Wir über uns Kontakt Jobs Fragen? Archiv
Der gute Arzt von Tuoli – Li Zhenxi
  2011-11-24 18:28:50  cri

Auf den ersten Blick wirkt Li Zhenxi sehr schlank und etwas untersetzt. Obwohl er erst 53 Jahre alt ist, lässt ihn seine dunkle Haut deutlich älter wirken. Aufgrund seines jahrelangen Umgangs mit den kasachischen Hirten beherrscht er deren Sprache fließend, und selbst in seinen chinesischen Äußerungen finden sich von Zeit zu Zeit kasachische Einsprengsel.

Vor nicht allzu langer Zeit begab sich Li Zhenxi mit einer Lieferung Arzneien in ein Weidegebiet unweit des Dorfes Baijian. Baishan Bieke, ein 67-jähriger Hirte, hatte ihn kaum erspäht, als er ihn mit einem Lächeln und unter Umarmungen begrüßte.

Die Beziehung der beiden reicht in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts zurück. Damals war Li Zhenxi, der aus einer Familie von Medizinern in Gansu stammt, als Barfussarzt nach Baijian gekommen. Baishan Bieke diente zu jener Zeit als Parteisekretär des Dorfes und verfügte über großen Einfluss. Bei den Dorfbewohnern handelte es sich ausnahmslos um Kasachen, die kein Wort Chinesisch sprachen. Eine der wenigen Ausnahmen war Baishan Bieke. Li Zhenxi musste sich daher nicht nur an die sehr ungewohnten Lebensbedingungen vor Ort anpassen, sondern darüber hinaus auch noch Kasachisch lernen. Allmählich bildete sich zwischen ihm und Baike Bieshan eine tiefe Freundschaft heraus. Mitte der achtziger Jahre wurde Li Zhenxi dann als Arzt in das Dorf Tuoli beordert, bevor er 1990 schließlich zum Direktor des örtlichen Gesundheitszentrums ernannt wurde.

Tuoli gehört zu den wichtigsten Weidegebieten rund um Urumqi. Bei der Ankunft Li Zhenxis lebten hier 4.000 Bauern und Hirten, von denen 80 Prozent zur Minderheit der Kasachen gehörten. Jahr um Jahr lebten diese Menschen in den Tiefen des Tianshan, teilweise bis zu 70 Kilometer von den Behörden entfernt. Ein Arztbesuch stellte für die meisten der Hirten ein großes Problem dar. 1992 kaufte Li Zhenxi daher ein Mobiltelefon. Ganz gleich, ob Tag oder Nacht, sobald er einen Anruf erhielt, griff Li Zhenxi nach seinem Arztkoffer und machte sich auf den Weg.

Bald darauf wählten die Hirten nicht mehr den Notruf, sondern meldeten sich direkt bei Li Zhenxi. Hieran wird deutlich, wie groß das Vertrauen der örtlichen Bevölkerung in den chinesischen Arzt war.

Bis heute hat Li Zhenxi 200.000 Patienten behandelt, das Gesundheitszentrum entwickelte sich zu seinem zweiten Zuhause. Und tatsächlich wohnte er häufig über Nacht im Krankenhaus.

Im Winter 2001 ereignete sich ein besonders dramatischer Zwischenfall: Bei einer schwangeren Frau aus dem Dorf Yangquangou setzten plötzlich schwere Blutungen ein – 70 Kilometer vom Gesundheitszentrum entfernt. Die örtlichen Bedingungen ließen eine Operation nicht zu, und so ließ er die Schwangere auf der Ladefläche eines Transporters in das Youyi-Krankenhaus nach Urumqi fahren. Um sicherzustellen, dass der Transport ohne Zwischenfälle ablief, packte er sich die Infusionsflasche unter die Lederjacke, um die Flüssigkeit bei Minus 30 Grad mit seiner Körperwärme vor dem Einfrieren zu bewahren. Der Transport gelang reibungslos, das Leben von Mutter und Kind war zu keiner Zeit bedroht.

Die kasachischen Hirten ernähren sich sehr fleisch- und salzhaltig, während sie nur selten Gemüse zu sich nehmen. In der Folge litten viele Patienten unter hohem Blutdruck. Li Zhenxi begab sich daher hinaus auf die Weiden, um nach möglichen Lösungen zu suchen.

Eines Tages brach eine uigurische Frau während der Arbeit zusammen. Als Li Zhenxi eintraf, konnte er kaum mehr einen Puls feststellen. Dennoch gelang es ihm, die Frau wiederzubeleben und zu retten.

