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Begegnung zwischen Ost und West –Erhu und Violine im Dialog
  2012-02-10 14:45:11  cri
 

Die Erhu und die Geige sind Vertreter der chinesischen und westlichen Kultur. Beide haben ihre Besonderheiten. In einigen Punkten ähneln sie sich, in anderen wiederum gar nicht, wie eine Gegenüberstellung der Instrumente zeigt.

Chinese(C): Tabea, hast Du Dir den Film "Kung Fu Panda " schon mal angeschaut?

Ausländer(A): Ja das habe ich. Das ist ein echt netter Zeichentrick-Film mit vielen authentischen chinesischen Elementen. Dazu zählen die Landschaft, die Snacks und die traditionelle chinesische Kleidung. Aber vor allem die Filmmusik ist nach chinesischem Geschmack. Die gerade gespielte Melodie ist aus "Kung Fu Panda ", oder?

C: Ja. Das ist doch die Hintergrundmusik, wenn Altmeister Oogway mit den fliegenden Blättern von Pfirsich sterbt. Weißt Du, mit welchem Instrument diese Musik gespielt wird?

A: Mit einer Geige ? Nein, einen Moment, lass mich nachdenken...

C: Haha, lass uns das Rätselraten stoppen. Du hast zur Hälfte richtig geraten.

A: Zur Hälfte?

C: Ja! Das ist eine Erhu, auf Deutsch nennt sie sich Kniegeige. Der Spieler einer Geige legt sein Instrument an der Schulter an, während die Erhu auf dem Knie abgestützt wird. Schau mal, ich hab eine solche Erhu mal ins Studio mitgebracht.

A: Das Instrument sieht einer Geige recht ähnlich. Es hat Metallsaiten, einen Hals und Wirbel. Und es verfügt auch über einen Schallkörper. Allerdings ist dieser eigenartigerweise mit einer Schlangenhaut bespannt.

C: Zudem hat die Erhu auch nur zwei Saiten, die Geige hingegen vier. Außerdem liegt der Bogen bei der Geige auf den Saiten auf. Bei der Erhu ist er hingegen zwischen den Saiten eingespannt.

A: Im Vergleich zur Geige ist die Erhu sehr viel einfacher aufgebaut. Sie hat nicht einmal ein Griffbrett. Ich vermute, dass die Zahl der Melodien eher begrenzt ist, oder nicht?

C: Dieses mal hast du falsch geraten. Die Erhu mag einfach aussehen, benötigt aber eine gute Spieltechnik. Lass mich das mal zeigen. Wie Du erwähnt hattest, hat die Erhu kein Griffbrett wie die Geige. Deshalb hat sie so mysteriöse Tonfarben.

C: Der Tonumfang der Erhu beträgt drei Oktaven. Deshalb hat sie eine reiche Ausdruckskraft. Die Klangfarbe ähnelt dabei dem menschlichen Gesang. Daher wird die Erhu auch singendes Musikinstrument genannt. Melodien, die auf der Geige gespielt werden können, sind auch auf der Erhu zu spielen.

A: Tatsächlich? Das möchte ich mir mal anhören. Kann man mit der Erhu auch Werke wie „Carmen" oder einen Csárdás spielen. Diese setzen auf der Geige ja eine gute Technik voraus?

C: Hören wir jetzt mal in „Carmen" und einen "Csárdás" rein, beides mit einer Erhu gespielt.

A : Wow! Das ist wirklich unglaublich, dass man den Bogen zwischen den beiden dünnen Saiten so schnell bewegen kann.

C: Nun geht's weiter:

A: Diese Melodien sind vertraute Geigenmusik-Stücke. Das Gefühl wäre ein anderes, wenn diese mit einer Erhu gespielt werden würden.

C: Ehrlich gesagt, diese Melodien klingen mit einer Geige besser. Die Musik ist ein Produkt der Kultur. So ist eine westliche Lebensart auch besser mit einem westlichen Instrument auszudrücken, dann bildet es ein harmonisches Ganzes.

Auch spielt die Geige heute oft das Erhu-Repertoire. Die Geige vermag allerdings die Gemütsbewegung dieser Stücke nur schwer auszudrücken.

Hören wir nun beide Instrumente im Vergleich an.

Zuerst die Geige:

A: Das muss die Geige sein. Das Lied klingt sehr melodisch und angenehm in den Ohren.

Z : Ok, weiter geht´s. Nun die Erhu:

A: Die Erhu ist ein geheimnisvolles Musikinstrument. Die gleiche Melodie, mit einer Erhu gespielt, vermittelt eine traurige Stimmung.

C: Da die Tonfarbe der Erhu etwas melancholisch ist, kann dieses Musikinstrument tiefe menschliche Gefühle ausdrücken. Das Lied, das Du gerade gehört hast, ist die berühmteste Erhu-Melodie. Sie nennt sich „Der Mond spiegelt sich in der zweiten Quelle wider".

C: In den 30er und 40er Jahren gab es in der ostchinesischen Stadt Wuxi einen blinden Musiker, der oft mit einer zweisaitigen Geige durch die Straßen zog und bettelte. Die von ihm gespielten schönen Melodien lockten viele Passanten an, die stehen blieben und ihm zuhörten. Man nannte diesen Spieler den blinden Abing. Durch seine bekannt gewordene Erhu-Melodie verstanden die Zuhörer die Bitterkeit sowie das Leid eines blinden Musikers.

A: Das erinnert mich an Beethoven und seine Schicksalssymphonie.

C: Ja, Beethoven und Abing, Taubheit und Blindheit. Diese beiden glücklosen Musiker haben der Menschheit Meisterwerke hinterlassen.

C: Doch die Themenpalette der Erhu-Musik ist äußerst breit. Es gibt auch sehr viele Melodien, die eine fröhliche Stimmung beschreiben oder die schöne Natur.

A: „Das klingt wie Vogelgezwitscher."

A: „Und das wie ein wieherndes Pferd."

A: Das wiederum wie Geschrei.

A: Die Erhu ist wirklich ein reizvolles Instrument.

C: Die Erhu und die Geige sind jeweils Vertreter der chinesischen und westlichen Kultur. Beide haben ihre Besonderheiten. Sie können nicht gegeneinander ausgetauscht werden, aber sie können sich ergänzen. Lassen Sie uns abschließend einer Melodie lauschen, die von einer Erhu und einer Violine gemeinsam gespielt wird.

Übersetzt von Wang Yaqi

Gesprochen von  Tabea Nehrbass und Zhang Chen

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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