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Das Diabolo-Museum in Beijing - ein verstecktes Schmuckstück
  2012-11-30 14:43:39  cri

Das Diabolo-Museum in Beijing (北京空竹博物馆) liegt etwas versteckt im Stadtbezirk Xicheng, nicht weit vom Baoguo-Tempel entfernt. Drei-, vierhundert Meter muss man von der Hauptstraße durch den Xiaoxing-Hutong spazieren, und auf dem Weg dorthin bieten Händler auf improvisierten Ständen allerlei Krimskrams und „original" alte Souvenirs und Antiquitäten an. Ebenso im Baoguo-Tempel übrigens, der unter anderem auch eine Briefmarken- und Münzsammlung sowie einen Treffpunkt für Kartenspieler beherbergt; Stille und Andacht, wie ein Tempel üblicherweise verspricht, sind dort nicht zu finden.

Man bekommt also auf dem Weg zum Museum schon allerlei typische Eindrücke von China und speziell Beijing, und eine buntverzierte Wand mit aufgemalten Kindern, die Diabolo spielen, weist dann auf den Eingang des Museums hin. Rüstige Seniorinnen sitzen vor dem Wandgemälde, plaudern, tratschen oder genießen einfach die Herbstsonne, und genau so entspannt und gemütlich geht es auch im Museum selbst zu. Dieses befindet sich in einem vor kurzem renovierten Siheyuan, also in einem alten Wohnhof, wobei zwei der kleinen Gebäude als Ausstellungsraum dienen, im dritten gibt es Souvenirs. Im vierten Häuschen, das den Südteil des Siheyuan einnimmt, sitzen üblicherweise die Freiwilligen, die das 2009 eröffnete Museum betreuen und auf Gäste warten, heute sind das Frau Zhang und Herr Ma. Herr Ma kommt dann auch gleich heraus, begrüßt die kleine Besuchergruppe und führt sie zu den beiden Ausstellungsräumen. Schon auf den paar Schritten dorthin erzählt Herr Ma über die Geschichte des Diabolo:

„Mittlerweile ist das Diabolo schon landesweit bekannt. Seinen Ursprung aber hat es in Beijing, etwa zur Zeit der Ming-Dynastie. Vorher war es lange nur ein Spiel am Kaiser-Hof und als Unterhaltung für den Kaiser gedacht. Mit der Zeit ist es dann bei den einfachen Beijingern immer beliebter geworden. Und auch heute noch spielen die Leute besonders gerne Diabolo zu traditionellen Festen wie etwa dem Mondfest und dem Frühlingsfest. Es hat, wenn man es richtig macht, einen schönen, feierlichen Klang. Und 2006 wurde das Diabolo sogar als immaterielles Kulturerbe ausgezeichnet."

Bis zur Ming-Dynastie reichen die Ausstellungsstücke in dem Museum dann nicht zurück, aber immerhin bis ins 19. Jahrhundert. Photos, Erklärungen zum Aufbau und Material eines Diabolo - üblicherweise besteht es aus Bambus, aber auch mehr und mehr aus Plastik - Wimpel, Fahnen und Tassen mit Aufdrucken von Veranstaltungen und Spielen rund um das Diabolo sind zu sehen, Figuren von kleinen Kindern mit den obligatorischen zwei Stöckchen in den Händen…. Und natürlich die zwei Hauptstücke des Museums, das größte und das kleinste Diabolo der Welt - 150 Zentimeter im Durchmesser beziehungsweise von der Größe eines Fingernagels! Schlauerweise wurden beide in ein und derselben Vitrine clever arrangiert, so dass der Größenvergleich sehr imposant ausfällt. Herr Ma aber weist auch auf weitere Photographien in der Ausstellung hin; auf einem ist das "Vogelnest", also das Olympiastadion, im Hintergrund zu sehen, und davor eine stolze Truppe von älteren Herrschaften in feinen Seidengewändern, alle mit einem Diabolo in der Hand. Die Augen von Herrn Ma leuchten, als er darauf deutet und erzählt:

„Das war vor der Eröffnungszeremonie. Vor den Olympischen Spielen haben wir über zwei Monate lang hart trainiert. Alle Leute auf dem Photo sind in unserem Verein, insgesamt über 50 Leute, und alle können ausgezeichnet Diabolo spielen. Normalerweise machen wir immer zum Frühlingsfest auf dem Jahrmarkt Aufführungen. Aber bei den Olympischen Spielen, das war schon etwas Besonderes!"

Wie gut die beiden Senioren mit dem Diabolo wirklich sind, das zeigen Herr Ma und Frau Zhang dann im Innenhof, wobei Herr Ma nach einigen Tricks seiner Bekannten den Vortritt überlässt - sie könne das noch viel besser, sagt er schmunzelnd. Frau Zhang lächelt ob dieser Schmeichelei - und legt dann aber auch schon los: scheinbar spielerisch wirft sie das Diabolo in die Luft, fängt es wieder auf, jongliert mit den kurzen Stäben und macht sogar eine Drehung um die eigene Achse, nur um dann mit einer künstlerischen Handbewegung das Spielgerät, die zwei Stäbe und die weiße Schnur zu einem kleinen quadratischen Kunstwerk, ja, zusammenzuweben. Alle Achtung!

Dass das aber alles harte Arbeit und Übung erfordert, erklärt Frau Zhang nach einer kleinen Verschnaufpause:

„Schon als Kind habe ich mich sehr für das Diabolo interessiert. Aber erst seit ich pensioniert bin, habe ich es dann richtig gelernt, und Herr Ma ist bis heute mein Lehrer."

Und dass tatsächlich fast jeden Tag geübt wird, das bestätigt nun wiederum Herr Ma:

„Ja, wir machen täglich Übungen. Wir haben jetzt einen Verein und in fast jedem Park gibt es sozusagen eine Diabolo-Mannschaft, etwa im Tiantan-, im Taoranting- oder im Beihai-Park. In jedem Park haben wir eine Mannschaft mit 20 bis 30 Leuten, in größeren Parks sogar 40 bis 50! Unser Verein hat insgesamt mehr als 1.000 Mitglieder!"

Das kleine und schmucke Diabolo-Museum in Beijing ist sicher einen Besuch wert, gerade wenn man es mit einem Spaziergang durch die naheliegenden Hutongs und vielleicht einem Kartenspiel im Baoguo-Tempel verbindet. Sollte die Zeit für einen Besuch aber nicht reichen, so kann ja vielleicht ein Ausflug in einen der vielen Parks als Entschädigung dienen, die Gruppen dort erkennen sie schon von weitem am lauten Schnurren der Diabolos!

Hinkommen:

Adresse: 9, Xiaoxing-Hutong, nahe dem Baoguo-Temple, Stadtbezirk Xicheng (报国寺小星胡同9号)

Eintritt: frei

Tel: 8316 5726

Text, Photos, Interview: Christoph Limbrunner

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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