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Gute Riecher sind teuer
  2012-02-14 14:40:12  cri
 

Berufe kommen und gehen – je nach Bedarf des Marktes. Das war immer so und wird wohl auch immer so bleiben. Ein noch weitgehend unbekannter Beruf ist der Beruf des Geruchstesters. Was es neben einer extrem feinen Nase sonst noch zu diesem außergewöhnlichen Job braucht, verrät Ihnen Wang Wei.

Wang Wei ist seit über zehn Jahren als Geruchstester tätig. Die Neugier hat ihn zu seinem jetzigen Beruf gebracht:

„Ich mag alle duftenden Dinge. Ich wollte einfach wissen, wie die hergestellt werden."

Wang Wei musste jedoch schon bald feststellen, dass die Arbeit eines Geruchstesters nicht nur im Riechen von verschiedenen Duftstoffen besteht. Weil Geruchstester mit ihrer Nase nicht einfach nur eine Vielfalt von Düften riechen, sondern sie auch noch voneinander unterscheiden müssen, werden sie gerne auch als Geruchschemiker bezeichnet. Wenn sich Wang Wei einen ganz besonders wichtigen Duft einprägen muss, dann muss er ihn mehrere tausendmal riechen oder schmecken. Eine Aufgabe, die schon mal unwahrscheinlich langweilig und ermüdend sein kann:

„Einmal mussten wir eine besondere Hotpot-Essenz kreieren. Um den authentischen Hotpot-Geschmack zu kriegen, wurden wir nach Sichuan, den Hauptort des Hotpots, geschickt. Dort mussten wir einen Monat lang dreimal pro Tag Hotpot essen."

In China gibt es heute zwei Arten von Geruchs- oder Geschmackstestern: Die eine Art ist auf Nahrungsmittelessenzen spezialisiert, die andere Art auf Haushaltsprodukte und Produkte des persönlichen Bedarfs. Bei Nahrungsmitteln besteht der Trick darin, sowohl den Geruch als auch die Verdauungseigenschaften verschiedener Esswaren wie Orangen oder Äpfel nachzuahmen.

Bei Haushaltsprodukten sowie bei Produkten des persönlichen Bedarfs müssen die Tester abstrakte Düfte kreieren, die zu Oberbegriffen wie Liebe oder Ozean passen. Die größte Herausforderung hierbei ist es, die einzelnen Komponenten und ihr Mischungsverhältnis exakt zu bestimmen. Die Geruchstester müssen die obere, mittlere und untere Grenze der Geschmacksnote genau definieren – eine Aufgabe, die viel Kreativität und Feingefühl verlangt.

Infolge der wachsenden Nachfrage nach Gewürzen und Düften sind in den letzten Jahren gleich reihenweise Firmen aus dem Boden geschossen, die Gewürze und Aromen herstellen. Die meisten dieser Unternehmen sind in Beijing, Tianjin, Shanghai und Guangdong ansässig.

Xin Haiming ist der Geschäftsführer der Tianjin Chun Fa Biotech Group Co. Ltd. Laut Xin wird der Bedarf nach Geruchs- und Geschmackstestern in den nächsten Jahren um jährlich bis zu 30 Prozent zunehmen. Seiner Meinung nach beruht diese Zahl sogar noch auf konservativen Schätzungen:

„Geruchstester werden in vielen Sektoren in China benötigt werden, etwa beim Catering oder in der Lebensmittelindustrie. Vor allem die Lebensmittelindustrie wird eine riesige Zahl Geruchstester brauchen."

Da es im Moment erst relativ wenige Geruchstester gibt, ist ihr Gehalt ziemlich hoch. Ein Geruchstester mit einer Arbeitserfahrung von über zehn Jahren kann pro Monat schnell einmal bis zu 15.000 Yuan RMB verdienen. Einige Firmeninhaber haben gar begonnen, ihre erfahrenen Geruchstester mit Aktienanteilen an ihren Unternehmen zu beteiligen, um sie langfristig an sich zu binden. Xin Haiming, der Geschäftsführer der Tianjin Chun Fa Biotech Group Co. Ltd., findet ein solches Vorgehen mehr als vertretbar:

„Ein erfolgreiches Produktdesign führt zu hohen Verkaufszahlen. Und schließlich sind es die Geruchstester, die dieses Produkt hergestellt haben."

Die Arbeit eines Geruchstesters hat viel mit Chemie zu tun. Es überrascht daher nicht weiter, dass viele Geruchstester einen Universitätsabschluss in Chemie haben. Allerdings erhalten Geruchstester derzeit höhere Gehälter als Chemiker oder Lebensmittelwissenschaftler mit demselben akademischen Grad. In einigen westlichen Ländern hat der Beruf des Geruchstesters gar zur Entstehung von neuen Finanzprodukten geführt. Neu kann dort beispielsweise die feine Nase eines Geruchstesters für den Schadensfall versichert werden.

Soweit ist Xin Haiming in seinem Unternehmen noch nicht. Doch das könnte sich schon bald ändern. Denn ein guter Riecher verspricht auch im China von heute hohe Gewinne.

Übersetzt von Simon Gisler

Gesprochen von Lü Xiqian

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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