Prof. Dr. Lu Yongxiang (*1942) studierte an der Zhejiang-Universität Ingenieurwissenschaften. Er promovierte 1981 an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH). Dr. Lu wurde 1988 Rektor der Zhejiang-Universität und 1997 Präsident der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (CAS). Seit 1994 ist er auch Mitglied der Chinesischen Akademie der Ingenieurwissenschaften und seit 2005 Mitglied der deutschen Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. 2006 erhielt er als zweiter Ausländer die Harnack-Medaille, den höchsten Wissenschaftspreis der Max-Planck-Gesellschaft.
Prof. Dr. Lu Yongxiang wurde im Jahr 1942 in der ostchinesischen Provinz Zhejiang geboren. Lu stammt aus einer Arztfamilie, wollte statt Medizin aber lieber Maschinenbau studieren:
"Es gibt viele Faktoren, welche die Wahl von Hobbys und Berufswünschen beeinflussen. Dazu gehört natürlich auch die Familie. Als Kind wollte ich gerne Mediziner werden. Aber in der Mittelschule bin ich dann dem Verein für Modellflieger beigetreten, und ich habe auch viele Bücher darüber gelesen. Dies weckte mein Interesse für die Luftfahrt. Doch vor meinem Abitur hieß es, dass die Fakultäten für Luftfahrt ihre Anzahl an Studienplätzen begrenzen würden. Parallel stieg mein Interesse am Maschinenbau. Ich habe nie bereut, diesen Studiengang gewählt zu haben. Der Maschinenbau ist aus meiner Sicht eine wichtige, grundlegende Industrie. Auch im Zeitalter der Informationsgesellschaft werden mechanische Ausstattungen benötigt. Der Maschinenbau stellt ein Fundament dar, auf dem sich die verschiedensten Sektoren entwickeln. Darüber hinaus ist er wichtiger Bestandteil der Realwirtschaft. Sowohl die chinesischen als auch die deutschen Erfahrungen verweisen auf die Wichtigkeit des Maschinenbaus in jedem Zeitalter. Im Informationszeitalter fließen viele Faktoren wie Informationen, Netzwerke und Intelligenz in den Maschinenbau ein, was allerdings dessen wichtige Stellung bei der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung nicht mindert."
In den 1960er Jahren arbeitete Prof. Lu eine Zeit lang auf dem Feld. Neben der Feldarbeit lernte er Deutsch, und zwar ohne Hilfe eines Lehrers. Ende der 1970er Jahre studierte er an der RWTH Aachen und kooperierte mit deutschen Kollegen in der Forschung. In den zwei Jahren hat Lu viel erlebt. Er erinnert sich:
"In der zeitgenössischen Geschichte haben viele deutsche Literaten, Künstler, Wissenschaftler und Ingenieure große Beiträge zur menschlichen Zivilisation geleistet. Während des Studiums in Deutschland konnte ich direkte und enge Kontakte zu den deutschen Kollegen in den Bereichen Ingenieurwissenschaften und Pädagogik aufnehmen. Der Fleiß und die Präzision der Deutschen haben mich sehr beeindruckt. Die wissenschaftlichen Forschungen werden systematisch organisiert und das System scheint fast perfekt. Die enge Kombination von Theorie und Praxis in den Ingenieurwissenschaften ist mir besonders positiv aufgefallen. Die RWTH Aachen verfügt über den besten Maschinenbau-Lehrstuhl in Europa, der zu den besten der Welt gehört. Eine Professur für Ingenieurwissenschaften an der RWTH Aachen setzt voraus, dass der Kandidat mindestens fünf Jahre Berufserfahrung in Betrieben mitbringt und eine Habilitation geschrieben hat. Damit wird garantiert, dass die Professoren mit der Praxis vertraut sind und enge Kontakte zur Industrie haben."
Die westlichen Kulturen konzentrieren sich eher auf die Analyse. Hingegen herrscht in den östlichen Kulturen oft ein induktives Gedankengut vor. Heutzutage wird der Austausch zwischen dem Osten und dem Westen immer intensiver. Zugleich verschmelzen die Grenzen zwischen verschiedenen Fachgebieten. Nach seinem Studium in Deutschland kehrte Prof. Lu zurück nach China. Seither hat er sich für den Austausch in Wissenschaft und Forschung zwischen China und Deutschland engagiert.
"Die größte Herausforderung für die Menschheit ist zurzeit der Mangel an Ressourcen und Energie. Wir müssen nicht nur die Nachfrage von heute befriedigen, sondern auch unseren Nachkommen einen Raum zur weiteren Entwicklung schaffen. Deshalb müssen neue Energien, erneuerbare Energien und Technologien zur Energieeinsparung und zur Reduzierung der Schadstoffemission entwickelt werden. In diesen Bereichen haben China und Deutschland einen gemeinsamen Bedarf. Die Rohstoff- und Energieforschung wird in Zukunft sicherlich noch stärker auf energiesparende, erneuerbare und umweltfreundliche Faktoren gerichtet sein. Und für die herstellende Industrie der Zukunft werden umweltfreundlich, energiesparend, nachhaltig, intelligent und global vernetzt die Schlüsselwörter sein."
Interview von Lu Ming
Übersetzt von Xu Qi
Überarbeitung von Marie Bollrich
Foto: Chen Wei