Am portugiesischen Nationentag auf der Shanghaier Expo wurde ein chinesisch-portugiesisches Konzert unter dem Titel „Legende der Volkslieder" aufgeführt. Mittlerweile ist das Ensemble auf eine Tournee nach Shanghai, Wuhan, Beijing, Macao und Shenzhen aufgebrochen. Die chinesischen Zuschauer können bei dieser Gelegenheit Fado, einen portugiesischen Volksmusikstil kennenlernen.
Auf der Shanghaier Expo haben der portugiesische Gitarrenmeister Antonio Chainho, die Fado-Sängerin, Isabel Noronha, und der Gitarrespieler, Tiago Oliveira, mit zwei chinesischen Musikern gemeinsam die ,,Legende der Volkslieder" auf die Bühne gebracht. Dies war nicht nur die erste Zusammenarbeit, Antonio Chainhos, mit chinesischen Künstlern, sondern auch ein mutiger Versuch, die chinesische und portugiesische Volksmusik zu vereinen.
Fado wird auch als trauriger Gesang bezeichnet. Er besteht aus Liedern und Instrumentalmusik. Die Lieder sind von traurigen und wehmütigen Gefühlen erfüllt und die Texte drehen sich zumeist um Liebe, Meer und das Leben der Matrosen. Fado ist bei dem portugiesischen Volk sehr beliebt und gilt sogar als eines der Landessymbole. Der 72jährige, Antonio Chainho, zählt zu den besten Spielern der Portugiesischen Gitarre. Er ist flexibel und kreativ und hat viele neue Spieltechniken in Fado eingeführt. Chainho hat schon mit zahlreichen berühmten Fado-Musikern und anderen Künstlern aus der ganzen Welt zusammengearbeitet. Sein ganzes Leben sei eng mit der Portugiesischen Gitarre und Fado verbunden, meint Chainho.
„Noch im Bauch meiner Mutter habe ich angefangen, Fado zu hören. In meiner Kindheit sang meine Mutter oft Fado-Lieder und mein Vater spielte dazu die Portugiesische Gitarre. Von da an waren Portugiesische Gitarren und Fado mein Leben."
Chainho setzt sich kontinuierlich für die Entwicklung der Portugiesischen Gitarren und der Volksmusik Fado ein. Er ist stolz darauf, dass er die erste Schule für die Portugiesische Gitarre in Portugal gegründet hat. Dieses antike Musikinstrument, das auszusterben drohte, wird mit dem Unterricht fortbestehen.
Um mehr Entwicklungsräume zu schaffen, versucht Chainho ständig, mit unterschiedlichen Künstlern zusammenzuarbeiten und Kompositionen verschiedener Stile zu interpretieren. Die Zusammenarbeit mit den chinesischen Musikern sei ein weiterer Meilenstein seiner künstlerischen Karriere:
„China ist ein großes Land und hat viele verschiedene Volkslieder. Die Art Volkslied, die ich diesmal kennengelernt habe, gefällt mir sehr. Zwischen den chinesischen und portugiesischen Volksliedern bestehen große Unterschiede. Deshalb waren wir bei der Zusammenarbeit doch mit einigen Schwierigkeiten konfrontiert. Wir haben uns viel Mühe gegeben, um die portugiesische Musik in die chinesische zu integrieren. Weil die portugiesischen Gitarren ganz anders sind als chinesische Instrumente, mussten wir uns bei einigen Themen und Musikstücken völlig von unserem eigenen Gespür für die Gitarren befreien."
Musik kennt keine Staatsgrenzen. Die chinesische Volksliedsängerin Gong Linna, die mit Chainho zusammen auf der Bühne auftrat, beschrieb das Konzert ,,Legende der Volkslieder" als eine heilige Hochzeit. Zuerst werden die Besonderheiten beider Musikstile vorgestellt, dann singen die Musiker ihre jeweiligen Volkslieder. Später wird getauscht. Am Ende sind die zwei unterschiedlichen Musikarten unter dem gleichen Thema, nämlich der Liebe, ganz natürlich miteinander verschmolzen. Chainho sieht das ganz genauso. Die Gefühle, die durch unterschiedliche Musikarten zum Ausdruck gebracht würden, seien immer miteinander verflochten, meint der portugiesische Gitarrenmeister. Daher könne man jedes Musikstück, egal aus welchem Land, verstehen, solange man nur aufmerksam zuhören würde.
„Bei dem Konzert wurde vor allem ein Gefühl hervorgehoben: 'Saudade'. 'Saudade' heißt auf Chinesisch Sehnsucht nach der Heimat. Nachdem Gong Linna mit meiner Gitarrenbegleitung das chinesische Volkslied „Jing Ye Si" gesungen hatte, kamen ihr die Tränen. Sie war so tief in das Lied versunken. Fado übermittelt wie die chinesischen Lieder viel Gefühl. Natürlich gibt es in den beiden Musikarten auch fröhliche Melodien. Egal, ob traurig oder fröhlich, die Musik ist die Sprache."
Nach Angaben von Chainho hört man in Portugal selten chinesische Musik, so wie man in China auch kaum portugiesische Musik zu Ohren bekommt. Eine solche Zusammenarbeit könne die chinesische Musik nach Portugal bringen und zum Austausch zwischen den beiden Ländern beitragen. Antonio Chainho:
„Ich möchte als eine Brücke zwischen Fado und der chinesischen Musik fungieren. Dieses Erlebnis in China weiß ich sehr zu schätzen. Ich werde mich mit meinem Manager und den chinesischen Musikern weiter um derartige Austauschmöglichkeiten bemühen."
In seiner bisherigen Karriere hat Chainho fast die ganze Welt bereist und unzählige Konzerte gegeben. Vor allem ein Erlebnis wird der Gitarrenmeister nie vergessen.
„Das, was gestern geschehen ist, wird ewig in meinem Gedächtnis bleiben. Vorne in der Konzerthalle saß ein ungefähr acht Jahre alter Junge. Bei der Vorführung klatschte er ganz aufgeregt. Nach einer Runde kletterte er auf die Bühne, nahm mein Notenheft und bat mich um ein Autogramm. Der Glanz in den Augen des Jungen war einfach unbeschreiblich. Ich habe ein Notenblatt unterschrieben und es ihm geschenkt. Das hat mich sehr glücklich gemacht"
Übersetzt von: Liu Yuanyuan
Gesprochen von: Chen Yan