Blickt man heute vom Kohlehügel über Beijing, ist es kaum vorstellbar, dass im späten Kaiserreich kein Dach die Zinnen der Verbotenen Stadt überragen und die Farbe Gelb tragen durfte. Die Farbe der Harmonie und Weisheit war dem Kaiser vorbehalten. Heute glänzen gläserne, metallene und farbige Dachkonstruktionen um die Wette. Doch auch im gegenwärtigen Dächergewirr der modernen Metropole hat sich der Kaiserpalast seinen gelb-goldenen Schein erhalten. Grund dafür sind die glasierten Dachziegel und Dekorationen, die im Laufe der Restaurierungsarbeiten erhalten oder erneuert wurden.
Die gelben Dächer des Kaiserpalasts Glasierte Dachziegel der Verbotenen Stadt
Im Chinesischen steht der Begriff Liuli für Farbglasur. Bereits in der Tang-Dynastie (618-907) begannen sich glasierte Dachziegel und Ornamente zu verbreiten, doch ihren Höhepunkt fanden die leuchtenden Dächer, Kachelwände und Dekorationen erst in der Ming- (1368-1644) und anschließenden Qing-Dynastie (1644-1911). Zunächst wurden glasierte Ziegel und Dachschmuck im Beijinger Innenstadtbezirk Liulichang gebrannt. Heute ist die Liulichang-Gasse als Antiquitäten- und Kunsthandwerksstraße beliebtes Touristenziel. Wesentlich weniger bekannt ist hingegen der 40 Kilometer von Beijing gelegene Ort Liuliqu, wohin die Fabrikationsstätte im Jahr 1554 verlegt wurde. Der Bedarf der kaiserlichen Familie an glasierten Ziegeln war zu groß geworden, um innerhalb der Stadtmauern produzieren zu können.
Liuliqu – Die Heimat von Liuli Heutige Fabrikationsstätte