Die 2.000 Bewohner eines Wohnviertels im Osten von Beijing beklagen sich häufig über einen schwachen Handy-Empfang. Als das zuständige Mobilfunkunternehmen das Problem mit der Errichtung einer zusätzlichen Empfangsstation auf dem Dach eines Wohnhauses lösen wollte, gingen die Bewohner des Wohnviertels auf die Barrikaden. Song Zhiyuan, dem Zuständigen für dieses Projekt, und seinem Team blieb nichts anderes übrig, als die Empfangsstation wieder abzubauen:

„Wir hatten keine andere Wahl, als die schon fast fertige Empfangsstation wieder zu entfernen. Der Verlust, der uns durch dieses Projekt entstanden ist, beläuft sich auf fast eine Million Yuan RMB."

Die Errichtung von Empfangsstationen für das Mobilfunknetz in Wohnvierteln hat sich für die Telekommunikationsfirmen zu einem wahren Albtraum entwickelt. Ob der Handy-Empfang gut oder schlecht ist, hängt nicht nur von der geografischen Situation ab, sondern in erster Linie von der Anzahl Empfangsstationen in der unmittelbaren Umgebung. Mehr Empfangsstationen sind gleichbedeutend mit einem besseren Handy-Empfang.

Beim Handy-Empfang ist es wie mit vielen anderen Dingen im Leben: alle wollen gute Qualität, aber nur die wenigsten sind bereit, den Preis dafür zu bezahlen. Viele Leute glauben, dass Handy-Signale sich negativ auf ihre Gesundheit auswirken. Daher sind sie wie diese Beijingerin strikt gegen Empfangsstationen in unmittelbarer Nähe ihrer Wohnhäuser:

„Empfangsstationen sind schädlich für die Gesundheit. Die Strahlung, die sie verursachen, ist ganz besonders gefährlich für Leute mit Herzerkrankungen wie mich."

Trotz der gesundheitlichen Bedenken vieler Bürger fordern Experten in dicht besiedelten Gebieten alle 300 bis 500 Meter eine Empfangsstation, weil die Handy-Signale durch die Hochhäuser leicht gestört werden können. In ländlichen Regionen müssen die Telekommunikationsfirmen mindestens alle 500 bis 1.000 Meter eine Empfangsstation errichten. Ansonsten ist der Empfang nicht gewährleistet. Laut Experte Song Zhiyuan verbessern mehr Stationen nicht nur den Empfang, sondern sie weisen entgegen der landläufigen Meinung auch eine geringere elektromagnetische Strahlung auf. Die Leute von diesem Sachverhalt zu überzeugen, gestaltet sich zunehmend schwieriger, wie Song aus eigener Erfahrung nur zu gut weiß:

„Alle wollen einen besseren Handy-Empfang, aber niemand will eine Empfangsstation in unmittelbarer Nähe seiner Wohnung. Dieses Dilemma spitzt sich immer weiter zu."

Doch wie viel Strahlung produzieren Empfangsstationen fürs Handy eigentlich? Und wie schädlich ist diese Strahlung für die menschliche Gesundheit? Einer, der die Antworten auf diese Fragen wissen sollte, ist Zhu Kun. Der Telekommunikationsspezialist führt gerade einen entsprechenden Test im Beijinger Dongcheng-Bezirk durch. Laut Zhu beträgt die Strahlung in Gebäuden, auf deren Dach eine Empfangsstation steht, lediglich 0,25 Watt pro Quadratmeter. Das ist weit weniger, als offiziell erlaubt ist:

„Die Strahlungsintensität ist hier sehr gering. Sie ist weit unter dem nationalen Standard von 0,4 Watt pro Quadratmeter. Dieser Wert ist also akzeptabel. Und die Umgebung ist gut zum Leben."

Wie die meisten anderen Experten hält auch Zhu Kun die Strahlung, die von Mobilfunkanlagen ausgeht, für ungefährlich. Empfangsstationen würden in der Regel in großer Höhe angebracht. Zudem müsse immer ein Mindestabstand von 30 Meter zur nächsten Wohnanlage eingehalten werden, sagt Zhu. Mit anderen Worten: Bis die Strahlung den Wohnbereich erreicht, ist sie so schwach, dass sie keinem Bewohner mehr Schaden zufügen sollte.