Wir über uns Kontakt Jobs Fragen? Archiv
Die Neujahrsbilder von Mianzhu
  2011-05-17 12:37:17  cri
Seite Drucken    
 

Herzlich willkommen zu unserer Quizserie „Sichuan – Drei Jahre nach dem Beben". Das Neujahrsbild gilt als wichtige Form der traditionellen chinesischen Malerei und weist einige spektakuläre Besonderheiten auf. Diese Klasse von Bildern ist von einer langen Geschichte geprägt und kann auf mehrere Herkunftsorte zurückgeführt werden. Darunter sind die Neujahrsbilder aus Yangliuqing in Tianjin, aus Weifang in Shandong, aus Mianzhu in Sichuan sowie aus Taohuawu in Suzhou am bekanntesten. Die Stile dieser vier Städte werden als die „vier berühmtesten Neujahrsbilder Chinas" bezeichnet.

Bevor wir mit unserem Beitrag beginnen, möchten wir Ihnen zunächst zwei Fragen stellen. Unsere erste Frage lautet: In China gibt es insgesamt vier berühmte Stile von Neujahrsbildern – wie lauten ihre Namen? In unserer zweiten Frage möchten wir von Ihnen wissen, warum die Neujahrsbilder aus Mianzhu so bekannt sind und worin ihre größte Besonderheit liegt.

Die Neujahrsbilder aus Mianzhu sind streng genommen Holzschnitte. Ihr Name leitet sich von der Herkunft aus der Stadt Mianzhu in Sichuan ab, die auch als Heimat des Bambuspapiers gilt. Erste Formen der hiesigen Neujahrsbilder lassen sich auf die Song-Dynastie zurückführen. Ihre Blütezeit trat diese Kunstform während der Herrschaft der Qing-Kaiser Qianlong und Jiaqing an. Zu jener Zeit existierten im Kreis Mianzhu mehr als 300 spezialisierte Malerwerkstätten mit über 1.000 Beschäftigten, die jährlich 12 Millionen Bilder produzieren konnten. Die Absatzmärkte für diese Werke waren hierbei nicht nur auf die verschiedenen Landesteile Chinas wie Hunan, Hubei, Shaanxi, Gansu, Qinghai oder Hongkong und Macao beschränkt. Auch ins Ausland, vor allem in asiatische Staaten wie Indien, Japan, Vietnam und Myanmar wurden die Bilder ausgeführt. Im Jahre 2006 wurden die Neujahrsbilder aus Mianzhu gemeinsam mit jenen der Region Taohuawu in Suzhou in die staatliche Liste zum Schutz des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

Das sogenannte Neujahrsbilderdorf befindet sich in der Gemeinde Xiaode der Stadt Mianzhu der Provinz Sichuan. Entlang der Straßen trifft man vor allem auf schlichte Wohnhäuser im Regionalstil Westsichuans. An ihren Außenwänden hängen prächtige Neujahrsbilder, die dem Besucher das Gefühl vermitteln, er habe ein Atelier oder Museum betreten.

Chen Qiang ist einer der ortsansässigen Maler. Sein Großvater Chen Xingcai ist der staatlich ernannte Bewahrer des immateriellen Kulturerbes der Stadt Mianzhu. Der heute 94-Jährige begann bereits im Alter von 16 Jahren mit der ortstypischen Malerei. Auch sein Enkel Chen Qiang arbeitet seit geraumer Zeit in diesem Handwerk und gilt als Repräsentant der jungen Malergeneration des Dorfes.

Wie uns Chen Qiang erklärt, muss zuerst eine Skizze des Neujahrsbildes angefertigt werden. Im Anschluss werden diese durch den Graveur auf hölzerne Druckplatten übertragen. Schließlich trägt der Maler die Farben auf das einfarbig bedruckte Papier auf und stellt damit das Bild fertig. Der Prozess stellt sich vergleichsweise kompliziert dar.

„Zuerst müssen die Holzplatten für das Neujahrsbild erstellt werden. Jedes einzelne Bild hat seine eigene Holzplatte. Nachdem die Tusche der Skizze getrocknet ist, werden die Farben aufgetragen. Normalerweise braucht ein Bild zirka 20 bis 30 Einzelschritte. Das Endergebnis ist prächtig und bunt. Besonders schwer sind die Gesichter der Figuren."

Die Neujahrsbilder von Mianzhu sind thematisch sehr vielfältig. Zu ihren Inhalten zählen historische Figuren, Opernszenen, volkstümliche Sitten und Gebräuche sowie verschiedene Tier- und Pflanzenarten. Die künstlerischen Effekte des Bildes werden durch die prächtigen Farben und die starken Kontraste noch hervorgehoben. Insgesamt lässt sich feststellen, dass die lokalen Besonderheiten und die Atmosphäre der Region einen deutlichen Niederschlag in den Bildern hinterlässt. Dies erklärt auch die große Beliebtheit der Werke bei in- und ausländischen Kunden.

