Der Pavillon für Leben und Sonnenschein ist der erste Pavillon in der Geschichte der Weltausstellung, der den Behinderten gewidmet ist. Anhand von verschiedenen Exponaten versucht der Pavillon auf die Anliegen der Behinderten aufmerksam zu machen. Cao Ziping, der Direktor des Pavillons, ist mit dem bisherigen Expo-Verlauf zufrieden:
„Der 8. August war der hundertste Tag seit Eröffnung unseres Pavillons. Wir haben bisher insgesamt 1,24 Millionen Besucher empfangen, darunter 14.357 Behinderte, 3.478 Ausländer und 596 VIPs. In den ersten hundert Tagen seit seiner Eröffnung ist unser Pavillon auf ein positives Echo gestoßen."
Der 1.200 Quadratmeter große Pavillon der Behinderten gehört zu den sogenannten Motivhallen. Auf multimediale und interaktive Weise können die Besucher hier mehr über das Leben aus der Perspektive ihrer behinderten Mitmenschen erfahren. In der Ausstellung wird auch auf Themen wie Diskriminierung und Ausgrenzung, Armutsbekämpfung, positives Denken sowie neuer Lebensmut eingegangen. Ebenfalls behandelt wird das Alltagsleben von Behinderten in der Stadt. Wang Zhijun ist der Leiter der Expertengruppe des Pavillons für Leben und Sonnenschein. Er erklärt uns die Besonderheit dieses Expo-Pavillons:
„Die Behinderten spielen in unserem Pavillon die Hauptrolle. Wir haben hier 15 behinderte Freiwillige. Überdies findet ein Austausch mit den Besuchern statt. Alle Besucher erhalten eine Ahnung vom Leben eines Behinderten. Als Teil der Interaktion zwischen den Besuchern und den Behinderten gehören auch Kunstaufführungen, die von Behinderten gezeigt werden."
Ein weiteres Highlight des Pavillons ist der achtminütige Film „Das Wunder des Lebens" über bekannte Persönlichkeiten mit einer Behinderung. In einer dunklen Erlebniszone können die Pavillon-Besucher zudem das Leben aus der Perspektive eines Blinden nachempfinden. Eine spezielle Anlage erlaubt es den Besuchern überdies, wie Blinde Fußball zu spielen. Im Hintergrund hört man Vogelgezwitscher sowie Beethovens Meisterwerk „Ode an die Freude". Mit diesen akustischen Einlagen soll auf die ausgeprägte Hörfähigkeit der Behinderten aufmerksam gemacht werden. Auch die neuesten technologischen Hilfsmittel, die den Behinderten im Alltag zur Verfügung stehen, können hier bestaunt werden.
15 blinde Freiwillige sind für die Betreuung der Besucher im Pavillon zuständig. Einer von ihnen ist Zhu Guoxiang. An eine Besucherin erinnert er sich noch ganz besonders:
„Ich erinnere mich an den Besuch einer rund 30-jährigen Frau am 28. Mai. Nachdem wir wie gewohnt die Türe geschlossen hatten und es völlig dunkel war, wurde diese Frau immer nervöser und brach schließlich in Panik aus! Zwei Freiwillige eilten ihr dann zu Hilfe. Als die beiden Freiwilligen ihre Hände nach der Frau ausstreckten, merkten sie, dass die Frau am ganzen Körper zitterte. Die Frau beruhigte sich nur ganz langsam. Nachdem die Freiwilligen die Frau nach außen geführt hatten, waren ihre eigenen Hände ganz geschwollen. So stark hat sich diese Frau an ihnen festgeklammert!"
Dank der tatkräftigen Unterstützung der blinden Freiwilligen erhalten die Besucher einen unvergesslichen Einblick in das Leben ihrer blinden Mitmenschen. Das ist ein ganz wesentliches Merkmal des Pavillons für Leben und Sonnenschein. Erfahrungsgemäß verlassen die Besucher den Pavillon tief berührt vom Erlebten und vom Gesehenen. Einige von ihnen werden sich erst nach dem Verlassen des Pavillons richtig bewusst, welches Privileg doch eigentlich zwei gesunde Augen sind.
Verfasst von: Xu Xin, Xue Chao
Übersetzt von: Xu Wei
Gesprochen von: Chen Yan