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Lehm erwacht zum Leben – die bemalten Figuren der Familie Zhang
  2013-04-24 14:37:17  cri

 

Erde ist, zusammen mit Wasser, der Anfang und das Ende allen Lebens. Die Chinesen glauben, dass aus der Verbindung von Wasser und Erde die Spiritualität des Lebens entspringt.

Der antiken chinesischen Mythologie zufolge formte einst die Göttin Nüwa aus Flussschlamm Figuren nach ihrem Bilde. Sie pustete sie an und hauchte ihnen damit Leben ein – so schuf die Göttin Nüwa die Menschen.

Jenseits der alten mythologischen Legende gibt es im heutigen China tatsächlich Menschen, die aus irdenem Material und Wasser Figuren schaffen können, die so wirken, als wären sie aus Fleisch und Blut. Mit der Göttin Nüwa haben sie natürlich nichts zu tun, sie gehören vielmehr zu einer seit Generationen für ihre bemalten Figuren aus Lehm und Ton berühmten Familie, und ihre so lebensechten Figuren heißen „Ni Ren Zhang".

Die ersten derartigen Figuren entstanden in der chinesischen Qing-Dynastie vor 180 Jahren in Tianjin. Dort lebte und arbeitete Zhang Mingshan, ein qualifizierter geübter Hersteller von Ton-Figuren. Seine Werke waren bei den Leuten äußerst beliebt, und es hieß, Zhang Mingshan könne eine lebensechte Lehmfigur in nur einer Minute und ohne volle Konzentration herstellen.

Die Kunstfertigkeit von Zhang Mingshan wurde von Generation zu Generation weiter überliefert und lebt nun bereits in der sechsten Generation fort. Jeder Nachfolger hatte seinen eigenen künstlerischen Stil und schuf neue Meisterstücke. Ein Nachkomme der sechsten Generation ist der Meister Zhang Yu. Er wohnt an einer alten Kulturstraße im Zentrum der nordostchinesischen Hafenstadt Tianjin, und heute besuchen wir ihn:

„Zhang Mingshan verwandelte einst das Modellieren und Bemalen von Lehm- und Ton-Figuren in eine hoch angesehene Kunst und führte viele andere Handwerke in diesen Beruf ein. Vor dieser Zeit wurden Tonfiguren und Skulpturen hauptsächlich als Spielzeug verwendet. Zhang's künstlerischen Figuren verbreiteten sich in alle gesellschaftlichen Schichten und wurden sogar von der kaiserlichen Witwe Ci Xi gesammelt. Das brachte ihm eine bevorzugte Stellung am kaiserlichen Hof ein und während seiner Lebenszeit schuf er über eintausend auserlesene Tonfiguren."

Die Figuren von Zhang sind überaus realistisch in der Körperhaltung sowie in der Struktur der Figur und in der Farbgebung. Manche Leute sagen, seinen Lehmfiguren fehle nur noch der Atem, dann wären sie wie lebende Menschen.

In die Zhang-Kunstwerke sind viele andere Volkskunst- und Folklore-Elemente integriert, wie Malerei, Operngesang, Holzschnitt und Druck. Auch der westliche Realismus wurde mit aufgenommen und ist einzigartig in der chinesischen figürlichen Kunst.

„Während der Zeit, in der Zhang Mingshan in Tianjin lebte, war diese Stadt eine offene Hafenstadt geworden. Aus dem Westen kamen Ideen, Literatur und Kunst in die Stadt. Zhang fand die Figuren auf westlichen Uhren so lebensecht, dann begann er, Techniken der realistischen Darstellung zu lernen. Seine improvisierten Figuren wurden immer lebensechter. Am Ende der Qing-Dynastie war die Fotografie noch jung und die Filmtechnik steckte in den Kinderschuhen. Aber die Ni Ren Zhang Figuren vermitteln fast fotografisch-realistische lebendige Eindrücke und können die Persönlichkeit und Stimmung einer Figur originalgetreu darstellen. Die kleinen Figuren fanden so ein Interesse bei den Leuten, dass sie die Werke bald ihm zu Ehren NI REN ZHANG (Ton-Figur Zhang) nannten. Ni Ren Zhang wurde eine Mode und markierten einen völlig neuen Trend. Aus diesem Grund setzten sich NI Ren Zhang als eine neue Kunstform in dieser Zeit durch."

