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Schule nur für Kinder der Wanderarbeiter
  2012-03-09 16:36:55  cri

Im äußersten Westen der chinesischen Hauptstadt liegt die Hua´ao – Schule für Kinder von Wanderarbeitern in Beijing. Eigentlich ist es eine Schule wie fast alle anderen in Beijing, gleichzeitig ist sie aber auch anders. Und das nicht nur, weil es sich bei dieser Schule im Stadtbezirk Shijingshan um eine private Bildungseinrichtung handelt. Wir haben uns in dieser Schule umgeschaut und umgehört:

Die Kinder wirken genauso eifrig und aktiv wie ihre Altersgenossen aus alteingesessenen Beijinger Familien. Und doch sind die Schüler irgendwie anders, merkt Lehrerin Shi Jing an, die dort Chinesisch unterrichtet:

„Es fehlt ihnen an Selbstbewusstsein, und nur wenige überwinden ihre Scheu, etwas zu sagen. Die ärmlichen Verhältnisse, in denen sie leben, lassen sie oft unkontrolliert und wenig gesittet erscheinen. Am schlimmsten ist aber wohl, dass ihnen das überhaupt bewusst ist."

Shi Jing gehört zu den 42 Lehrern, die an der Hua´ao – Schule rund 900 Kinder unterrichten. Allerdings klagen viele Lehrer über die zu geringe Bezahlung und bleiben nicht lange, sagt Schuldirektorin Wang Guiyun. So habe man dann fast jedes Semester einen akuten Lehrermangel.

Der ständige Lehrerwechsel stellt nicht nur die Schule vor ein ernstes Problem, er wirkt sich auch negativ auf die Kinder aus. Zudem steht die Schule vor weiteren ernsten Herausforderungen, denn sie musste laut Direktorin Wang oft ihren Standort wechseln:

„Bevor wir hierher kamen, hatten wir keinen wirklich festen Ort für unsere Schule. 2001 sind wir erneut umgezogen, damals im Zuge der städtischen Olympia-Planungen. Ab April jenes Jahres haben wir dann in der Trauerhalle des Babaoshan-Friedhofes unterrichtet."

Vier Monate später zog die Schule an ihren heutigen und besser geeigneten Standort, 2004 erhielt sie als einzige der damals 21 Schulen für die Kinder von Wanderarbeitern im Beijinger Stadtbezirk Shijingshan eine offizielle Zulassung.

Dabei gab es bereits 1993 eine erste private Schule für die Kinder von Wanderarbeitern in der chinesischen Hauptstadt, 1998 gehörten derartige Schulen zur Normalität. Seitdem nahm ihre Zahl jedes Jahr um 15 Prozent zu.

2003 erhielt dann die Beijinger Mingyuan-Schule als erste eine offizielle Bestätigung der lokalen Behörden. Inzwischen sind 60 derartige Privat-Schulen zur öffentlichen Schulbildung berechtigt.

Für Direktorin Wang Guiyuan liegt der Hauptfaktor für den Erfolg ihrer Schule darin, dass sie seit 2004 in einem juristisch legalen und sicheren Gebäude ihren Sitz hat:

„Andere Schulen unterrichten in angemieteten Räumen oder in Gebäuden, das in Eigenleistung errichtet wurden. Die für die Bausicherheit zuständigen Leute von der städtischen Schulaufsicht kommen allerdings bei Inspektionen immer wieder zu der Einschätzung, dass derartige Gebäude einfach nicht die Sicherheitsstandards erfüllen."

Generell stehen die Kinder der in wachsender Zahl in die Stadt strömenden Wanderarbeiter vom Lande vor einem Dilemma: Entweder bleiben sie alleine in ihren Heimatdörfern zurück, oder sie begleiten ihre Eltern in die Stadt. Dort wird ihnen der Zugang zu den städtischen öffentlichen Schulen aber in aller Regel verwehrt.

Der Grund dafür liegt nach den Worten von Professorin Zhang Xiaoling im traditionellen chinesischen Einwohner-Melde-System. Immerhin gebe es aber zumindest in einigen Städten positive Trends, sagt die Direktorin des Forschungszentrums für Menschenrechte an der Partei-Schule des Zentralkomitees der KP Chinas:

„In den vergangenen Jahren gab es besonders in südchinesischen Städten einige Fortschritte: Dort stehen die öffentlichern Schulen tatsächlich allen Kindern offen, unabhängig vom amtlich zugewiesenen Meldeort. Und diese Schulen erheben auch keine erhöhten Sondergebühren für Kinder aus den benachteiligten Gruppen."

Professorin Zhang Xiaoling ist sich deshalb sicher, dass der gleiche Zugang aller Kinder zur Bildung verwirklicht werden wird – im Zuge der weiteren Reformen in China nämlich."

Denn klar ist, dass Kinder vom Lande bislang eher schlechte Karten haben, wenn es um wirklich gleichen Zugang zur Bildung geht. Daraus ergeben sich direkte Nachteile im Wettbewerb in den Städten.

Allerdings hat Direktorin Wang hier ein Gegenbeispiel parat – in Gestalt eines ihrer Schüler vom Lande aus Guizhou:

„Er heißt Wu Yanlin, schon seine Schulergebnisse waren wehr beeindruckend und er hat eine vorbildliche akademische Karriere gemacht. Obwohl er nach dem Schulbesuch bei uns wieder in seine Heimat zurückgekehrte, erinnerte sich immer an mich. 2008 kam er uns besuchen, in jenem Jahr begann er sein Studium an der Tsinghua-Universität".

Als Wang Guiyun, die Direktorin der Schule für die Kinder von Wanderarbeitern, diese Geschichte erzählt, ist sie sehr stolz – und man sieht es ihr an.

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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