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China und der Hunger nach Autos
  2010-12-15 10:26:31  cri
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Während Autoverkäufer weltweit mit sinkenden Verkaufszahlen zu kämpfen haben, läuft der Automarkt in China seit zwei Jahren so gut, dass er es sogar an die Weltspitze geschafft hat. Davon profitieren in erster Linie internationale und vor allem deutsche Autohersteller. Auch heimische Billigmarken spielen zunehmend mit. Näheres über den chinesischen Automobilmarkt in unserem folgenden Beitrag.

Vor kurzem fand in der chinesischen Hauptstadt zum zweiten Mal die Beijinger Ausstellung für Import-Fahrzeuge statt. Insgesamt haben dabei 28 namhafte internationale Autohersteller 160 neue Modelle vorgestellt. Laut Wang Huilin, Vertreter des chinesischen Handelsministeriums, blicken heutzutage alle multinationalen Autogiganten auf China. Das Wachstum in China ist schwindelerregend. In den ersten neun Monaten des Jahres wurden satte 51 Prozent mehr Autos als im gleichen Vorjahreszeitraum verkauft. Für das gesamte Jahr werden mit etwa 17 Millionen verkauften Fahrzeugen mindestens 20 Prozent Wachstum erwartet. Klaus Paur, Direktor des TNS China, eines der weltweit größten Marktforschungsunternehmen, sieht das ganz genauso:

"Insgesamt gesehen ist der chinesische Markt mit Sicherheit ein sehr positiver Fleck für die Autoindustrie. In Amerika ist der Markt in einem sehr schlechten Zustand. Auch in Europa haben wir bestenfalls eine Stagnation. Auf der anderen Seite ist in China ein sehr großes Wachstum. China ist inzwischen der größte Automobilmarkt der Welt. Also findet in China nicht nur ein hohes Wachstum statt, es besitzt außerdem ein hohes Potenzial im Sinne des Volumens. Und das macht natürlich den Markt sehr attraktiv und deshalb sind alle internationalen Hersteller hier, produzieren Autos hier und verkaufen Autos hier.

Nach Paur haben vor allem deutsche Hersteller in China einen beachtlichen Marktanteil. Fast jedes fünfte Auto, das in China neu zugelassen wird, zählt zu einer der deutschen Konzernmarken. So träumt die deutsche Autoindustrie den ältesten aller Kapitalistenträume, nach dem man jedem Chinesen ein Fahrradrücklicht verkaufen sollte, auf ganz hohem Niveau. 8,5 Millionen Pkw werden derzeit pro Jahr in China abgesetzt, davon 485.000 Modelle der Premiumklasse. Klaus Paur zur Präsenz der deutschen Autoindustrie in China:

"Marktführer bei den Personenfahrzeugen ist Volkswagen. Volkswagen hat zwei Joint Ventures in China. Die sind im Moment sehr erfolgreich. China ist zurzeit einer der am stärksten konkurrierenden Märkte der Welt. Und wenn man die größte Marke ist, dann ist man immer stärker unter Druck. Aber Volkswagen hat eine sehr komplette Fahrzeug-Palette. Also die haben vor kurzem den Skoda eingeführt, die haben Audis am oberen Segment. Deshalb ist VW in China sehr erfolgreich. Und dann haben wir auch BMW und Mercedes-Benz im Luxus-Bereich. Auch die beiden sind im Moment relativ erfolgreich. Allerdings sind die natürlich wie in allen Ländern auch eher kleiner vom Volumen her. Und speziell der Luxusbereich, der ja traditionell vom amerikanischen Markt geleitet wurde - nachdem in Amerika die Verkäufe nach unten gehen, sind ja auch die Erwartungen, dass China sehr schnell einer der größten Luxusmärkte der Welt werden wird. Und deshalb sind natürlich diese Firmen auch sehr daran interessiert, eine starke Position in China zu kriegen."

Anscheinend sieht es für die Hersteller hochpreisiger Fahrzeuge noch besser aus. Nach Angaben des Deutschen Verbands für Autoindustrie haben deutsche Marken einen Anteil von rund 80 Prozent unter den im chinesischen Festland verkauften Premiumfahrzeugen. Denn Ursachen des Autobooms sind nicht nur Konjunkturprogramm und Steueranreize, sondern auch mehr Wohlstand und Nachholbedarf.

Bei den billigeren Autos sind chinesische Hersteller stark: Sie haben ihren Anteil am Gesamtmarkt um 3,8 Punkte auf 34,6 Prozent erhöhen können. Im Rennen um Marktanteile schneiden die chinesischen Autobauer Changan, BYD, Great Wall und Brilliance am besten ab. Vor allem mischen sie beim Zukunftsthema Elektroantrieb kräftig mit. Anders als beim Verbrennungsmotor rennen sie nicht vorhandenen Entwicklungen hinterher, sondern kennen sich bestens mit Batterietechnologie aus, dem Herzstück künftiger Fahrzeuggenerationen. Im Dezember 2008 hat beispielsweise BYD das weltweit erste Fahrzeugmodell vorgestellt, das sowohl durch eine Eisen-Batterie als auch mit herkömmlichem Benzin angetrieben werden kann. Klaus Paur:

"Wir sehen, dass chinesische Unternehmen wie beispielsweise BYD sehr viele Autos verkauft haben und richtig erfolgreich sind. Zum anderen sind die chinesischen Hersteller jetzt dabei, sich mit den alternativen Energien mehr auseinanderzusetzen, also Forschung und Entwicklung in diesem Bereich zu betreiben. Die sind in der Zukunft wirklich ernst zu nehmende Konkurrenten für internationale Hersteller."

Geely ist einen anderen Weg gegangen, um weltmarktfähig zu werden. Das junge Unternehmen hat die angeschlagene schwedische Traditionsmarke Volvo gekauft und holt sich damit technisches Wissen und Management-Erfahrung ins Haus. Für die ehemalige Ford-Tochter haben die Chinesen große Pläne: In China soll mit Schweden-Knowhow eine Produktion von rund 300.000 Autos pro Jahr aufgebaut werden. Damit würde sich der bisherige Absatz von Volvo verdoppeln.

Verfasst von Xu Wei

Gesprochen von Chen Yan

Weitere Links:

1. Volvo – mit neuem Besitzer zu altem Erfolg

2. JV beliefert Autobauer mit Treibstoff sparenden Lösungen

 

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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