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Schwarzmarkt für Leihmutterschaften in China
  2013-04-26 09:37:57  cri

Statistiken zufolge sind im Jahr 2011 in Shanghai mehr als 20.000 Säuglinge durch die In-vitro-Fertilisation (IVF) zur Welt gekommen. Doch die Krankenhäuser können nicht einmal einen Bruchteil der Nachfrage befriedigen. Kein Wunder also, dass der illegale Markt für Leihmütter weiter boomt – besonders in den südchinesischen Provinzen kommen Tausende von Babys durch illegale Leihmutterschaften zur Welt.

Die In-Vitro-Fertilisation (IVF) – also die „Befruchtung im Glas" ist in China gesetzlich erlaubt und wird in vielen Krankenhäusern durchgeführt. Die Kapazitäten sind jedoch stark begrenzt und so nehmen immer mehr unfruchtbare Ehepaare die Dienste von Leihmüttern in Anspruch, die die Babys illegal austragen. Es wird zwar ein Vertrag unterzeichnet, dieser ist vor dem Gesetzt jedoch so gut wie gar nichts wert. Leihmutterschaft ist in China illegal.

Dennoch boomt besonders in Städten wie Dongguan und Shenzhen der südchinesischen Provinz Guangdong der Schwarzmarkt für Leihmütter. Die Gesamtkosten für eine Leihmutterschaft können schnell 850.000 Yuan und mehr betragen.

Di Guozeng, Mitglied der „China Law Society" betont, dass Leihmutterschaften dem Gesetz nach verboten sind

„Bei der Leihmutterschaft wird im Grunde die Gebärmutter einer Frau verliehen, um ein Baby zur Welt zu bringen. Dahinter steckt ein rein finanzielles Geschäft. Es ist unmoralisch, wenn Menschen oder menschliche Organe für Geld gehandelt werden. Deshalb ist die Leihmutterschaft in China gesetzlich verboten. Ganz gleich, ob die Beteiligten einen Vertrag unterzeichnet haben oder nicht, eine Leihmutterschaft ist ungültig und wird nicht durch das Gesetz geschützt."

In der Tat stellt eine illegale Austragung eine große Gefahr für die Leihmutter dar. Weder ihre Gesundheit noch die finanzielle Vergütung sind durch das Gesetz geschützt.

Doch es gibt auch Menschen, die die Einführung eines staatlich regulierten nicht-kommerziellen Markt für Leihmutterschaft fordern. So würde man Ehepaaren, die keine Kinder bekommen können, mehr Möglichkeiten bieten, ihren Traum zu verwirklichen. Viele Gesundheits- und Rechtsexperten halten jedoch an dem totalen Verbot von Leihmutterschaften fest. Eine Leihmutterschaft verkompliziere die Beziehungen zwischen den Beteiligten. Es würde sogar eine gesetzliche Neudefinition des Begriffs „Eltern" nötig werden, so die Experten. Wer zum Beispiel ist die Mutter eines Babys, das Mithilfe eines Samenspenders und einer Leihmutter zur Welt kommt, und dann bei den nicht-genetischen Eltern aufwächst? Di Guozeng meint, der Streit über die Elternfrage könnte eine Reihe von Problemen nach sich ziehen, zum Beispiel beim Erbe.

„Falls die unfruchtbaren Eltern das Baby nach der Geburt doch nicht wollen, ist es durchaus möglich, dass das Baby von der Leihmutter aufgezogen werden muss. Bei Komplikationen während oder nach der Schwangerschaft wird Sie kein Anrecht auf finanzielle Unterstützung für die medizinische Versorgung haben. Im umgekehrten Fall, wenn die Leihmutter das Baby nach der Geburt doch nicht an die zahlenden Eltern abgeben will, bleiben diese trotz des vermeintlichen Vertrags auf den Kosten sitzen und stehen ohne Baby da."

In einigen europäischen Ländern ist die Leihmutterschaft gesetzlich zugelassen. In Großbritannien zum Beispiel ist die Leihmutterschaft erlaubt, aber das Gesetz schreibt eindeutig vor, dass ein kommerzieller Hintergrund untersagt ist. In den USA bezahlen einige Studentinnen ihre Schulden ab oder sparen sich ihre Studiengebühren an, indem sie ihre Eizellen spenden. In Indien, Thailand und auch in manchen europäischen Ländern ist sogar die kommerzielle Leihmutterschaft legal. Das liege daran, dass die gesetzlichen Vorschriften sich immer an der regionalen Ethik und der Kultur eines Landes richte, so Qiao Jie, Direktorin der chinesischen Gesellschaft für die Fortpflanzungsmedizin.

„Alle Gesetze basieren auf den jeweiligen Eigenheiten eines Landes, den Wertevorstellungen des Volkes sowie den möglichen Folgen für ihre Gesellschaft. Die Leihmutterschaft ist wohl der kontroverseste Thema der ergänzenden Fortpflanzungstechnologien."

Im Jahr 2001 hat das chinesische Gesundheitsministerium eine Verordnung verabschiedet, die es allen Kliniken in China untersagt, die Leihmutterschaft als Dienstleistung anzubieten

Vor kurzem hat das Gesundheitsministerium Expertenmeinungen zur Leihmutterschaft gesammelt. Ein Experte war der Meinung, dass es mindestens fünf bis zehn Jahre dauern würde, bis die Leihmutterschaft in China legalisiert werden könnte. Einige Medien haben das fälschlicherweise als offiziellen Zeitplan der Regierung vermeldet. Angesichts dessen hat das Gesundheitsministerium erneut bekräftigt, dass die Leihmutterschaft in China verboten bleibt. Gleichzeitig kündigte das Ministerium an, die Kontrolle unterstützender Fortpflanzungstechnologien zu verstärken. Ob das reicht, um den florierenden Schwarzmarkt für Leihmutterschaften einzudämmen, bleibt aber abzuwarten.

Text von: Liu Yuanyuan

Gesprochen von: Xiao Lan

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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