Tonerde ist die Grundmasse, aus der die Kunsthandwerker die Figuren formen. Eine Tonfigur besteht aus reiner Tonerde, mit einem ganz geringen Sandgehalt und nahezu frei von Verunreinigungen. Der Künstler fertigt dabei zuerst einen Rohentwurf an. Dann werden die einzelnen Teile der Figur geformt. Anschließend wird die ganze Figur zusammengesetzt und modelliert, bis der Künstler damit zufrieden ist. Nach der Modellierung wird das Kunstwerk in einem Ofen bei etwa 700 Grad gebrannt. Nach drei bis vier Tagen wird die Figur einer Endbearbeitung unterzogen und poliert. Anders als bei einer Porzellanfigur, die zuerst bemalt und dann gebrannt wird, bekommt die Tonfigur ihre Farbe erst am Schluss.

Die Figuren haben eine große Bandbreite an Themen, wie Chinesische Oper, Klassische Literatur, historische Geschichten, allgemeine Folklore sowie das Leben auf dem Lande. Ein klassisches Motiv ist die Geschichte „Der Dämonenaustreiber Zhong Kui heiratete seine Schwester". Die Geschichte entstammt traditionellen Mythen, und als „Dämonen" galten später auch die wahrhaft korrupten Beamten der Qing-Dynastie. Insofern spielte hier Gesellschaftskritik mit.

„He-He Er Xian", das Motiv "Unsterbliche der Harmonie und Freude " entstammt der Folklore. Die Haltung der Figuren, die Falten der Kleidung, die Frösche und sogar der Lotus können eine fröhliche Stimmung originalgetreu darstellen.

Xichun ist eine Figur aus dem klassischen Roman „Der Traum der Roten Kammer". Hier malt Xichun gerade. Der Schöpfer der Figur musste nicht nur den Roman gut kennen, sondern auch den Charakter der Figur verstehen.

Guan Yu war ein berühmter General während der Periode der Drei Reiche vor zirka 1700 Jahren, Guan Gong war ein großer Militärstratege. Guan Yu wird von den Chinesen sehr verehrt, und so spiegelt dieses Werk die Loyalität und Aufrichtigkeit sowie die Gerechtigkeit und dem Mut von Guan Yu wider.

Der Figur der „Cui Tang Ren", „Zucker blasen" reflektiert wirkliche Leben in der damaligen Zeit.

„Vor dem Beginn der Beschäftigung mit einer Figur sollte der Meister viel lernen, das Leben beobachten und hauptsächlich mit Bescheidenheit und Ehrfurcht im Herzen ans Werk gehen. Wir sollen die Natur und die Figuren respektieren. Normalerweise gebe ich Lehrlinge Kieselsteine zum fühlen. Um so einen Kieselstein zu formen, braucht das Zusammenspiel von Wasser und Fels Tausende von Jahren. Seine Form sieht so einfach und simpel aus, allerdings können wir nie eine vollständig gleiche Replik machen. Wir werden feststellen, wie großartig die Natur und wie bescheiden die menschliche Kreativität ist."

Zhang Yu sagte uns, die „Ni Ren Zhang" würden seit langem und auch den zukünftigen Generationen nicht allein Kunstfertigkeit weiter geben, sondern einen Geisteszustand. Wer mit dieser Geisteshaltung etwas anpacke, werde erfolgreich sein. So sei jede geschaffene Figur auch ein Stück Selbstverwirklichung.

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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