Anläßlich der Slowenien-Woche auf der Expo wurde Mitte September ein multimediales Drama über den slowenischen Astronomen Augustin Hallerstein aufgeführt. Er fungierte im 18. Jahrhundert 20 Jahre lang als Beamter der Qing-Regierung. Bei der Konzeption haben Künstler und Techniker aus Rumänien, den USA, Slowenien, Großbritannien sowie Tschechien zusammengewirkt. Initiatorin und Regisseurin ist die in Slowenien lebende Künstlerin Wang Huiqin aus China.
1744 trat der Astronom seine Reise von Portugal nach Beijing an. Über 20 Jahre lang war er als Beamter der Qing-Dynastie dafür zuständig, astronomische Erscheinungen zu beobachten und einen Kalender zu erarbeiten. Astronomische Geräte, die unter seiner Leitung konstruiert und hergestellt wurden, sind noch heute im alten Beijinger Planetarium zu sehen.
Wang Huiqin hat Ende der 1970er Jahren an der Pädagogischen Universität Nanjing Ölmalerei studiert. Anfang der 1980er Jahre ging sie mit ihrem Mann, einem slowenischen Sinologen, nach Slowenien. Durch einen Zufall erfuhr Wang von der Geschichte des Astronomen Augustin Hallerstein. Das war 2003. Genau 300 Jahre zuvor wurde Hallerstein in eine slowenische Adelsfamilie geboren.
„Im Jahr 2003 jährte sich der 300. Geburtstag von Hallerstein. Ich wurde gebeten, für seinen ehemaligen Wohnsitz chinesische Kalligrafien anzufertigen. Seine Geschichte hat mich sofort begeistert. Als Ausländer, der 28 Jahre lang in China als Beamter des dritten Ranges fungierte, war es für ihn bestimmt nicht leicht. "
Als sie das erste Mal von Hallerstein hörte, kannten nur wenige seine Geschichte. Wang Huiqin wollte das unbedingt ändern:
„99 Prozent der Chinesen und fast alle Slowenier kennen die Geschichte nicht. Ich bin Chinesin und lebe in Slowenien. Ich wollte ein visuelles Kunstwerk daraus machen, damit alle davon erfahren. Denn visuelle Kunst kennt weder sprachliche noch geografische Grenzen. So habe ich also versucht, Unterstützer zu finden und schließlich das Team gebildet."
Vier Jahre später vollendeten Wang Huiqin und ihr Team die erste DVD-Version des Dramas. Diese wurde dann von dem slowenischen Ministerpräsidenten als Staatsgeschenk nach China gebracht. Nun ist es Teil der Ausstellung des Slowenien-Pavillons in Shanghai.
Die chinesische Künstlerin interessiert sich sehr für den slowenischen Astronomen, der vor 300 Jahren nach China gekommen war. Neben dem Multimedia-Drama nutzt Wang jede Gelegenheit, um über Hallerstein zu berichten
„Ich finde es ganz interessant, eine Person über Kultur und Kunst vorzustellen. Ich habe Hallerstein-Briefmarken und -Telefonkarten entworfen. Früher brauchte der Astronom drei Jahre bis er endlich in China ankam. Heute brauche ich mit der Telefonkarte nur eine Sekunde, um Asien und Europa zu verbinden. "
Nicht nur die Person Hallerstein und diese Telefonkarten haben Asien und Europa miteinander verbunden - sondern auch Wang Huiqins Ehe. Damals sei eine Ehe mit einer blonden „Langnase" ein Problem gewesen, erklärt Wang:
„Viele junge Chinesen haben heute gar keine Vorstellung, wie schwierig Eheschließungen mit Ausländern im Jahr 1981 waren, oder sagen wir in der damaligen Zeit. Es war eine äußerst große Herausforderung. Die ganze Familie war dagegen. An der Universität unterstützte mich niemand, auch die Eltern und Verwandten nicht, so dass ich den Schritt nicht wagte. Als später der ehemalige Spitzenpolitiker Hu Yaobang Slowenien besuchte, fungierte mein Mann als Dolmetscher. Er sagte Hu Yaobang, dass wir Probleme hätten. Hu meinte, das sei doch eine gute Sache. Seitdem gab es keine Schwierigkeiten mehr.
Wang Huiqin hat viel in dieses Projekt investiert und 300 Jahre nach dem Astronom eine Brücke zwischen China und Slowenien gebaut.
„Mir ist egal, ob mich andere verstehen oder nicht. Ich tue es mit Passion, mit Hingabe. Ich musste zunächst viel recherchieren und viel Überredungskunst leisten. Das hat viel Energie und Geld gekostet. Aber ich denke die ganze Zeit nur an mein Ziel, Hallersteins Geschichte bekannter zu machen. Wenn der Astronom nur wüsste, dass eine chinesische Frau 300 Jahre später in seiner Heimat Fuß gefasst hat."
Wang Huiqins Sohn arbeitet schon seit drei Monaten als Freiwilliger im Slowenien-Pavillon. Er sei froh, dass in seinen Adern sowohl slowenisches als auch chinesisches Blut fließe, berichtet Wang Huiqin.
„Er sagte mir, er sei stolz, dass China Raumschiffe mit Astronauten in die Erdumlaufbahn schicken könne. Er sagte, die Hälfte von ihm sei Chinese. Dann fragte ich ihn, welche Hälfte das denn sei, die linke oder die rechte. Daraufhin lachte er."
Wang Huiqins Mann unterrichtet an einer slowenischen Universität Chinesisch. Die meisten der slowenischen Chinesisch-Studenten haben bei ihm studiert. Durch den engen Bezug zwischen China und Slowenien hofft Wang, zur Förderung der Freundschaft zwischen beiden Ländern beitragen zu können. Und auch die Geschichte des Astronomen Augustin Hallerstein will die chinesische Künstlerin weiter bekannt machen.
Gesprochen von: Li Zheng, Chen Yan
Interview und Text von: Yu Xi