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Partnersuche auf Chinesisch – An einem Sonntag im Renmin Gongyuan
  2012-08-23 14:31:50  cri

Sonntägliches Gewühl im Renmin Gongyuan in Shanghai. Zikaden zirpen ohrenbetäubend. Ältere Damen und Herren schieben sich gemächlich entlang der Wege durch die Massen. Doch für die meisten ist dieser Park kein Ort, um sich zu erholen. Vielmehr ist er Treffpunkt für potentielle Schwiegereltern.

Erst auf den zweiten Blick erkennt man die Suchanzeigen, die sich an Wänden, Wäscheleinen, Pappaufstellern oder Regenschirmen häufen. Mit der Hand geschrieben, gedruckt, vorgedruckt, laminiert, mit einem persönlichen Foto versehen, professionell erstellt, privat aufgestellt – die Vielfalt ist unbegrenzt.

    

Der 52-jährige Liu verbringt jedes Wochenende im Renmin Gongyuan. Er selbst bezeichnet sich als „Yuelao", als „Mann im Mondschein", der laut Überlieferungen aus der Tang-Dynastie Mann und Frau zusammenbringt. Eine Anzeige bei Herrn Liu aufzugeben kostet nichts, doch bei erfolgreicher Vermittlung lassen ihm die Eltern gern „etwas" Geld zukommen. An den Hochzeiten der „Vermittelten" nimmt er nicht teil. Aber auch hier schicken ihm die „frisch Vermählten" zum Dank Obst, Süßes und andere kleine Aufmerksamkeiten.

Die meisten Singles seien zu schüchtern oder einfach zu beschäftigt, um selbst in den Park zu kommen. Fast alle von ihnen sind berufstätig. Der Druck am Arbeitsplatz ist groß und die Freizeit knapp bemessen. Deshalb sind es die Eltern der Singles, die hier herkommen. Der Park dient als Plattform, um sich auf dem Single-Markt umzusehen, auszutauschen und die Eltern potentieller Partner kennenzulernen. Zuerst schaut man nach den (finanziellen) Voraussetzungen, dem Alter, der Körpergröße. Dann wird eventuell der Kontakt gesucht, ein Telefonat geführt.

„Sie, im September '81 geboren, in einem staatlichen Unternehmen tätig, 1,62m groß, Bachelorabsolventin, mit einem monatlichen Gehalt von 7.000 Yuan RMB, wohnhaft im Yangpu Bezirk, bereits einmal kurz verheiratet, jung, attraktiv, nett und gebildet

sucht ihn, mit gutem Charakter, gutem Arbeitsplatz, attraktivem Äußeren, mindestens Hochschulstudium, 1,75 – 1,80m groß, 4 – 10 Jahre älter."

Shanghai ist von Beginn an eine Migranten-Stadt gewesen. So suchen nicht nur gebürtige Shanghaier, sondern auch Singles aus Beijing, Nanjing und anderen Teilen Chinas hier ihren Partner fürs Leben. Die meisten der Suchenden sind allerdings Frauen, die eine gute Ausbildung genossen und einen guten Job gefunden haben.

Auch Zhang Ming, 46 Jahre, gebürtiger Shanghaier und Büroangestellter, sucht in diesem Park für seine Tochter einen passenden Ehegatten. Diese arbeitet in den USA. Zwar hat sie einen amerikanischen Bekannten, der Interesse zeigt und ihr „täglich Kaffee und Kuchen bringt", dennoch bevorzuge sie einen chinesischen Ehemann. Der Kulturunterschied sei einfach zu groß.

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Diese Art von Partnersuche hat allerdings auch ihre Schattenseiten, wie der 50-jährige Restaurantbesitzer Xu Chao schnell festgestellt hat. Selbst Shanghaier, sucht er für seine 25-jährige Tochter einen Partner. Sie arbeitet in einem großen japanischen Unternehmen. Ihre Kollegen sind bereits alle verheiratet, ihr Freundes- und Bekanntenkreis ist klein. So erwog Xu Chao diese Art der Partnersuche als mögliche Alternative, die er inzwischen allerdings kritisch betrachtet:

„Wenn du kein Geld, kein Auto und keine Wohnung hast und dazu nicht noch sehr gutaussehend bist, hast du keine Chance. Die Erwartungen sind zu hoch, um erfüllt werden zu können. Sie entsprechen nicht der Realität. Die Leute hier machen die Sache komplizierter, als sie wirklich ist."

Er hat kein Foto von seiner Tochter dabei, denn er möchte für sie einfach nur einen netten Mann, das reicht. Die anderen Eltern hier seien allerdings nicht auf der Suche nach einem liebevollen Partner, sondern nach einem guten Geschäft.

Und zum Trost aller Partnersuchenden:

Zum Abschied teilte auch mir Herr Liu mit, dass ich auf dieser Partnerbörse leider nur sehr schwer vermittelbar wäre. Bei der Konkurrenz im Hintergrund, meiner Ansicht nach, allerdings nicht verwunderlich…

Text und Fotos: Susan Blomberg

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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