Nezha ist einer der legendärsten Helden in der chinesischen Meeresmythologie. Der Überlieferung zufolge gehört er zur Familie des Generals von Chentangguan, Li Jing.
Nach drei Jahren und sechs Monaten Schwangerschaft gebar Li Jings Frau einen Fleischball. Der schockierte Vater spaltete den Ball mit einem Schwert. Aus dem Fleischkloß entstieg dann ein Knabe mit goldenen Armreifen und einem rotem Seidenband um die Hüfte. Sobald er mit der Luft in Berührung kam, wuchs er mit dem Wind und sah gleich wie ein dreijähriges Kind aus. Auf seine linke und rechte Handfläche waren jeweils zwei Schriftzeichen geschrieben: „Ne" ( 哪 ) und „Zha" ( 吒 ). So bekam das wundersame Kind den Namen Nezha.
Am Tag von Nezhas Geburt ist der taoistische Heilige Taiyizhenren zu Besuch. Er schenkt Nezha einen Ring, den „Qian-Kun-Ring". Qian bedeutet Himmel und Kun bedeutet Erde. Nezha spielt gern mit dem Qian-Kun-Ring. Eines Tages geht er mit Kindern aus der Nachbarschaft zum Spielen an die Küste. Dort begegnet Nezha dem dritten Sohn des Drachenkönigs in der Ostsee. Der Drachenprinz prügelte gerade willkürlich kleine Kinder. Nezha tritt empört hervor und ringt mit dem Drachenprinz. Es kommt zu einem heftigen Kampf im Drachenpalast. Am Ende sind der Drachenprinz und sein Gefolge tot. Der Drachenkönig der Ostsee beschuldigt wütend den Vater von Nezha und straft die kleine Stadt Chentangguan mit einer großen Überschwemmung.
Nezha will Eltern und Einwohner schützen und tötet sich selbst, um die Wut des Drachenkönigs zu bändigen. Sein Geist fliegt dann zu seinem Meister, dem Taiyizhenren. Er bringt Nezhas Geist in eine Lotosblüte und so wird das wundersame Kind wiedergeboren. Später steigen Nezha und sein Vater sowie die ganze Familie nach dem irdischen Leben zusammen in den Himmel und werden bekannte Schutzgötter des Buddhismus.
Unsere zweite Legende handelt von Mazu. Mazu wird seit der Song-Zeit als Meeresgöttin verehrt. Mazus Familie war einflussreich und wegen Wohltaten im Kreis Putian der südostchinesischen Küstenprovinz Fujian bekannt.
An einem Abend träumt Mazus Mutter von dem Bodhisattva Guanyin und bekommt eine Pille. Daraufhin wird sie schwanger. Am Abend des 23. Tages des dritten Monats im Jahr 960 kommt ein roter Lichtschein von Nordwesten: Er bringt einen langanhaltender Duft. Es donnert am Himmel und just in diesem Augenblick kommt die kleine Meeresgöttin zur Welt. Niemals hört man das Mädchen Weinen. Der Vater gibt ihr daher den Namen „Stille".
Das schöne Mädchen lernt alles sehr schnell. Ab dem zehnten Lebensjahr liest sie jeden Tag buddhistische Sutren. Als sie dreizehn ist, kommt ein Taoist zu Besuch und sagt ihr, „du besitzt die Begabung der Himmelsgötter und solltest die Erleuchtung erlangen." Der Meister bringt ihr nützliches Wissen bei und sie lernt sehr fleißig.
Drei Jahre später zeigt Mazu dann ihre magischen Kräfte. Sie prognostiziert Glück und Unglück der Menschen, heilt Krankheiten, vertreibt böse Geister und rettet Reisende vor Meereskatastrophen. Ab diesem Zeitpunkt wird sie als „Fee" und „Drachentochter" verehrt.
Mit 28 Jahren will Mazu Abschied nehmen von der irdischen Welt und sagt zu ihren Familienangehörigen: „Alles in mir ist reine Stille. Ich möchte nicht mehr in der sterblichen Welt bleiben. Morgen ist das Chongyang-Fest. Ich möchte den Berg besteigen und nehme jetzt Abschied von Euch." Die Familie wußte nicht, dass sie bald in den Himmel aufsteigen wird. Mazu geht am nächsten Tag zum Berg. Bevor sie zum höchsten Gipfel des Meifeng-Bergs schreitet, verabschiedet sie sich noch einmal von ihren Schwestern. Die unten gebliebenen Schwestern und andere sehen dann einen langen weißen Luftstrom aus dichten Wolken in den Himmel aufsteigen. Im Himmel ertönt herrliche Musik und Mazu blickt in einem bunten Regenbogen auf die Wolken und auf die Erde hinunter und verschwindet.
Seitdem träumten die Menschen ab und zu von Mazu. In den Träumen sitzt die Göttin entweder an Bergfelsen und Wasserfällen oder mit gekreuzten Beinen in den Wolken. Manchmal fliegt sie im roten Gewand über das Meer und schützt die Gläubigen vor den Gefahren der See. So errichteten die lokalen Einwohner auf dem Meifeng-Berg einen glanzvollen Tempel, um sie als Meeresgöttin zu verehren.
Gesprochen von Lu Ming