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Ein Wechselbad der Gefühle – Die China Open 2011
  2011-11-02 10:04:02  cri

 

Die diesjährigen China Open endeten mit großen Überraschungen. Bei den Herren gewann nicht etwa die Weltnummer Eins Novak Djokovic, sondern der Tscheche Tomas Berdych, der seit Mai 2009 kein Turnier mehr für sich entscheiden konnte. Bei den Frauen setzte sich ebenfalls überraschend die Polin Agnieszka Radwanska durch. Chinas größte Hoffnung, Li Na, schied bereits in der Vorrunde aus. Ihr frühes Ausscheiden in Beijing ist symptomatisch für die Leistungen der chinesischen Tennisspielerinnen in dieser Saison.

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Tenniswelt die China Open in drei Monaten ganz aufmerksam verfolgen wird. In diesem Jahr wird erstmals im neuen Stadion gespielt. Wenn Li Na in diesem Stadion vor 15.000 Zuschauern spielen wird, wird es sicherlich zu begeisternden Szenen kommen."

Diese Aussage machte Fabrice Chouquet, der WTA-Verantwortliche für den Raum Asien Pazifik, unmittelbar nach dem Sensationssieg von Li Na an den French Open in Paris im Juni. In Beijing war für die Überraschungssiegerin von Roland Garros allerdings bereits in der ersten Runde Schluss. In zwei Sätzen musste sich die 29-Jährige aus Wuhan der Rumänin Monica Niculescu geschlagen geben. Eine emotionale Berg- und Talfahrt wie die Lokalmatadorin an der Pressekonferenz eingestand:

„In diesem Jahr fühle ich mich wie auf einer Achterbahn."

Allerdings rang nicht nur Li Na um Worte. Auch ihre zahlreich erschienenen Fans konnten ihre Enttäuschung über das frühe Aus ihres Idols nicht verbergen. Geng Sumeng von der Beijinger Fremdsprachenhochschule meldete sich bei den China Open extra als Freiwillige, um ihr großes Vorbild Li Na einmal aus nächster Nähe bestaunen zu können. Auch sie weiß nicht genau, warum es Li Na ausgerechnet in ihrer Heimat nicht so recht laufen wollte:

„An den Sydney Open und den Australian Open in Melbourne zu Jahresbeginn war Li Na noch in ganz guter Form. An den French Open erreichte sie schließlich ihren Saisonhöhepunkt. In Wimbledon, an den US Open und an den China Open waren ihre Leistungen dann wieder weniger gut. Auch die Stimmung der Fans unterliegt großen Schwankungen."

Nach dem unerwarteten Triumph an den French Open waren die Erwartungen an Li Na in Beijing natürlich sehr hoch. Der Tennissport hat im Reich der Mitte seither einen Boom erlebt wie selten zuvor. Dass das diesjährige China Open nicht zum erwarteten Tennisfest wurde, lag auch an den Absagen einiger Topstars – allen voran der Weltnummer Eins Novak Djokovic aus Serbien. Der China Open-Sieger der vergangenen zwei Jahre und Gewinner von drei Grand Slams in dieser Saison musste in diesem Jahr verletzungsbedingt auf eine Teilnahme an den China Open verzichten. Auch die Amerikanerin Serena Williams und die Russin Maria Sharapowa mussten verletzungsbedingt Forfait geben.

Neben den verletzungsbedingten Absagen dieser Stars drückte auch das frühe Ausscheiden der chinesischen Nachwuchshoffnungen Peng Shuai und Zheng Jie auf die Stimmung auf den Rängen. Dazu Zhang Dongwen vom Organisationskomitee der China Open:

„Wir hoffen natürlich immer, dass auch Spieler und Spielerinnen aus China an unserem Turnier teilnehmen. So können wir höhere Einnahmen erzielen. Der Sport lebt von der Leidenschaft der Zuschauer. Im Davis Cup mit seiner Geschichte von über hundert Jahren kämpfen beispielsweise die Spieler um nationale Ehren. Da sind die Zuschauer fast noch enthusiastischer als die Spieler."

Für das chinesische Publikum ist Tennis noch ein verhältnismäßig neuer Sport. Dementsprechend schwierig ist es für die Zuschauer, die Leistungsschwankungen ihrer Stars nachzuvollziehen. Nicht ganz unschuldig daran sind auch die Medien, die nach dem Sensationssieg von Li Na in Paris die Hoffnungen der Fans noch zusätzlich geschürt haben. Die Doppelspezialistin Zheng Jie weiß aus eigener Erfahrung, was medialer Druck bedeutet:

„Als wir im Frauen-Doppel im Jahr 2006 zwei Grand Slams geholt haben, war das mediale Echo noch nicht so groß. Man muss sich einfach anpassen. Wenn man ihr Zeit gibt, wird sie sicher wieder zu alter Stärke zurückfinden."

Das Auf und Ab ist nicht nur charakteristisch für die Leistungen der chinesischen Tennisspielerinnen, sondern für das Frauentennis in diesem Jahr insgesamt. Von den vier Grand Slam-Turnieren wurden drei von Spielerinnen gewonnen, die noch nie zuvor einen Grand Slam errungen haben. Allerdings konnte keine dieser frischgebackenen Grand Slam-Gewinnerinnen in den Folgeturnieren an ihre Leistungen anknüpfen. Bereits in den ersten beiden Runden hieß es jeweils Endstation für sie. Ein Lied von einem solchen Wechselbad der Gefühle singen kann Vera Zwonarewa. Die 27-jährige Russin stand 2010 sowohl in Wimbledon als auch in New York im Finale. Zum Grand Slam-Sieg hat es ihr im Einzel jedoch noch nie gereicht:

„Wenn man die Spiele vom vergangenen Jahr nimmt, dann erkennt man, dass einige Spielerinnen an wichtigen Turnieren mehrmals im Finale oder Halbfinale standen, an anderen Turnieren aber oft bereits in der ersten oder zweiten Runde ausschieden. Alle Spielerinnen sind von solchen Leistungsschwankungen betroffen. Von Grand Slam-Siegerinnen wird erwartet, dass sie immer gute Leistungen zeigen. Aber das ist unmöglich."

In Sportarten wie Tennis immer zu gewinnen, ist heutzutage ein Ding der Unmöglichkeit. Die Konkurrenz an der Spitze ist schlicht zu groß. Zudem haben Seriensiegerinnen wie die Williams-Schwestern Venus und Serena oder die Belgierin Kim Clijsters ihren Zenit bereits überschritten. Eine Nachfolgerin dieser Ausnahmespielerinnen ist derzeit nicht in Sicht. Trotz ihres Sieges in Paris wird wohl auch Li Na diese Lücke langfristig nicht schließen können. Dafür hat die 29-Jährige aus Wuhan das Interesse ihrer Landsleute am Tennis entfacht. Die Organisatoren der diesjährigen China Open in Beijing konnten sich nicht nur über mehr Zuschauer freuen, sondern auch über 20 Prozent mehr Einnahmen aus dem Sponsoring. Bleibt zu hoffen, dass sie im nächsten Jahr kein Wechselbad der Gefühle erleben wie Li Na und ihre chinesischen Kolleginnen in diesem Jahr.

Übersetzt von Zhu Qingan 

Gesprochen von Yan Wei

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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