Mama für Alles: China-Kennerin unterstützt ausländische Studenten
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Die Studentin Stephanie Roach kommt aus den USA. Als erfahrene China-Kennerin arbeitet sie für das US-amerikanische Studentenprojekt IES in Beijing.
Es ist zwölf Uhr mittags. Die junge US-Amerikanerin Stephanie Roach ist zu dieser Zeit immer besonders beschäftigt. Sie arbeitet für das US-Studentenprojekt IES in Beijing und unterstützt als China-Kennerin Studenten aus den USA. In den Unterrichtspausen am Vormittag ist sie immer von zahlreichen Studenten umgeben. Die Mittzwanzigerin beantwortet geduldig diverse Fragen bezüglich des Studiums und des Lebens in China.
„Das ist meine Aufgabe hier. Ich finde, dass ein Auslandstudium sehr wichtig ist, daher will ich mit meiner Arbeit die Studenten so gut es geht unterstützen."
Noch vor drei Jahren war Stephanie Roach selbst Austauschstudentin an der Fremdsprachenuniversität Beijing. Schon damals erkannte sie das Problem der sprachlichen Barriere für ausländische Studenten. Der chinesische Universitätsalltag, Unterricht und das Fächerangebot erschweren es vielen, sich an die neue Lern- und Lebensumgebung zu gewöhnen. Die Unterschiede zwischen der chinesischen und westlichen Kultur führen manchmal sogar zu Peinlichkeiten und Mißverständnissen. Nach ihrem Abschluss wählte Stephanie Roach daher nicht, wie viele ihrer ausländischen Kommilitonen, einen Job bei der Botschaft oder Handelskammer. Sie entschied sich für ein Engagement als Tutorin für ausländische Studierende in Beijing.
„Die Arbeit bei der Botschaft finde ich sehr interessant, eigentlich war das auch mein Ziel. Aber mit der Zeit wurde mir klar, dass ich wie geschaffen bin für meinen jetzigen Job. Im Februar letzten Jahres bewarb ich mich um die Stelle bei IES. Ich wollte über dieses Studentenprojekt nach China zurückkehren. Während meines ersten Jahres im College empfing meine Familie Studenten aus anderen Ländern. Jedes Jahr kamen ausländische Studenten zu uns. Sie waren für uns wie Familienangehörige. Ich finde ein Auslandsstudium ist eine ganz wichtige Erfahrung. Ohne ein solches Erlebnis weiß man gar nicht, wie die Welt tatsächlich aussieht. Daher bin ich so sehr an der Arbeit mit Austauschstudenten interessiert"
Mit der steigenden Popularität der chinesischen Sprache weltweit kommen immer mehr ausländische Studenten nach China zum Studieren. Um sie besser bei der Eingewöhnung in dem neuen Lern- und Lebensumfeld zu unterstützen, haben viele Studentenprojekte spezialisierte Mitarbeiter eingestellt. Das US-Studentenprojekt IES zum Beispiel hat allein in Beijing fünf Tutoren.
Aber was macht ein Tutor? Stephanie Roach sagt, neben der Unterstützung bei Lern- und Unterkunftsproblemen, der Organisation von Kultur- und Sportveranstaltungen sowie Hilfe bei Notfällen, spielen sie die meiste Zeit die Rolle einer Vertrauensperson für die Studenten. In der Anfangszeit kommt fast jeder Student mal an einen Punkt, wo er nicht mehr weiter weiß. Während Stephanie Roach ihre Erfahrungen mit den Studenten teilt und bei Problemen vermittelt, baut sich automatisch eine Vertrautheit zwischen ihr und den Studenten auf. Damit sich die diese noch schneller in China, in Beijing einleben können, denken sich Roach und ihre Kollegen jeden Tag neue Methoden aus.
„Es ist wichtig, Veranstaltungen, die mit China, seinen Menschen und seiner Kultur im Zusammenhang stehen, zu organisieren. Zum Beispiel haben wir nächsten Dienstag eine Party – „LasVegas Nacht". Da wird Mahjong und Poker gespielt. Jedes Semester haben unsere Studenten zwei Wochen Zeit, gemeinsam mit ihren Lehrern in andere Städte zu reisen."
Viele Studenten fühlen sich anfangs verloren in China und verlieren auch an Selbstvertrauen. Als Beijing-Kennerin steht Stephanie Roach zur Stelle, damit die Studenten ihre Zuversicht wiederfinden. Oft gibt sie den Studenten diesen Satz auf den Weg: „Scheue dich nicht dein volles Glas auszuschütten" – soll heißen: Wenn man in China studiert, muss man sich unvoreingenommen auf die chinesische Kultur und Tradition einlassen.
„Du musst ein leeres Glas mitbringen. Wenn dein Herz, also dein Glas, voll ist, kannst du nicht die tollen Seiten Chinas aufnehmen. Aber wenn du das Glas in deinem Herzen ausschüttest, kannst du es mit neuen Sachen auffüllen."
Stephanie Roach ist überzeugt, dass Bildung schon mit kleinen Details beginnt. Im Korridor des Bürogebäudes sieht man Fotos, Kaligraphien und Gemälde von Studenten, die während und nach ihren Reisen in China entstanden sind. Im Leseraum ist ein kleiner Spendekasten zu finden, auch eine Idee von Stephanie Roach. Besonders durch diese kleinen Details wird deutlich, dass Sie und ihre Kollegen die Studenten mit viel Liebe und Geduld auf ihrem Abenteuer in China begleiten.
Übersetzt von Qiu Jing
Gesprochen von Kamil Wysocki