„Ich verbringe fast alle meine Urlaubstage in der Buchhandlung. Winterurlaub, Sommerurlaub oder Frühlingsurlaub, solange ich Urlaub habe, reise ich in verschiedene Länder, um Buchhandlungen, Buchausstellungen, Bibliotheken oder Leute aus der Branche zu treffen. Trotzdem bin ich der Meinung, dass meine Zeit nicht ausreicht, weil ich nur während meiner Urlaubszeit reisen kann. Deswegen habe ich mich dazu entschlossen meinen Job zu kündigen. So habe ich alle Zeit der Welt um zu machen was ich will."

Fang Ling Jong ist als Schriftstellerin und Herausgeberin sehr bekannt. In ihrem Buch „Märchen aus der Buchhandlung" hat sie über ihre Besuche in 18 verschiedenen Buchhandlungen in unterschiedlichen Ländern geschrieben. Darunter befinden sich zum Beispiel der Buchladen Henry Sotheran in London, der Buchladen Baldwin in der Nähe von Philadelphia, die Buchhandlung Kepler in San Francisco und noch eine Reihe anderer. Alle diese Buchläden unterscheiden sich von den Anderen durch ihr Streben nach einer exklusiven Leseerfahrung für ihre Kunden.

Fang Ling Jong widmet das erste Kapitel des Buches der Buchhandlung Henry Sotheran in London. Gegründet 1761 ist Sotheran der älteste Buchladen in Großbritannien. Fang Ling Jong erklärt, warum Sotheran für die Bücherliebhaber so wertvoll ist:

„Warum ist Sotheran so wichtig? Erst einmal hat Sotheran eine edle Tradition und eine lange Geschichte. Aber wichtiger ist, dass die Gäste bei Sotheran an Erster Stelle stehen und jeder Kunde gleich behandelt wird.

Ehrlich gesagt kann ich mir die meisten Bücher dort nicht leisten. Aber immer wenn ich dorthin gehe, um ihre feinen Bücher zu sehen, behandeln sie mich sehr höflich und großzügig, weil sie wissen, dass ich Literatur liebe. Sie behandeln andere Bücherfreunde genau so."

Jon erzählt uns die Geschichte der Sotheran-Buchhandlung. Die vierte Generation der Sotherans hinterließ keine Kinder. Das Geschäft wurde dann von dem amerikanischen Buchhändler Gabriel Wells gekauft, einem Stammkunden bei Sotheran. Nachdem Wells verstorben war, investierten die Rothschilds, eine bekannte jüdische Händlerfamilie, in das Geschäft und sind seitdem größter Anteilseigner.

Fang Ling Jong sagt, dass die Geschichte sie zum Nachdenken über die Situation chinesischer Buchläden anregt.

„Es lohnt sich, einmal darüber nachzudenken, Reichtum ist nichts Schlechtes. Man kann viel zur Förderung und Entwicklung der Kulturen beitragen. Ich hoffe, dass auch reiche Unternehmer aus China, Hongkong oder Taiwan in Buchhandlungen investieren werden. Dies würde ihr Leben bereichern.

Nach dem sie Buchhandlungen aus aller Welt kennen gelernt hat, sagt Fang Ling Jong, dass sie mit der Zeit immer wählerischer geworden ist.

„Auf meinen Reisen habe ich so viele Buchhandlungen und Bibliotheken Erster Klasse gesehen. Wenn man so viele gute Dinge kennen gelernt hat ist es nicht zu leugnen, dass man irgendwann gleichgültig und blasiert wird."

Auch wenn die Reisen in verschiedene Länder sehr mühsam sind, denkt Fang Ling Jong nicht ans Aufgeben.

„Durch meine Reisen habe ich Glück und Unglück gleichermaßen erlebt. Um genau zu sein, das Glück ist größer als der Schmerz. Es lässt einen die Anstrengung erkennen die man zurücklegen muss und den Schmerz, den man dafür ertragen muss. Das Glück und das Erlebnis, wie Leute aus der Branche mit dir umgehen geben mir das Gefühl, dass es sich lohnt."

Fang Jing Long sagt, dass Lesen ist für sie der einzige Weg, Frieden in ihrem Herzen zu finden, was die vielzähligen Buchhandlungen in aller Welt ermöglichen. Dank ihrer Erfahrung wissen Bücherfreunde nun besser, wohin man auf der Suche nach seinem eigenen kleinen Paradies am besten gehen kann.

Übersetzt von: Liu Xinyue

Gesprochen von: Huang Gang