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Kranke Seelen: Chinas Studenten leiden an psychischen Problemen
  2013-05-03 10:04:33  cri

Am 16. April starb ein Doktorand der Shanghaier Fudan-Universtität infolge einer Vergiftung durch einen Kommilitonen. Die beiden jungen Männer hatten sich zuvor ein Zimmer im Wohnheim geteilt. Der Promotionsstudent musste wegen Nichtigkeiten sterben. Die Campus-Tragödie entfachte eine erneute Diskussion über psychische Probleme bei chinesischen Studenten.

Der Vergiftungsfall an der Fudan-Universität schockierte viele Chinesen. Noch bedenklicher ist jedoch eine kürzlich durchgeführte Umfrage unter knapp 126.000 Hochschülern, der zufolge rund 20,3 Prozent unter psychischen Problemen leiden. Verwirrtheit, Depressionen, Selbstmord, Studiumsabbrüche und Gewalt tauchen unter Akademikern viel häufiger als früher auf.

Zhang Jiming, Psychiater an der Beijing Normal University, weist darauf hin, dass seelische Probleme in der Regel auf die Erziehung zurückzuführen sind. Druck, Konflikte und Widersprüche, die junge Leute an Universitäten und Hochschulen empfänden, seien keine initialen sondern lediglich auslösende Faktoren. Das gesellschaftliche Umfeld sowie die Erziehung im Elternhaus und in Grund- und Mittelschulen seien für die seelische Gesundheit der Studenten verantwortlich. An den Universitäten solle man dementsprechend mehr Fachleute einsetzen, die den Studenten bei Bedarf gezielter und effektiver helfen könnten.

Eine typische Szene aus dem Campusleben: Es ist bereits 11 Uhr. Im Zimmer eines Wohnheims an der Universität der Provinz Jiangxi schlafen noch sechs Studenten. Der Chinesisch-Unterricht ist bereits seit 8 Uhr im Gange. Doch die Nacht war zu lang, um früh aufzustehen. Liu Jun und seine Kommilitonen haben sich die Nacht mit Internetspielen um die Ohren gehauen. Surfen, spät aufstehen, Unterricht schwänzen und Karten spielen. So sieht das Studentenleben von Liu Jun aus. Gebüffelt wird zwei Wochen vor der Prüfung, verrät der Student des zweiten Semesters. Ansonsten fehle es ihm an Disziplin und an Zielen.

Während in den 1980er Jahren noch rund 94 Prozent der befragten Studenten an Gesellschaftsidealen und 84 Prozent an Moralvorstellungen festhielten, sanken diese Prozentsätze im Jahr 2010 auf 25 beziehungsweise 8,8 Prozent. Allein im Jahr 2009 gab es an Universitäten in Shanghai 23 Selbstmordfälle. Zu den Ursachen zählten Unsicherheit oder Misserfolge im Studium oder Angst vor der Jobsuche.

Zhang Chun von der psychologischen Beratungsstelle in der ostchinesischen Stadt Nanjing, erklärt, auch bei ihnen würden deutlich mehr junge Leute mit psychologischen Problemen in Behandlung sein, als noch vor zwanzig oder dreißig Jahren. Die Unterschiede zwischen einzelnen Familien seien damals noch nicht so groß gewesen. Heute würde ein enormer Druck auf den Studenten lasten, vor allem bei der Hochschulzulassung und Jobsuche. Das Campusleben sei viel komplizierter als früher, zieht der Psychologe ein Fazit.

In Beijing verweist der psychologische Berater Lin Yuanhe darauf, dass immer mehr Studenten Geld und kurzfristige Profite überschätzen würden. Den jungen Leuten mangele es an langfristigen Zielen und Idealen. Auch negative Auswirkungen durch das bestehende Erziehungssystem seien nicht zu unterschätzen.

Während die jungen Menschen in China an Grund- und Mittelschulen sehr harte Prüfungen zu bestehen haben, sind die Lernziele an den Universitäten weit weniger vorgegeben. Bei vielen ist daher nach dem harten Schulalltag erst einmal die Luft draußen.

Wang Guorong, psychologischer Berater an der Carl Jung Schule in Suzhou, erklärt dazu, in China mangele es schon lange an einer Erziehung des Lebens und einem humanistischen Bewusstsein. Die entsprechenden Vorlesungen an vielen Universitäten seien zudem kaum von praktischer Bedeutung. Es müsse den seelischen Bedürfnissen der Studenten mehr Beachtung geschenkt werden.

Laut dem Beijinger Jugendforscher Deng Xiquan wird während des Studiums der seelische Grundstein für die Entwicklung eines Menschen und darüber hinaus für den Fortschritt einer ganzen Gesellschaft gelegt. Die gesunde Psyche eines Studenten sei daher von außerordentlicher Bedeutung. An erster Stelle stehe nicht die Begabung, so Medienberichterstatter Bai Yansong, sondern ein starkes Herz. Damit würden Studenten ihre Fähigkeiten verbessern.

Experten raten Studenten zum Lesen von Büchern über die psychische Gesundheit, um eine seelische Balance zu erhalten und negative Stimmungsschwankungen rechtzeitig zu erkennen.

Text von: Qiu Jing  

Gesprochen von: Qiu Jing  

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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