Zudem weichen die hiesigen Neujahrsbilder von denen in Yangliuqing, Weifang und Taohuawu ab, denn im Gegensatz zu den übrigen drei Stilen werden sie voll und ganz in Handarbeit hergestellt.

„Verschiedene Regionen weisen auch unterschiedliche Kulturen auf. So basiert das Neujahrsbild in Mianzhu auf dem Holzdruck und wird im Anschluss per Hand gefärbt und bemalt. Die Neujahrsbilder aus Yangliuqing bei Tianjin hingegen werden im Mehrfarbendruck hergestellt."

Auch nach der Gründung der Volksrepublik wurde das Neujahrsbild in Mianzhu immer weiter überliefert und entwickelt. Dabei fanden neue Inhalte und ästhetische Vorstellungen Eingang in den lokalen Stil, um die Bilder dem Geschmack der neuen Zeit anzupassen. Eine besondere Welle der Forschung, Entwicklung und Erneuerung erlebt der Malstil seit dem Beginn der Reform- und Öffnung.

Doch das Erdbeben von Wenchuan 2008 forderte auch im Dorf der Neujahrsbilder einen hohen Tribut. Große Teile des Ortes wurden zerstört. Seither wurde mit der Unterstützung der Stadt Suzhou in der südostchinesischen Provinz Jiangsu daran gearbeitet, die Region erneut zu einem Zentrum der Bildproduktion, des Handels und des Tourismus zu machen. Insgesamt acht Projekte wurden in Mianzhu realisiert, darunter Szenenstraßen, ein Museum sowie Freilichtausstellungen mit volkstümlichen Darstellungen.

Inzwischen verbreitet sich der Ruhm der Neujahrsbilder aus Mianzhu im ganzen Land. Auch die Zahl der Kunden steigt unablässig. Bis vor kurzem hatten sich vor allem Senioren mit den Bildern beschäftigt, doch mittlerweile stößt die Kunst auch bei jüngeren Menschen auf Interesse. Der unentgeltliche Einführungskurs des Dorfes ist gut besucht, auch junge Frauen gehören zu den Teilnehmern. Für sie ist der Unterricht eine Möglichkeit, ein neues Handwerk zu erlernen und damit neue Einkommensquellen zu erschließen, ohne ihre Heimat verlassen zu müssen. Li Fang arbeitet in der Ausstellungsstätte „Wufu". Sie erklärt:

„Vorher haben wir in Städten und Gemeinden gearbeitet. Jetzt malen wir zu Hause Neujahrsbilder. Das Einkommen ist genauso hoch, aber wir können uns gleichzeitig noch um unsere Familien, die Senioren und um die Kinder kümmern."

Viele Dorfbewohner haben wie Li Fang eine Anstellung in dieser Branche gefunden. Der Preis der von ihnen hergestellten Bilder variiert zwischen einigen Dutzend und mehreren Tausend Yuan. Dabei werden sie nicht nur von Touristen erworben, sondern von Kunden aus ganz China bestellt. Auch bei ausländischen Besuchern erfreuen sich die Neujahrsbilder großer Beliebtheit.

Wang Yuhua, Direktor des Tourismusamtes von Deyang, teilt uns mit, dass sich gegenwärtig etwa 1.000 Personen mit der Produktion von Neujahrsbildern beschäftigen. Die Branche entwickelt sich sehr schnell. Zu den Absatzmärkten gehören nach seinen Aussagen mehr als 50 Staaten und Regionen, darunter die USA, Frankreich, Großbritannien, Japan, Thailand sowie Hongkong und Taiwan. Man sei inzwischen in eine erste Phase der industrialisierten Bildherstellung eingetreten, während Mianzhu gleichzeitig als einzigartiges Reiseziel aufgebaut werden konnte. Das Dorf der Neujahrsbilder sowie die hier über Generationen bewahrte Handwerkskunst scheinen also einer recht günstigen Zukunft entgegenzusehen.

Übersetzt von Zhu Qingan

Gesprochen von Lu Ming

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
Meistgelesene Artikel
• Keine Lebenszeichen vom gesunkenen indischen U-Boot
• Snowdens Vater erhält Visum für Russland
• Getötete Chinesen: Afghanistan bekundet Beileid
• Vermittlungsversuche in Ägypten gescheitert
• Gipfel abgesagt: Russland enttäuscht von USA
Fotos
Luxusausstellung 2013 in Beijing eröffnet
Fotoausstellung „Chinesischer Traum - Schönes China" in Brüssel
Wiederaufbau neuer Wohnhäuser nach Erdbeben in Min
Lujiagou: Ein neues Wohngebiet mit günstigen Lebens- und Verkehrsbedingungen
© China Radio International.CRI. All Rights Reserved.
16A Shijingshan Road, Beijing, China