Darüber hinaus unterstützte er Not leidende Kranke mit insgesamt 60.000 Yuan RMB.

Unweit des Dorfes lebt auch ein Angehöriger der Hui-Minderheit namens Mai Xinfu. Seine Tochter litt unter einem angeborenen Herzfehler, der vor einigen Jahren eine Operation nötig machte. Allerdings reichten die Ersparnisse der Familie bei weitem nicht aus. Nachdem Li Zhenxi von dem Fall erfahren hatte, kontaktierte er Kollegen und Studenten in den größeren Krankenhäusern von Urumqi und bat um ihre Hilfe. Sie alle machten es möglich, dass die Tochter Mai Xinfus eine Operation erhielt, ohne dass Mai Xinfu sich verschulden musste. Heute ist seine Tochter glücklich verheiratet, er selbst öffnete ein Restaurant und ein Transportunternehmen und kam zu Wohlstand. Noch heute ist er ganz aufgeregt, wenn er von der Erkrankung seiner Tochter erzählt:

„Früher hatten wir ein schweres Leben, nicht mal fünf Yuan hatten wir. Jetzt ist das alles besser. Letztes Jahr hat mein Sohn geheiratet, allein das Auto hat mich 20.000 Yuan RMB gekostet. Das alles verdanke ich letztendlich Doktor Li Zhenxi. In meiner schwersten Zeit hat er mir geholfen."

Über die Erforschung von Krankheiten hinaus erläuterte Li Zhenxi den Hirten die Grundlagen einer gesunden Ernährung und animierte sie dazu, ihre Essgewohnheiten umzustellen. In jenen Hirtenfamilien, die sesshaft wurden, spielten Reis und Gemüse schon bald eine viel größere Rolle als in den nomadischen Familien. In der Folge sank auch die Häufigkeit von Schlaganfällen, und immer weniger Menschen litten an hohem Blutdruck.

In Anerkennung seiner hervorragenden Leistungen wurde Li Zhenxi im vergangenen Jahr vom chinesische Staatsrat für seinen „Beitrag zur Erschließung des Westens" ausgezeichnet. Die Dorfleitung in Tuoli war sich durchaus bewusst, dass die Arbeit Li Zhenxis sehr ermüdend war. Eine angetragene Versetzung in ein besseres Krankenhaus lehnte Li jedoch ab:

„Ich lebe jetzt schon mehr als 30 Jahre in Tuoli und bin mit den Hirten hier befreundet. Ich kann sie nicht verlassen, und sie mich genauso wenig."

Li Zhenxi kann nicht sagen, wie oft er in den vergangenen 30 Jahren auf Berge kletterte, wie häufig er mitten in der Nacht Patienten aufsuchte oder wie viele Leben er gerettet hat. Aber die tiefe Dankbarkeit und die emotionale Verbundenheit der Bevölkerung von Tuoli wird er nie vergessen.

Vor einigen Jahren heiratete seine Tochter, und viele der kasachischen Hirten eilten herbei, um bei den Vorbereitungen zu helfen. Sie richteten das Hochzeitszimmer aus und bereiteten Li Zhenxis Tochter eine festliche Hochzeitsfeier nach kasachischem Vorbild.

Im Rückblick auf die vergangenen 30 Jahre schätzt Baishan Bieke Li Zhenxi als wichtiges Mitglied der Gemeinschaft ein.

„Die Hirten von Tuoli sind mit den Diensten von Li Zhenxi sehr zufrieden. Er ist ein guter Arzt und Krankenhausleiter. Wir betrachten ihn wie einen leiblichen Bruder."

Übersetzt von Zhong Xi

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
Meistgelesene Artikel
• Keine Lebenszeichen vom gesunkenen indischen U-Boot
• Snowdens Vater erhält Visum für Russland
• Getötete Chinesen: Afghanistan bekundet Beileid
• Vermittlungsversuche in Ägypten gescheitert
• Gipfel abgesagt: Russland enttäuscht von USA
Fotos
Luxusausstellung 2013 in Beijing eröffnet
Fotoausstellung „Chinesischer Traum - Schönes China" in Brüssel
Wiederaufbau neuer Wohnhäuser nach Erdbeben in Min
Lujiagou: Ein neues Wohngebiet mit günstigen Lebens- und Verkehrsbedingungen
© China Radio International.CRI. All Rights Reserved.
16A Shijingshan Road, Beijing, China