun-Nationalität ist eine der 55 nationalen Minderheiten Chinas. Wörtlich bedeutet Elunchun „Menschen in Bergen". Die meisten von ihnen leben in den Wäldern der Grenzregion zwischen dem Autonomen Gebiet Innere Mongolei und der Provinz Heilongjiang in Nordostchina. Früher lebten die Elunchun vor allem von der Jagd. Da sie besondere Begabung im Reiten und Schießen haben, werden sie oft auch als „Nation auf dem Pferderücken" bezeichnet.
Vor fünf Jahrzehnten beendeten die Elunchun ihr Leben in den tiefen Bergen. Heute führen sie ein modernes Leben mit den Annehmlichkeiten moderner Technik. Ihre einzigartige Kultur erhalten sie aus Liebe und Respekt zur Tradition weiter aufrecht.
Totem ist Seele einer Nation und damit Träger der Gefühle und Emotionen. Da die Elunchun zeitlang in der Natur das Jagdleben geführt hatten, empfinden sie Ehrfurcht vor allen Lebewesen. Ma Lianjun hat sich seit 40 Jahren mit den Volkssitten der Elunchun beschäftigt. Er erklärt uns:
„Die Elunchun haben besondere Ehrfurcht vor dem Berggott namens Bainaqia. Jedes Mal wenn sie früher auf die Jagd gingen, mussten sie dem Berggott Opfergaben darbieten. Auch während der Feste wurden Opferzeremonien veranstaltet. Doch Bainaqia zählte nicht zum einzigen Gott. Es gibt noch den Ahnengott, den Pferdegott sowie Götter für Donner, Blitz und Wind. Im traditionellen Glauben der Elunchun sind der Himmelsgott Endure und der Berggott Bainaqia am mächtigsten."
In den Augen der Elunchun symbolisiert auch der Feuergott die Macht der Natur. Aus Ehrfurcht vor der Natur zündet jede Familie während des Frühlingsfestes vor der Haustür ein Lagerfeuer an und bitten den Feuergott, ihnen Glück und Jagdbeute zu gewähren. Auch wenn man eine andere Familie besucht, muss man zuerst vor dem Lagerfeuer auf die Knie fallen. Der Respekt vor den Göttern kommt auch durch verschiedene Tabus zum Ausdruck, so darf man auf keinen Fall Wasser auf ein Feuer gießen. So etwas würde den Feuergott verstimmen.
Die Tradition der Opfergabe für den Feuergott wird bis heute gepflegt. Das traditionelle Lagerfeuerfest der Elunchun wird am 18. Juni begangen. An diesem besonderen Tag tanzen und singen sie mit Gästen zusammen vor dem Lagerfeuer und nutzen die Gelegenheit, den anderen ihre Wünsche zu überbringen. In dem Autonomen Banner der Elunchun ist das Fest gesetzlich festgelegt.
„Zum einen gedenkt man der Vergangenheit. Zum anderen wird den Nachkommen und den Gästen, die hierher kommen, veranschaulicht, wie die Elunchun hier einst gelebt haben und was ihre Sitten und Gebräuche waren."
Als ein Jagdvolk verehren die Elunchun Bären als ihr Totem. Aufgrund einiger Bewegungen und Merkmale von Bären glauben die Elunchun, dass Bären und Menschen in einer Art Verwandtschaftsbeziehung leben. Einer Volkssage zufolge verlief sich einmal eine Elunchun-Frau im Wald. Sie lebte lange Zeit tief in einem Berg und verwandelte sich mit der Zeit in einen Bären. Daher betrachten die Elunchun Bären als ihre Vorfahren und nennen sie „Yaya", Großvater und „Taitie", Großmutter. Aufgrund dieses besonderen Respekts vor den Bären vermeiden es die Elunchun, auf der Jagd einen Bären zu töten.
In dem Autonomen Banner der Elunchun leben heute nur noch 2.700 Angehörige. Sie haben einen modernen Lebensstil, fahren Auto und benutzen elektronische Haushaltsgeräte. Die Ehrfurcht vor der Natur ist für sie immer noch gleich geblieben. Sie halten an ihrer geistigen Heimat und an ihrer Nationalität fest.
„Ein Leben ohne Respekt und Ehrfurcht geht nicht. Die Verehrung der traditionellen Totems ist für die Elunchun unvergleichbar mit allen anderen Dingen."
Übersetzt von: Qiu Jing
Gesprochen von: Liu Yuanyuan