In China sind 90 Prozent der Leukämiefälle auf das häusliche Umfeld zurückzuführen, speziell auf mit Schadstoffen belastete Innenausstattung. 60 Prozent der Krankheiten, treten in Folge von Luftverschmutzung in Innenräumen auf.
Frau Qu ist vor kurzem zusammen mit ihrer Familie in das Wohnviertel Kangbashi der nordchinesischen Stadt Huhehot umgezogen. Doch Glück und Zufriedenheit fanden sie in der neuen Bleibe nicht.
„Nur ein paar Tage nach dem Umzug wurde das Kind krank. Seine Mandeln waren entzündet. Gestern mussten wir das Kind zur stationären Behandlung ins Krankenhaus bringen."
Auch den anderen Familienmitgliedern geht es gesundheitlich nicht gut. Sie alle klagen über Übelkeit und eine heisere Stimme. Doch dies ist nicht alles, wie Frau Qu berichtet:
„Wenn man sich länger in der Wohnung aufhält, schmerzen und tränen die Augen, es wird einem schwindelig, man fühlt sich kraftlos und Herzklopfen tritt ein."
Bei der Frage nach der Quelle des Übels, richten sich alle Augen auf die großen weißen Kleiderschränke in den Schlafzimmern.
„Von den Schränken geht ein beißender Geruch aus, besonders wenn man sie öffnet."
Die Familie sah keine andere Wahl und ließ die lokale Behörde für Innenraum-Luftüberwachung die Luftqualität in ihrem Haus überprüfen. Die Kontrolleure untersuchten die Luftqualität auf Formaldehyd, Benzol, Ammoniak und weitere Chemikalien. Eine Mitarbeiterin des Institutes berichtet über die Ergebnisse der Laboruntersuchung:
„Bei ihnen zu Hause überschreitet der Formaldehyd-Gehalt in der Luft mit einem Wert von 0,17 den Standard. Der entsprechende Grenzwert liegt bei uns hier in China bei 0,08. Damit liegt eine mittelschwere Verschmutzung vor."
Nach diesen Untersuchungsergebnissen, wagt sich die Familie nicht mehr in das Haus. Die Wohnstätte muss nun zunächst belüftet werden, obwohl diese bereits vor dem Einzug ein halbes Jahr leer stand.
Forschungsergebnissen zufolge ist Formaldehyd, das von Hausgegenständen in die Raumluft abgegeben wird, am schwersten zu beseitigen. Es kann zwischen drei und fünfzehn Jahren dauern, bis Formaldehyd gänzlich abgebaut ist. Formaldehyd in höheren Konzentrationen kann über einen längeren Zeitraum zu Beschwerden wie Schwindel, Halsschmerzen, Brustbeklemmungen, Augenbeschwerden sowie Kraftlosigkeit führen. Am meisten ist das Immunsystem von Kleinkindern gefährdet. Im schlimmsten Fall kann das „Wohngift" zu Leukämie führen.
Zahlreiche chinesische Familien sind mehr oder weniger von Luftschadstoffen in ihren Wohnstätten bedroht. Eine Hauptursache liegt laut Experten darin, dass die vom Staat festgelegten Sicherheitsstandards für Baumaterialien im Haus noch nicht hoch genug seien. Die aktuell geltenden Staatsnormen für Innenausstattungsmaterialien liegen im Vergleich zu denen in Europa um 30 Jahre zurück, geben Spezialisten an.
Deshalb raten Experten dazu, anhaltender Innenraumluftverschmutzung vorzubeugen. Diverse Maßnahmen für die Reinigung der Innenraumluft sollen ergriffen werden. Am wirkungsvollsten ist es natürlich, so häufig wie möglich Türen und Fenster zu öffen, um die Räume zu lüften. Zudem wird unterdessen auch gefordert, dass die entsprechenden Staatsnormen für Ausstattungsmaterialien erhöht werden. Zudem können Wohnstätten mit Luftreinigern ausgestattet werden, und so die Lunge des Hauses bilden.