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Ursprung und Entwicklung der chinesischen Schriftzeichen
  2013-06-16 15:20:33  cri

 

F: Herzlich willkommen zu „Sie fragen, wir antworten". Heute möchten wir uns auf Wunsch einiger Hörer mit dem Ursprung und der Entwicklung der chinesischen Schriftzeichen beschäftigen. Dabei werden wir Sie über die im Alltag gebräuchlichen chinesischen Schriftzeichen informieren und auch die Fragen unserer Hörer zum Chinesischlernen beantworten. Dazu schrieb uns Bernd Bickelhaupt aus Seeheim-Jugenheim in einem Brief:

M: „Vielen Dank für Ihre Post. Ich habe mich sehr darüber gefreut, denn ich mag die chinesischen Schriftzeichen. Sie sind sehr schön, und in ihrem Formenreichtum wohl kaum zu übertreffen. Soviel ich weiß, gibt es insgesamt 50.000 Schriftzeichen, und 4.000 bräuchte man, um halbwegs Chinesisch lesen und schreiben zu können. Stimmt das? Können Sie einmal über den Ursprung der chinesischen Schriftzeichen berichten?"

F: Auch Karl-Reiner Paschenda aus Bad Salzungen, Andreas Niederdeppe aus Heiligenhaus und Leo Spielmann aus Konz interessieren sich für dieses Thema. Beginnen wir am besten mit dem Ursprung und der Entwicklung.

M: Die chinesischen Schriften gehören zu den ältesten, am weitesten verbreiteten und von den meisten Leuten gebrauchten Schriften weltweit. Chinesische Schriftzeichen sind nicht nur ein zentraler Träger der chinesischen Kultur, sondern beeinflussten auch die kulturelle Entwicklung vieler anderer Nationen.

F: Ja, die Ursprünge der chinesischen Schrift liegen weit zurück. In den Banpo-Ruinen, die ungefähr 6.000 Jahre alt sind, wurden mehr als 50 geschnitzte Markierungszeichen gefunden. Sie sind gut leserlich und folgen gewissen Gesetzmäßigkeiten. Diese Markierungen weisen die gleichen Merkmale wie einfache Schriftzeichen auf. Experten glauben, in diesen Zeichen den Ursprung der chinesischen Schrift festmachen zu können.

M: Die Systematik der chinesischen Schriftzeichen entwickelte sich in der Shang-Dynastie im 16. Jahrhundert vor Christus. Laut archäologischen Forschungen befand sich die Zivilisation in der Frühperiode der zweiten Dynastie in der chinesischen Geschichte bereits auf einem hohen Niveau. Bei der Entwicklung der chinesischen Schrift spielen Orakelknocheninschriften eine bedeutende Rolle. Dabei handelt es sich um Inschriften auf Schildkrötenpanzern und Tierknochen. In der Shang-Dynastie ließen sich die Könige vor wichtigen Ereignissen oder Entscheidungen das Schicksal deuten. Für das Orakel wurden dann die gravierten Schildkrötenpanzer und Tierknochen gelesen.

F: Ja, so war das damals. Die ganze Prozedur war ziemlich aufwendig. Erst entfernte man das Fleisch. Danach wurden die Schildkrötenpanzer und Tierknochen glatt poliert, um anschließend Zeichen in einer gewissen Reihenfolge hineinzuschnitzen. Der Zeremonienmeister hielt seinen eigenen Namen, das Datum des Orakels sowie die zu beantwortenden Fragen fest. Später wurden sie erhitzt. Dabei entstanden Risse, auf Chinesisch „Zhao", die nur der Zeremonienmeister zu deuten wusste. Die Voraussagen, die sich als richtig erwiesen, wurden ebenfalls in Knochen und Schildkrötenpanzer eingraviert und als offizielle Dokumente aufbewahrt.

M: Mittlerweile hat man mehr als 160.000 dieser speziellen Dokumente ausgegraben. Manche davon sind unversehrt, einige sind allerdings zerbrochen oder nicht lesbar. Auf den Schildkrötenpanzern und Tierknochen wurden insgesamt über 4.000 verschiedene Zeichen gefunden, von denen bereits rund 3.000 analysiert worden. Ein Drittel der begutachteten Zeichen konnte letztlich auch entziffert werden, der Rest kann nicht eindeutig zugeordnet werden. Die entschlüsselten Schriftzeichen ermöglichen Forschern einen wertvollen Blick auf Politik, Wirtschaft und Kultur in der Shang-Dynastie.

F: Die ausgereifte Schrift auf den Orakelknochen bildet somit die Urform der chinesischen Schriftzeichen. Ihre heutige Form erhielten die Zeichen nach weiteren Entwicklungsstufen von Bronzeinschriften, der kleinen Siegelschrift, über die Kanzleischrift bis hin zur Normal- oder Druckschrift.

M: Der Entwicklungsprozess erfolgte über eine allmähliche Standardisierung und Systematisierung der Form der Zeichen und des Schriftbilds. Mit der kleinen Siegelschrift wurde die Strichzahl der Zeichen festgelegt. Die Kanzleischrift definierte eine neue Systematik der Strichführung. Durch die Normalschrift wurden die Form der Zeichen und das Schriftbild vereinheitlicht. Die Strichzahl sowie Strichreihenfolge wurden ebenfalls normiert. Seit über 1.000 Jahren stellt die Normalschrift die standardisierte Form der chinesischen Schrift dar.

F: Ja, so ist es. Chinesische Schriftzeichen basieren auf Piktogrammen und gelten als Sinn-Laut-System. Die einzelnen Zeichen bestehen jeweils aus einem laut- und einem sinngebenden Teil. Das „Große Chinesische Schriftzeichenlexikon" aus den 70er Jahren enthält insgesamt etwa 50.000 chinesische Schriftzeichen, wovon zirka 3.500 häufig gebraucht werden. Aus diesen 3.500 Schriftzeichen können unzählige Wörter gebildet werden.

M: Ja, genau und aus den Wörtern werden natürlich Sätze. Bei den 50.000 Schriftzeichen ist es angeblich nicht geblieben, manche Schriftzeichenlexika sollen bereits 80.000 bis 90.000 auflisten. Im Alttag werden allerdings nur etwa 7.000 Schriftzeichen gebraucht. Dabei gibt es bestimmte Ordnungskriterien, die 500 Grundwörter festlegen. Die Beherrschung dieser 500 Grundwörter ist Grundlage für jeden Chinesisch-Schüler.

F: Die 500 Grundwörter sind der erste Schritt, danach tut man sich leichter, die 3.500 chinesischen Alltagswörter oder gar die alten chinesischen Schriftzeichen zu lernen. Mit 3.500 Wörtern kann man schon eine chinesische Zeitung lesen, das ist doch was!

M: Ja, damit würden Sie sich dann auf dem Niveau eines chinesischen Mittelschülers befinden. Ein Hochschulabsolvent in China beherrscht normalerweise rund 5000 chinesische Schriftzeichen. Soviel zum Thema chinesische Schrift. Vielleicht haben Sie ja Lust bekommen, ins Chinesisch einzusteigen. Damit schließen wir unsere Rubrik „Sie fragen, wir antworten" für heute.

Gesprochen von: Lu Ming und Lu Shan

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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