Im Expo-Pavillon von Slowenien können die Besucher Volksmusik, Trachten und Filme über die imposante Naturlandschaft aus dem Alpenland bestaunen. Zudem gibt es ein Quiz, bei dem tolle Preise gewonnen werden können. Ein Besuchermagnet etwas anderer Art ist eine Blondine in slowenischer Tracht, die fließend Slowenisch und Chinesisch spricht und überall anpackt, wo Hilfe benötigt wird. Die blonde Schönheit heißt Nina. Sie kommt aus Slowenien, studiert aber im Moment an der renommierten Shanghaier Jiaotong-Universität. Vor ihrem China-Aufenthalt hat Nina bereits drei Jahre Chinesisch studiert. In den diesjährigen Sommerferien arbeitet sie nun ehrenamtlich im slowenischen Pavillon auf der Weltausstellung.
„Wir stellen den Besuchern hier unser Land vor. Obwohl Slowenien ganz klein ist, gibt es bei uns auch Meer, Berge und freundliche Leute. Wir können hier in Shanghai auch viele Menschen aus aller Welt kennenlernen."
Dank ihren ausgezeichneten Sprachkenntnissen ist Nina die Schaltstelle zwischen den chinesischen Pavillon-Mitarbeitern und Expo-Besuchern auf der einen Seite und den slowenischen Mitarbeitern auf der anderen Seite. Yang Tingting ist im Pavillon angestellt. Sie schätzt die sympathische Nina sehr:
„Nina kann mich gut verstehen. Was sie sagt, verstehe ich auch gut. Beim Austausch mit ihr habe ich kein Problem. Ich finde sie eine freundliche und lebhafte junge Frau."
Laut Nina gibt es in Slowenien derzeit pro Jahr rund 30 bis 50 Chinesisch-Studierende. Tendenz steigend. Sie selber hat es aus Interesse an Land und Leuten ins ferne China gezogen:
„Ich lerne Chinesisch, weil ich China toll finde. Ich fühle mich hier von vielen interessanten Dingen angezogen. In Slowenien gibt es viele kleine chinesische Restaurants, in denen ich mich mit Chinesen unterhalten konnte. Sie konnten auch Slowenisch sprechen und waren freundlich zu mir. Sie lächelten oft. Daher wollte ich nach China kommen. Ich wollte sehen, ob es in China auch so ist. Dass die Chinesen sehr freundlich sind, habe ich auch hier in China erfahren. Ich mag alles, das irgendeinen Bezug zu China hat. Deshalb habe ich Chinesisch gelernt."
Nina begnügt sich aber nicht mit dem Studium der chinesischen Sprache. Sie vertritt die Ansicht, dass man ein Land erst dann versteht, wenn man auch mit seiner Geschichte sowie der Mentalität seiner Bewohner vertraut ist. In Slowenien müssen sich die Sinologie-Studierenden auch mit der Geschichte, der Politik oder der Literatur Chinas befassen. Nina hat dieser Ansatz viel gebracht:
„Ich weiß mehr über China als meine Kommilitonen hier an der Uni. Die Studierenden aus Deutschland zum Beispiel haben vorher nicht viel über die chinesische Geschichte gelernt. Sie wissen daher nicht so viel wie ich. Ein gewisses Wissen über Land und Leute gehört meiner Meinung nach auch zum Studium einer Fremdsprache. Wenn du nur die Sprache lernst, dann kannst du wohl Chinesisch sprechen, aber du weißt dann gar nichts über China."
Während ihrem Aufenthalt in China musste Nina schon öfters erkennen, dass Vieles, das ihre Landsleute über ihr Gastland sagen, reine Vorurteile sind. Für viele ihrer Landsleute sind „Schmutz", „Chaos" und „schlechte Alltagsbedingungen" typisch für China. Ninas Erfahrungen decken sich jedoch überhaupt nicht mit diesen Vorstellungen:
„In Slowenien heißt es oft, China sei sehr schmutzig, und überall würden die Leute spucken. Das ist meiner Meinung nach nicht China. Meine Landsleute wissen zu wenig über China. An der Oberschule haben wir auch nicht viel über China erfahren. Es gibt viele gute Dinge in China. Die Menschen hier sind nett und freundlich, und die Hochhäuser sind schön."
In einem Jahr wird Nina ihr Studium abschließen. Für die Zeit danach hat sie bereits genaue Vorstellungen. Vor der Rückkehr in ihre Heimat möchte sie noch ein wenig in Shanghai bleiben:
„Nach meinem Studienabschluss werde ich zuerst ein paar Jahre in Shanghai arbeiten, um Geld zu verdienen. Dann werde ich nach Slowenien zurückkehren und einen Kindergarten eröffnen, wo ich den Kindern auch Chinesisch beibringe. Ich werde ihnen aber nicht nur Chinesisch beibringen, sondern auf spielerische Art und Weise auch etwas über das Land China selbst."
Übersetzt von: Lü Xiqian
Gesprochen von: Lü Xiqian