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Robert Enke liebte seine Frau, seine Familie und seine Karriere. Aber als Perfektionist fühlte er sich häufig unter den Druck gesetzt. Im Jahr 2003 brach er erstmals unter dem Druck zusammen und er bekam das erste Mal Depressionen. Nach jahrelangem Leiden nahm sich der 33jährige Torwart am 10. November 2009 das Leben.
Zhang Li, Übersetzer des Buches ist auch Sportreporter, der sich auf den deutschen Fußball spezialisiert hat. Er sagt, je mehr er übersetzt hat, desto stärker hat in der Tod des großen Fußballspielers und freundlichen Menschen erschüttert. Mit reichhaltiger Erfahrung über den deutschen Fußball berichtet Zhang über die Reaktionen in Deutschland auf Enkes Tod.
"Vor dem Tod Robert Enkes waren Depressionen ein Thema, über dass man unter Fussballprofis nur ungern sprach. Auch der Mittelfeldspieler des FC Bayern, Sebastian Deisler, litt an Depressionen. Sein Rückzug aus dem Profigeschäft schockierte die Medien und erregte die mitgefühlten Fans. Leider verschwand das Thema dann sehr schnell wieder von den Titelseiten. Aber die bittere Tatsache, dass Depressionen der direkte Auslöser von Enkes Tod waren, hat dieser Krankheit zu mehr Aufmerksamkeit verholfen. Heute ist Enke vielen Leuten als netter Mensch in Erinnerung geblieben. Sie möchten mehr über die Umstände erfahren."
Enkes Tod hat in der deutschen Öffentlichkeit sehr viel Aufmerksamkeit erfahren. Und es weckte auch das Interesse des chinesischen Herausgebers Wang Qixian. Er sicherte sich die Rechte an dem Buch und verlegt es nun in China.
Zu einer Buchvorstellung der Biographie von Robert Enke in der Buchhandlung "One Way Street" in Beijing sind zahlreiche Fussballfans gekommen. Eine darunter ist Frau Zhao, eine Bankangestellte. Sie interessiert sich sehr für deutschen Fußball. Trotzdem gibt sie zu, dass sie bisher nur wenig über Enke gehört hat.
"Einmal habe ich gesehen, dass das Trikot von Robert Enke auf die Bank der deutschen Nationalmannschaft gelegt wurde, um ihm zu gedenken. Da wurde mir bewusst, wie wenig ich über ihn weiß."
Herr Jiang, Student in Beijing, ist auch ein Fan des deutschen Fußballs. Wie viele andere vertritt er die Meinung, dass Menschen, die an Depression leiden, auf noch mehr Verständnis aus der Gesellschaft angewiesen sind.
"Ich weiß wirklich nicht viel über Depression. Nur die Patienten selbst wissen wie es ist. Aber auch gesunde Menschen wie ich sollten versuchen, offenherzig zu sein und sie zu verstehen."
Wang Qixian, Herausgeber der chinesischen Übersetzung von Enkes Biographie, berichtet uns seine Beweggründe, die Biographie des in China so unbekannten Mannes zu veröffentlichen.
"Leistungssport ist eine der extremsten Ausdrucksformen unseres Lebens. Natürlich müssen Unternehmer oder Büroangestellte im Beruf ihr Bestes geben. Aber manchmal dürfen wir auch unsere Schritte verlangsamen, um auf unsere Seele zu warten. Wir leben nicht für bestimmte Ziele, sondern um den Alltag zu genießen. Dies ist auch einer der Gründe, warum ich dieses Buch herausgeben will."
Zudem möchte Wang die Sensibilität der chinesischen Gesellschaft für das Thema Depression wecken und Kenntnisse vermitteln, wie diese Krankheit behandelt werden kann.
"Nach der Veröffentlichung des Buches haben viele Sportler und andere Menschen dem Autor geschrieben, um die eigenen Erfahrungen über Depression mitzuteilen. Viele Menschen haben gelernt, dass Depression eine heilbare Krankheit ist. Der erste Schritt zur Heilung ist aber die Einsicht, dass man an dieser Krankheit leidet."
Übersetzt und Gesprochen von Zhang Chen