Auf dem EXPO-Gelände wurde vor kurzem eine Tanzperformance über den Astronomen und Missionär Liu Songling aus Slowenien aufgeführt. Liu Songlings slowenischer Name ist Augustin Hallerstein. Er wurde 1703 als Spross einer adeligen Familie in Slowenien geboren. 1744 kam er von Portugal nach Beijing und war ein Beamter für Astronomie und Kalender in der Regierung der damaligen Qing-Dynastie. Er hat über 20 Jahre in China gelebt. Die astronomischen Anlagen des alten Observatoriums von Beijing wurden unter seiner Leitung entworfen und hergestellt.
Die Tanzaufführung mit Licht- und Schatteneffekten über Liu Songling wurde von Wang Huiqin initiiert, eine slowenische Künstlerin chinesischer Abstammung. Sie arbeitet auch als Regisseurin. Die Performance bietet einen Solotanz des rumänischen Tänzers Edward Clug, Gesang des amerikanischen Sängers Cameron Bobro und Musik des slowenischen Darstellers Peter Tomaz Dobrila.
Die Regisseurin Wang Huiqin studierte in den 1970er Jahren an der Kunstabteilung der Nanjing Normal University. In den 1980er Jahren lebte sie mit ihrem Mann, einem slowenischen Sinologen, in Slowenien. Im Jahr 2003 erfuhr sie zufällig die Geschichte von Liu Songling.
„Im Jahr 2003 wurde der 300. Geburtstag von Liu Songling gefeiert. Er war ein Slowene und lebte lange in China. Ich wurde gebeten, sein altes Haus zu beschriften. Er hat 28 Jahre in China gelebt. Damals habe ich zum ersten Mal von seiner Geschichte gehört und war sofort fasziniert."
Damals war Liu Songling sowohl in Slowenien als auch in China unbekannt. Wang Huiqin wollte seine Geschichte bekannt machen.
„Ich denke, 99 Prozent der Chinesen und 99 Prozent der Slowenen wussten nichts von seiner Geschichte. Ich bin eine in Slowenien lebende Chinesin. Ich dachte, durch visuelle Kunst kann ich seine Geschichte erzählen, weil diese Kunst keine geologische oder sprachliche Grenzen hat. Ich habe deshalb viele Menschen überzeugt, mit mir zu kooperieren."
Obwohl es viel Material über Liu Songling gibt war es doch schwierig, sein Portrait zu finden. Wang Huiqin musste lange in chinesischen und slowenischen Museen und Archiven suchen, blieb jedoch erfolglos. Endlich fand sie in einem südkoreanischen Geschichtsbuch eine Schilderung über Liu Songlings Aussehen.
„In dem südkoreanischen Buch steht, dass Liu Songling einen dichten Bart hatte und eine Beamtenmütze trug. Deshalb habe ich sein Aussehen besonders mit einer Mütze, Nase und dicken Bart assoziiert."
Edward Clug, Regisseur des slowenischen staatlichen Ballettensembles, führte einen Solotanz auf. An und für sich trägt er keinen Bart. Um Liu Songlings Aussehen zu entsprechen, ließ er sich extra einen Bart wachsen. Er ist stolz darauf, den slowenischen Astronomen darzustellen.
„Ich kann mit den Zuschauern Liu Songlings Lebensgeschichte teilen. Der Mann hat vor 300 Jahren in China gearbeitet und gelebt. Als ich die Einladung bekam, Liu Songling zu interpretieren, war ich sehr stolz."
In der Aufführung gab es viele chinesische kulturelle Faktoren. Aber in dieser multikulturellen Gruppe kommt nur Wang Huiqin aus China. Der slowenische Musiker Peter Tomaz Dobrila findet das Verständnis zwischen den verschiedenen Kulturen dennoch nicht sehr schwer.
„Wir kommen aus verschiedenen Ländern, haben unterschiedliche Geschichten und Kulturen. Aber ich denke, chinesische, europäische und afrikanische Kulturen können nicht einzeln nur für sich existieren. In der modernen Gesellschaft habe ich das gespürt. Wir haben den gleichen Enthusiasmus und eine ähnliche Arbeit. Wir suchen nach unseren Chancen. Jeder von uns kann miteinander zusammenarbeiten."
Die Tanzaufführung wurde von der EU, Tschechien, Portugal, Großbritannien und verschiedenen Organisationen unterstützt. Wang Huiqin sagt, Menschen aus verschiedenen Ländern hätten gemeinsam am Bühnenbild gearbeitet. Der Sänger Cameron Bobro sagt, die Harmonie zwischen Menschen habe nichts mit Sprache, Kultur oder Glauben zu tun. Es hänge aber von den Sternen ab, denen der Astronom Liu Songling sein ganzes Leben gewidmet hat. Denn alle Leute leben unter einem Himmel.
„Wir haben einen Himmel. Es gibt auf der Welt immer etwas, zu dem die Menschen hinaufblicken, das ist niemanden fremd. Wir sehen zu einem Mond auf. Obwohl wir unterschiedliche Sprachen sprechen und verschiedene Gefühle haben, gehört der Mond uns allen."
Übersetzt von: Lü Xiqian
Gesprochen von: Lü Xiqian