Sie hörten soeben den Klang eines chinesischen Windrades, ein traditionelles Spielzeug, das seit Jahrhunderten in China existiert und die Menschen auch heute noch begeistert.
Windräder aus Beijing haben eine besonders lange Geschichte und historische Verbindung zu der Stadt. Früher gab es viele Handwerksmeister, die sich mit der Herstellung der Windräder beschäftigten, heute sind nur noch wenige.
Einer von ihnen ist der 63-jährige Wang Guohua, der seit 30 Jahren Windräder herstellt. Der Meister seiner Kunst ist eigentlich eher zufällig dazu gekommen.
„Als ich 1979 nach Beijing zog, war Herr Cao Chuangshan mein Nachbar. Die Cao-Familie hat bereits über fünf Generationen Windräder hergestellt und Cao Chuangshan selbst war damals ein bekannter Meister der Kunst. Während des traditionellen Frühlingsfests half ich ihm dann bei der Herstellung der Windräder. Ich habe den Herstellungsprozess von ihm gelernt."
Früher wie heute werden die Windräder auf den Tempelmärkten während des Frühlingsfests verkauft, das größte Fest in China. Am zweiten Tag des Frühlingsfests befestigen die Menschen dann ihre Windräder, auch „Glücksräder" genannt, an Türen oder Fenstern, um den Gott des Glücks willkommen zu heißen und Glück für das kommende Jahr zu garantieren.
Wann die Chinesen genau begannen, Windräder herzustellen, ist nicht bekannt, obwohl es schriftliche Überlieferungen gibt.
„Der Herstellungsprozess der Windräder geht auf über 1.000 Jahre zurück. Eine Darstellung der Windräder wurde in einem Gemälde aus der Song-Dynastie gefunden und Stickereien, auf der Kinder mit Windrädern spielen, wurden auf einigen Kleidern des Kaisers der Ming-Dynastie gefunden. Daher gehen wir davon aus, dass die Windräder vor der Song-Dynastie entstanden sind und während der Ming-Dynastie verbreitet wurden."
Die Windräder werden heute noch auf die gleiche Art und Weise hergestellt. Materialien wie Hirsestängel werden entsprechend zugeschnitten, um die Grundstruktur zu bilden. Dann werden kleine runde Trommeln aus Lehm und Papier hergestellt. Diese werden dann mit einem Metalldraht an der Grundstruktur befestigt. Die kleinen Stiele an den Rädern, die gegen die Trommeln schlagen, erzeugen den charakteristischen Klang des Windrades.
Ein Windrad kann eine beliebige Anzahl von Rädern haben. Die Zahl der Räder hat keine besondere Bedeutung, die Farben früher schon.
„Die Leute stellten hohe Ansprüche an die Farben der Windräder. Es mussten mindestens fünf sein. Sie weisen auf die fünf Elemente hin: Metall, Holz, Wasser, Feuer und Erde. Heutzutage sind den Leuten die Farben egal, solange das Windrad schön aussieht."
Die Herstellung ist zeitaufwendig und erfordert Sorgfalt, vor allem bei Windrädern mit vielen Rädern. Obwohl Wangs Sohn manchmal aushilft, ist es im Allgemeinen sehr schwierig, junge Menschen von dem alten Handwerk zu begeistern.
„Es gibt nun nur noch zwei Familien in Beijing, die sich mit diesen Windrädern beschäftigen. Eine davon ist meine Familie, und die andere ist eine Familie aus Tongzhou, einem südöstlichen Vorort Beijings. Viele Handwerker haben ihr Geschäft aufgegeben, da es viel harte Arbeit bedeutet und die Renditen nicht hoch sind."
Wie bei vielen anderen traditionellen Volkskunstformen in China ist der Nachwuchs das größte Problem. Zum Glück gibt es noch Leute, die sich für die Windräder interessieren.
„Die Windräder erinnern ältere Menschen an die gute alte Zeit sowie ihre Kindheit. Es ist auch ein gutes Spielzeug für Kinder. Obwohl die Herstellung ein komplizierter Prozess ist und wenig Geld bringt, will ich diese alte Kunst weiter fortführen. Manche volkstümliche Spielzeuge sind bereits verschwunden, weil nur wenige Menschen daran Spaß hatten oder sie herstellen wollten. Ich möchte nicht, dass es auch den Windrädern so ergeht. Glücklicherweise sind sie beliebt."
Herr Wang hat noch immer großes Interesse an seinen Windrädern, vor allem während des Frühlingsfests. Hoffentlich bleibt das auch so...
Übersetzt von Zheng An