Schon bald beginnen in der südchinesischen Metropole Guangzhou die Asienspiele. Der Fackellauf zu diesem sportlichen Großanlass ist bereits in vollem Gange. Überall in den Etappenorten werden die Läufer vom chinesischen Publikum frenetisch gefeiert. Viele Chinesen, die den olympischen Fackellauf nicht erleben konnten, wollen sich den Fackellauf der Asienspiele auf keinen Fall entgehen lassen.
Beim Fackellauf in der Küstenstadt Zhuhai in der Provinz Guangdong sorgte eine „Langnase" für großes Aufsehen. Ihr Name: Holger Sindemann. Der 42-jährige Deutsche lebt seit zweieinhalb Jahren in Zhuhai, wo er als Manager der MTU Aero Engines tätig ist. Die Ernennung zum Fackelträger kam für Sindemann völlig überraschend:
(Oton 1, Holger Sindemann)
„Es ist mein erster Fackellauf – und wohl auch der einzige in meinem ganzen Leben! Das ist eine einmalige Gelegenheit. Ich war völlig überrascht, als man mich zum Fackelträger ernannt hat. Das ist eine tolle Erfahrung."
Die MTU Aero Engines ist Deutschlands führender Triebwerkhersteller. Auch sie blieb von der neuesten Weltwirtschaftskrise nicht verschont. Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Situation sprach sich Sindemann gegen den Abbau von Arbeitsplätzen in seinem Werk in Zhuhai aus. Im Gegensatz zu anderen ausländischen Firmen, die im Zuge der Finanzkrise vielen ihrer chinesischen Angestellten kündigten, hielt die MTU Aero Engines in Zhuhai an ihrem Personalbestand fest. Sindemann schickte sein Personal zur Weiterbildung nach Deutschland und Kanada anstatt es zu entlassen. Als Dank für seine wohlwollende Personalpolitik wurde Sindemann auf Empfehlung der Regierung der Stadt Zhuhai vom Organisationskomitee der Guangzhouer Asienspiele zum Fackelträger ernannt. Für den 42-jährigen Deutschen kam diese Ernennung aus heiterem Himmel:
(Oton 2, Holger Sindemann)
„Als ich die Nachricht meiner Familie in Deutschland mitteilte, konnte sie es kaum glauben. Sie sind so stolz auf mich. Ich werde sie an meinem Erlebnis als Fackelträger teilhaben lassen. Ich bin der Stadtregierung Zhuhai sehr dankbar, dass sie mir diese einmalige Chance ermöglicht hat."
Obwohl selbst ein begeisterter Schwimmer hat es Sindemann nie zum Profisportler gebracht. Die Asienspiele waren ihm aber schon in Deutschland ein Begriff:
(Oton 3, Holger Sindemann)
„Ich kenne die Asienspiele schon seit langem, da sie in Deutschland auch bekannt sind. Für unsere Verhältnisse sind die Asienspiele von der Größe her mit kleinen Olympischen Spielen vergleichbar. In Europa haben wir kein vergleichbares Sportfest. Bei uns gibt es nur Meisterschaften in einzelnen Disziplinen. An den Asienspielen gibt es ja gar noch mehr Disziplinen als an Olympia. Daher sind die Asienspiele für uns noch interessanter."
In Deutschland werden die Asienspiele nicht live am Fernsehen gezeigt. Sindemann aber möchte sich diesen Großanlass in Guangzhou auf keinen Fall entgehen lassen und einige Wettbewerbe vor Ort im Stadion anschauen. Die entsprechenden Tickets hat er bereits online gekauft:
(Oton 4, Holger Sindemann)
„Ich werde nach Guangzhou fahren, um mir einige Wettbewerbe anzuschauen. Mich interessiert vor allem die Leichtathletik. Daher werde ich mir das Rennen der Männer über hundert Meter anschauen. Da ich früher selbst Schwimmer war, habe ich auch Tickets für die Rennen über hundert und vierhundert Meter Freistil gekauft."
Übersetzt von: Li Zheng und Simon Gisler
Gesprochen von: Liu Yuanyuan und Zhu Qing'an