Der letzte Tag in und um Tongling sollte eher wenig mit dem auf unserer Reise alles beherrschenden Thema Kupfer und Bronzeskulpturen zu tun haben, es ging bereits früh am Morgen kurz nach 6.00 Uhr mit dem Bus in den Kreis Qingyang zum Jiuhuashan.
Der Jiuhuashan ist einer der bedeutendsten Berge des Buddhismus in China, die vielen Tempel und Klöster sind dem Bodhisattva Ksitigarbha gewidmet, hier bekannt unter den Namen „Dizang". Dieses „Wesen der Erkenntnis" gilt vor allem als Beschützer der Kinder, und so hieß der Berg früher auch „Jiuzishan". der „Berg der neun Kinder". Die Namensänderung geht den Erzählungen nach auf den berühmten Dichter Li Bai zurück. Der Poet lebte in der Tang-Dynastie und soll dreimal den Berg besucht haben, besonders die malerische Landschaft mit Gebirgsbächen und Pinienwäldern soll es ihm dabei angetan haben, und so nutzte er seine Wanderungen auf dem Berg auch dazu, sich inspirieren zu lassen und Gedichte zu verfassen. In einem dieser Gedichte soll dann aus „Jiuzishan" schließlich „Jiuhuashan" geworden sein, und diese Bezeichnung setze sich später durch; ein Grund dafür, warum man sich vor Ort nicht nur auf seine religiöse Bedeutung, sondern auch auf den bekannten Li Bai berufen kann.
Einige Dutzend Serpentinen ging es vom Fuße des Berges mit dem Bus hinauf zu einer kleinen Ortschaft, dem Ausgangspunkt für Wanderungen zu den vielen Tempeln, Klöstern und Schreinen sowie auf die Gipfel. Hier unterscheiden sich die Angaben wieder: einer Erzählung nach sollen es vor Tausend Jahren 99 Gipfel gewesen sein, daher der Name mit der „9"; andere sagen, Bodhisattva Ksitigarbha soll hier im Alter von 99 Jahren verstorben sein, darum gab es ursprünglich auf dem Berg 99 Gebetsstätten.
Wie auch immer, unsere Reiseführerin meinte gleich zu Beginn, dass es mittlerweile deutlich mehr als diese 99 Verehrungsstätten gebe, und tatsächlich reihten sich nach einigen Metern Fußmarsch gleich Schrein an Schrein, es ging vorbei an kleinen Altären und größeren Tempeln, all dies eingerahmt von Bächen und Wäldern. Von der malerischen Landschaft bekamen wir allerdings nur wenig zu sehen, es regnete die ganze Zeit in Strömen, und viele Nebelfetzen zogen die umliegenden Berghänge hoch. Vielleicht intensivierte aber genau das unsere Eindrücke und Stimmungen, das Herbstwetter verursachte eine andächtige, ja fast mystische Stimmung, ganz passend also für den Besuch eines solch bedeutenden und heiligen Ortes.
Wahrscheinlich war es dann die Müdigkeit, der Regen oder auch die Kälte, jedenfalls waren wir trotz der wunderbaren Erlebnisse auf dem Jiuhuashan doch ein bißchen froh, dass es nach einem kurzen Mittagessen schließlich mit dem Bus wieder in die Provinzhauptstadt Hefei ging, von wo aus es dann mit dem Flieger wieder zurück nach Beijing ging; jedenfalls waren es schöne Erlebnisse, die gesamte Reise war für mich sehr aufschlußreich und informativ, ein Dank daher an die Kollegen und vor allem an Lü Xiqian!
Text und Photos: Christoph Limbrunner