Die fünfköpfige Familie Liu bewohnt im Dorf Wugui ein 200 Quadratmeter großes Haus mit zwei Stockwerken. Die Räume sind reinlich, angenehm eingerichtet und mit elektrischen Geräten wie Fernseher, Computer und Stereoanlage ausgestattet. Zudem haben alle Familienmitglieder ihr eigenes Zimmer. Nach Auskunft Frau Lius haben sich die Wohnbedingungen seit dem Erdbeben für sie deutlich verbessert.
„Wir leben hier zu fünft, also mein Sohn, meine Schwiegertochter, die in Dujiangyan arbeitet, mein Ehemann, mein zehnjähriges Enkelkind und ich. Vor dem Erdbeben haben wir in unserem alten Haus gewohnt. Aber mit dem Umzug sind unsere Lebensumstände wirklich besser geworden, und zwar in jeder Hinsicht."
Cuiyuehu ist eine relativ typische, von der Landwirtschaft geprägte Gemeinde und befindet sich zwölf Kilometer von Dujiangyan entfernt.
Insgesamt wohnen hier 15.000 Einwohner. Bei dem Erdbeben von 2008 wurden nahezu alle Gebäude inklusive der landwirtschaftlichen Anlagen sowie die gesamte Infrastruktur zerstört. Fast alle Bewohner hatten ihre Häuser verloren, und auch der Schulbetrieb musste ausgesetzt werden. All dies stellte die kleine Gemeinde vor eine schwere Prüfung.
Direkt nach dem Erdbeben hatte die chinesische Regierung die 19 wirtschaftlich stärksten Provinzen und regierungsunmittelbaren Städte zur Hilfe in Sichuan aufgerufen. Je eine Provinz beziehungsweise Stadt sollte sich demnach am Wiederaufbau einer besonders schwer betroffenen Gemeinde beteiligen. Dabei fiel Cuiyuehu in jenen Bereich, in dem sich die Stadt Shanghai engagieren wollte. Im Rahmen des Wiederaufbaus wurden Trümmerfelder geräumt sowie vom Einsturz bedrohte Gebäude abgerissen und durch neue, zweistöckige Häusern ersetzt.
Im Rahmen der staatlichen Aufbaustrategie war es den Einwohnern von Katastrophengebieten möglich, je nach Grad der Beschädigung Hilfsgelder in Höhe von 16.000 bis 26.000 Yuan RMB zu beantragen. Darüber hinaus konnten Familien gegen Vorlage ihrer Grundbriefe und Eigentumsnachweise niedrigverzinste Kredite von 40.000 bis 60.000 Yuan aufnehmen. Die Wiederherstellung von Ackerfläche wurde ebenfalls subventioniert.
Nach Abschluss der Aufbauarbeiten zog Familie Liu schließlich in ihr neues, erdbebensicheres Haus ein. Ihren eigenen Berechnungen zufolge musste die Familie gerade einmal 40.000 Yuan RMB für ihr neues Heim bezahlen. Ein Großteil dieses Geldes entfiel dabei auf den Kauf von Möbeln und Elektrogeräten. Die Differenz zum tatsächlichen Preis des Hauses erhielten sie in Form von Subventionen und Zuschüssen.
„Nach dem Erdbeben haben wir viel Unterstützung durch die Regierung erhalten. Wir selbst hätten die Kosten für den Aufbau niemals tragen können. Die Häuser wurden deshalb in Zusammenarbeit mit den Regierungen errichtet. Das alte Haus war wirklich wackelig und instabil, aber jetzt gibt es keine Probleme mehr."
Wie Familie Liu erging es vielen Anwohnern Cuiyuehus, deren alte Häuser zerstört worden waren. Xu Li zum Beispiel war bis zum Erdbeben in einer ortsansässigen Fabrik für Lebensmittelverarbeitung angestellt. Inzwischen arbeitet sie für den Verwaltungsausschuss ihres Dorfes und ist für die Begrünung und Säuberung der Wohngebiete zuständig. Mit ihrem neuen Haus ist sie sehr zufrieden. Ihr Garten ist sogar groß genug, um Gemüse anbauen zu können.
„Ich habe die Stadtbewohner schon lange um ihre Häuser beneidet, sie sind so schön und bequem. Mein neues Haus hat jetzt auch Erdgas, Warmwasser und Glasfaserkabel. Zum Kochen benutze ich jetzt Gas, und nicht mehr Brennholz. Und ich habe eine Dusche mit Warmwasser, das ist wirklich angenehm. Früher war das nur ein Traum von mir, aber jetzt ist es Wirklichkeit geworden."
Doch die Errichtung von Wohnhäusern ist nur der erste Schritt im ehrgeizigen Wiederaufbauprojekt für Cuiyuehu. Einer der zuständigen Mitarbeiter, Zhou Qiang, erläutert, dass der Wiederaufbau auf zwei Wegen realisiert werden soll. Zum einen muss die Landwirtschaft umgestellt werden, um einen höheren Wert der Produktion zu erreichen. Zum anderen gelte es, vor Ort einen Dienstleistungssektor aufzubauen. Gerade ein auf die landschaftliche Umgebung gestützter Tourismus sowie der Dorftourismus würden sich für Cuiyuehu anbieten.
„Wir haben das Projekt Goldkürbis aus dem Kreis Chongming bei Shanghai übernommen. Letztes Jahr haben wir hier in Cuiyuehu erfolgreiche Probepflanzungen durchgeführt. Dieses Jahr wollen wir den großflächigen Anbau einleiten. Der Agrartourismus stützt sich ja auf die Idee, dass der Hofbesitzer seinen Acker zu je einem Yuan pro Quadratmeter an Touristen vermietet. Ein Hof mit 60 Quadratmetern kann also monatlich 60 Yuan einnehmen. Die Gäste wiederum bezahlen nur etwas mehr als 100 Yuan, um eigenes Gemüse anbauen zu können. Bis zur Erntezeit können die Touristen in die Städte zurückkehren und nach zwei Monaten zurückkommen, um ihre Kürbisse zu ernten."
Darüber hinaus ist Cuiyuehu nur vier Kilometer von dem berühmten chinesischen Berg Qingchengshan entfernt.
Es gibt daher immer mehr Touristen, die die dörfliche Idylle Cuiyuehus für mehrere Wochen genießen wollen. Gegenwärtig bieten immerhin zwei Hotels Übernachtungsmöglichkeiten an. Doch die touristischen Kapazitäten der Region sollen weiter ausgebaut werden, unter anderem durch einen örtlichen Garten sowie die Erschließung neuer Projekte.
Insgesamt zeigt sich die Gemeinde Cuiyuehu also vielseitig sowohl in ländlichem wie modernem Licht. Seit 2008 und dem schrecklichen Erdbeben ist das Leben zur Normalität zurückgekehrt. Das dies so gut gelungen ist, lässt sich vor allem auf die Bemühungen der örtlichen Bevölkerung zurückführen, die ihre Heimat mit eigenen Händen wiederaufgebaut haben.
Übersetzt von Zhang Yiming
Gesprochen von Zhu Liwen