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Beijinger Bauten : Stille Zeugen der Geschichte
  2011-06-13 15:44:20  cri
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Als Stadt mit einer über tausendjährigen Geschichte und einer reichen Kultur verfügt Beijing über zahlreiche historische Zeugnisse. Als Hauptstadt mehrerer Dynastien durchlebte sie zudem immer wieder Aufschwung und Niedergang. Die Zeiten haben sich gewandelt, doch die Bauten jener Zeit sind geblieben und haben sich zu Zeugen der Veränderungen und der Geschichte Chinas entwickelt. Wir möchten Ihnen heute alte sowie moderne Bauten in Beijing vorstellen und gemeinsam untersuchen, welche Rückschlüsse auf die Geschichte der Stadt sie zulassen.

Das städtische Erscheinungsbild Beijings ist sowohl von modernen als auch von alten Bauten geprägt. Einer der ältesten bis heute erhaltenen Bauten ist der Tempel Tanzhesi im westlichen Stadtbezirk Mentougou. Die Bauarbeiten wurden im Jahr 307 abgeschlossen, womit Tanzhesi auch der älteste Tempel im gesamten Stadtgebiet ist. Daher gibt es das Sprichwort „Xian You Tan Zhe Si, Zai You Bei Jing Cheng", auf Deutsch etwa „erst gab es den Tempel Tanzhesi, erst danach entstand die Stadt Beijing". Zhang Huiguang, Direktorin am Beijinger Tourismusamt, teilt uns mit:

„In Beijing gibt es viele alte Tempel, doch der Tanzhesi ist wohl der berühmteste unter ihnen. Nicht nur wegen seiner langen Geschichte und der schönen Umgebung, sondern auch wegen der grandiosen Tempelgebäude selbst. Außerdem gibt es natürlich auch viele wunderbare Legenden über den Tempel. Im Volksmund erzählt man sich etwa, dass es den Tanzhesi schon vor der Stadt Beijing gab."

Die Tempelanlagen erstrecken sich über eine Fläche von 2,5 Hektar. Rechnet man jedoch die Wälder und Berge hinzu, die dem Tempel unterstehen, so dehnt sich die Fläche auf insgesamt 121 Hektar aus. Alle Bauten des Komplexes erfüllen die traditionellen Anforderungen der chinesischen Ästhetik. So wird der Tempel wie üblich durch eine Mittelachse in zwei völlig symmetrische Hälften geteilt, die Haupt- und Nebengebäude sind deutlich voneinander verschieden. Man sagt, dass selbst die Verbotene Stadt dem Stil der Tempelbauten im Tanzhesi folgt.

Zudem kennzeichnet der Tempel Tanzhesi die Ausbreitung des Buddhismus in Nordchina, da er der erste buddhistische Tempel im Umfeld des heutigen Beijings war. Zur Zeit des Baus hatte sich der Buddhismus in China noch nicht völlig durchgesetzt und stieß in einigen Regionen immer wieder auf Ablehnung. Während der Herrschaft der Dynastien der Nördlichen Wei und der Nördlichen Zhou, die auf die Errichtung des Tempels folgten, wurde der Buddhismus wiederholt angegriffen. Zum Ende der Tang-Dynastie wandelte ein Würdenträger namens Congshi den Tempel schließlich in einen Hauptsitz der buddhistischen Zen-Schule um. Hierzu kann uns der stellvertretende Direktor des Forschungsinstituts für antike Bauten in Beijing, Bao Shixuan, mehr mitteilen.

„Zu Beginn der Zeit der Fünf Dynastien lebte hier ein Zen-Meister, der Congshi hieß. Er kam aus Hunan und baute den Tempel Tanzhesi zu einem Hauptsitz des Zen-Buddhismus aus. Seither haben sich sowohl der Tempel als auch der Zen-Buddhismus in Beijing sehr rasch entwickelt."

Bei der Entscheidung, wie ein Bau gestaltet werden sollte, müssen Architekten stets auch die geografische Lage und die vorhandenen finanziellen Mittel berücksichtigen. Das chinesische Museum für Revolution und Geschichte, das 2003 zum chinesischen Staatsmuseum umgewandelt wurde, befindet sich gegenüber der Großen Halle des Volkes. Aufgrund der sehr speziellen Lage des Gebäudes mussten beim Design des Baus Ende der 1950er Jahre viele Einschränkungen hingenommen werden. Zhang Kaiji gehört zur ersten Generation der Architekten, die ihre Tätigkeit kurz nach Gründung der Volksrepublik China aufnahmen. Im Lauf seiner Karriere hat er zahlreiche architektonische Spuren in der chinesischen Hauptstadt hinterlassen, unter ihnen auch das Museum für Revolution und Geschichte. Den ursprünglichen Plänen nach sollte der Bau eine Fläche von 60.000 Quadratmetern einnehmen. Allerdings musste das Museum zudem im Vergleich zur dreimal größeren Großen Halle des Volkes bestehen können, ohne es zu übertreffen, und einen nationalen Stil aufweisen. Zhang Kaiji legt uns einige seiner Gedanken dar.

„Die traditionellen chinesischen Bauten nutzen häufig das Motiv des Pailou, das chinesische Scheintor. Bei der Arbeit am Museum für Revolution und Geschichte habe ich dieses traditionelle Element ebenfalls benutzt. Zudem habe ich viele Innenhöfe im Museum nach dem Muster der Beijinger Wohnhöfe errichtet."

