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Einen roten Chinesen bitte! Edle Tropfen aus dem Reich der Mitte
  2011-09-29 09:01:07  cri

    


Chateau Changyu AFIP Global

Zum ersten Mal in der Geschichte der Decanter World Wine Awards räumt ein Chinese auf der höchsten Ebene ab. Er gewinnt die Kategorie der Roten über 10 britische Pfund, also etwa 11 Euro 50. Geschmeidig, anmutig, reif, aber nicht protzig: So beurteilte die Jury das Jia-Bei-Lan Cabernet Cuvée aus 2009 vom Weingut He Lan Qing Xue in der Provinz Ningxia. Der Decanter World Wine Award des gleichnamigen englischen Magazins zählt zu den wichtigsten internationalen Auszeichnungen und wird seit 2004 verliehen. Nur 25 von mehr als 12.000 eingereichten Weinen erhalten die begehrte Trophäe.

Wein aus China? In manchen deutschen Hotels haben Sommeliers Rebensaft aus dem Reich der Mitte bereits auf die Karte genommen. Die Gäste reagieren skeptisch. Noch. Das Entwicklungspotential für chinesischen Wein ist enorm, leidet momentan im Ausland allerdings an fehlendem Image. Der Chinese trinkt Reiswein, Baijiu oder Bier. Blickt man auf die Statistiken, scheint dieses Urteil berechtigt. Während in Frankreich, Italien, Spanien oder auch Deutschland über 20 Liter pro Kopf pro Jahr konsumiert werden, ist es in China gerade einmal eine halbe Flasche.

Und das, obwohl die Volksrepublik schon viel länger als Weinbauer aktiv ist, als man denkt. Bereits 2000 Jahre vor Christus soll der erste Wein gekeltert worden sein. Getrunken wurde er damals allerdings nicht. Er diente ausschließlich religiösen Zwecken. Das änderte sich im 7. Jahrhundert nach Christus in der Tang-Dynastie. Sogar Marco Polo berichtete von einem guten Tropfen aus dem Reich der Mitte. Im 14. Jahrhundert war diese erste Phase vorbei. Weinberge wurden gerodet und anstelle dessen Weizen angebaut.

Ein Überseechinese aus Malaysia verhalf dem Wein 1892 zu einer neuen Blüte. In Yantai, in der nordostchinesischen Provinz Shandong, gründete Zhang Bishi die erste Kellerei, „Changyu", was soviel wie Wohlstand bedeutet. Die Unternehmensgruppe Changyu ist heute nicht nur der größte Weinbetrieb im Land, sie betrachtet sich auch als Mutter des chinesischen Weins und beherrscht über 20 Prozent des heimischen Markts. Die Anbaugebiete erstrecken sich mittlerweile über die Provinzen und Autonomen Gebiete Xinjiang, Ningxia, Shaanxi, Liaoning und auch Beijing.

2002 errichtete Changyu in Yantai das erste Chateau nach internationalem Standard, das Chateau Changyu-Castel. 2007 kam das Chateau Changyu AFIP Global in Miyun vor den Toren der chinesischen Hauptstadt hinzu. Ausländische Investoren sollen die Qualität verbessern. Bei Changyu AFIP sind das Amerika, Frankreich, Italien und Portugal. Sun Hongbo managt das Changyu Chateau in Miyun. Er legt Wert auf die Kombination von Weinanbau und Tourismus.

„Im Westen gab es eigentlich kein passendes Modell für uns. Am Anfang haben wir uns über viele Chateaus im Ausland informiert. Wir haben viele Chateaus in Frankreich, Portugal, Italien und Spanien besucht, auch in den USA. Das Geschäftsmodell von den europäischen Chateaus, beispielsweise in Frankreich, ist traditionell und nicht so offen. Aber die amerikanischen Chateaus, die wir besucht haben, sind alle auch zugänglich für die Touristen. Sie bieten Weinproben an. Danach haben wir auch unser eigenes Betriebs- und Marketingmodell entwickelt."

Auf dem Gelände finden sich neben dem Weinschloss und den Weingärten auch noch Hotels und Vergnügungsanlagen. Alle im europäischen Stil. Sogar eine Kirche wurde nachgebaut. Nicht nur durch die vielen Hochzeitspaare, die sich dort fotografieren lassen, wirkt das Ganze wie eine riesige Kulisse. Laut Sun ist die Anlage gut besucht.

„Unser Chateau bietet ein großes Angebot für Touristen, zum Beispiel Erlebnistouren. Die Touristen können den Herstellungsprozess anschauen, den Weinkeller und die Weinberge besuchen. Zweitens gibt es auch das Museum im Hauptgebäude. Dort können sie sich über die Geschichte und Entwicklung von Changyu, die Geschichte und Entwicklung von Wein in China, sowie Weinkultur informieren. Wir bieten auch Weinverkostungen an. Durch die Verbreitung der Grundkenntnisse und Weinkultur können die Touristen lernen, wie man guten Wein genießt."

Ruan Shili ist Chef des zu Changyu gehörenden Landwirtschaftsunternehmens und Qualitätsexperte. Minus 15 Grad und starker Wind würden den Pflanzen in Beijing zu schaffen machen. In China verliefe der Anbau aufgrund unterschiedlicher Voraussetzungen anders als im Westen.

„Der Boden und das Klima sind anders als in Europa. Unser Boden hier ist Sandboden, manchmal auch Kalksandboden. Das ist sehr gut für das Wachstum von Weinreben. In China herrscht Kontinentalklima, und in Europa maritimes Klima. Die Anbauweise ist unterschiedlich. In Europa, beispielsweise in Frankreich, muss man die Weinreben nicht in die Erde verlegen, aber in Beijing muss man das machen. "

Wie viel Wein er selbst trinkt, verrät er nicht genau. Pro Tag müsse er mehr als zehn Sorten testen. Damit trinkt er mit Sicherheit zumindest mehr als die halbe Flasche des Durchschnittschinesen.

Wer Wein kauft, trinkt ihn nicht. Wer Wein trinkt, kauft ihn nicht. Wein ist ein beliebter Geschenkartikel und wandert so von Haushalt zu Haushalt. Gerade einmal acht Millionen Chinesen sind laut Schätzungen regelmäßige Weinkonsumenten. Momentan gibt es in Supermärkten auch noch Weine im Paket mit Cola oder Sprite zum Mixen. Vielleicht wird dem chinesischen Gaumen so der Sprung zum wahren Weingenuss erleichtert?

Gegenwärtig exportieren die Deutschen viermal mehr Wein nach China als umgekehrt. Dieses Verhältnis könnte sich bei der Entwicklungsgeschwindigkeit rasch ändern. Auch Changyu exportiert. Sun Hongbo:

„Momentan ist das Exportvolumen von Changyu nicht groß, jährlich nur etwas mehr als 20 Millionen US Dollar. Die Haupt-Export-Länder und Gebiete sind in Südostasien und Europa, beispielsweise Hongkong, Malaysia, Singapur, Indonesien, Philippinen, Japan, Frankreich, Deutschland und Belgien."

Der Manager des Changyu-Chateau in Miyun meint allerdings noch, dass der eigene Markt viel attraktiver sei. Dort gebe es wesentlich weniger Konkurrenz und mehr Möglichkeiten im höheren Preissegment. Na dann, Ganbei!

Text und gesprochen von Marie Bollrich
Fotos: Marie Bollrich

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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