Diese Innenhöfe erwecken nicht nur einen traditionellen Eindruck, sondern dienen auch dazu, die Fläche des Baus größer erscheinen zu lassen. Ursprünglich wollte er noch einen zweiten Stock aufsetzen, um den Bau abzuschließen, wie uns Zhang Kaiji erklärt. Doch aufgrund der schwierigen Finanzlage musste er sein Vorhaben aufgeben. Frau Zhang Jingqiu, Mitglied an der Chinesischen Akademie für Ingenieurswesen, war ebenfalls am Entwurf des Museums beteiligt und kann uns mehr über die damaligen Umstände berichten.

„Das Museum war ein symbolischer Bau für die Zeit nach der Gründung der Volksrepublik. Es war für unser Land außerdem völlig neu, ein so großes Museum zu bauen. Die Funktion eines Museums wurde damals noch nicht wissenschaftlich definiert. Und von modernen Anlagen konnte auch keine Rede sein. Damals empfand man es schon als großartig, wenn es Klimaanlagen gab. Auch die Lagerhäuser für die Ausstellungsstücke waren nicht optimal."

Nach 50 Jahren Nutzung erfüllte der Bau schließlich nicht mehr die Anforderungen, die an ein staatliches Museum gestellt werden, und wurde 2003 umgebaut und modernisiert. Seither trägt das Gebäude die Bezeichnung chinesisches Staatsmuseum.

Aber nicht nur das Museum, sondern nahezu die gesamte Stadt wurden einer Modernisierung unterzogen. Einer der modernsten Bauten Beijings ist das Nationaltheater. Bereits vor 50 Jahren wurde geplant, in direkter Nachbarschaft der Großen Halle des Volkes ein Theater zu errichten. Doch aufgrund der begrenzten Mittel in der Frühzeit der Volksrepublik wurde das Vorhaben immer weiter aufgeschoben. Erst im Jahr 1998 schrieb die chinesische Regierung einen internationalen Auftrag für den Bau des Nationaltheaters aus. Dabei handelte es sich um die erste weltumspannende Ausschreibung, die im Namen der Regierung Chinas veröffentlicht wurde. Bereits in der Frühphase der Planung war entschieden worden, dass das Theater ein Wahrzeichen der modernen Architektur in Beijing werden sollte. Doch da die verschiedenen Anforderungen an den Bau immer wieder in Konflikt zueinander gerieten, sahen sich die Architekten mit einem Dilemma konfrontiert. Wang Chengming, stellvertretender Vorsitzender des Nationaltheaters, kann uns erklären, welche Probleme bei dem Entwurf auftauchten.

„Die geografische Lage des Nationaltheaters ist sehr speziell. Es befindet sich im Herzen der Stadt Beijing, direkt neben der Großen Halle des Volkes. Den Charme dieses wichtigen Gebäudes darf es natürlich nicht überstrahlen."

Besonders die Höhe des Theaters stellte ein Problem für die Architekten dar. Denn der Bau durfte keinesfalls die 46 Meter hohe Große Halle des Volkes überragen. Für ein Nationaltheater aber reichte diese Höhe bei weitem nicht aus, um seine Aufgaben ohne Einschränkung erfüllen zu können. Die Große Halle des Volkes wurde nach den Vorgaben des russischen Baustils errichtet, wobei auch die übrigen Baukomplexe in der Umgebung diesem Stil entsprachen. Die Frage war daher, wie sich das neue Theater auf die vorhandenen Bauten abstimmen lassen könnte.

50 Architekten aus aller Welt hatten sich auf die Ausschreibung hin beworben, doch viele stießen während der Planung auf unlösbare Probleme und annullierten ihre Teilnahme. Schließlich gelang es dem französischen Architekten Paul Andreu, den Auftrag nach mehrmaligen Modifikationen für sich zu entscheiden. Das Problem der geringen Bauhöhe löste er, indem er auf eine unterirdische Bebauung zurückgriff.

Paul Andreu erläutert seine Idee:

„Eines Tages versuchte ich, etwas zu entwerfen. Plötzlich hatte ich eine kleine Kaffeetasse in der Hand, und ich versuchte, diese Tasse in Papier einzupacken. Dabei kam mir die Idee, warum ich nicht auch das Theater auf diese Weise bauen könnte."

Der fertige Bau des Nationaltheaters ähnelt einem gewaltigen Ei und trägt daher auch den Spitznamen „Ei". Die „Eierschalen" beherbergen drei Haupthallen: eine Opernhalle mit 2.416 Sitzen, eine Konzerthalle für 2.017 Zuschauer sowie ein kleineres Theater, in welchem 1.040 Gäste Platz finden.

Vom Standpunkt der modernen Architektur aus betrachtet, ist das Nationaltheater ein einzigartiges Kunstwerk, das die Gestalt der Innenstadt bereichert. Das vollständig von Wasser umgebene Gebäude scheint förmlich zu schweben, während die Glas- und Titanoberfläche wie eine glänzende Perle die Umgebung widerspiegelt. Bei Nacht erstrahlt das Theater in goldenem Licht und wirkt wie ein im Dunkeln verborgener Schatz. Der Zugang zum Inneren des Baus wird durch eine geschwungene Öffnung ermöglicht, die einem Vorhang sehr ähnlich sieht. Im Kontrast zur traditionellen Architektur, von der es umgeben ist, soll das „Ei" ein modernes, weltoffenes und der Kultur tief verbundenes China symbolisieren.

Übersetzt von Xi Jing

Gesprochen von Xi Jing

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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