Eine Gruppe von Schülern aus dem Kreis Yushu der nordwestchinesischen Provinz Qinghai hat kürzlich die Weltausstellung in Shanghai besucht. Ihre Heimat wurde im April von einem heftigen Erdbeben heimgesucht. Die acht bis 20-Jährigen sind auf Einladung des Ungarn-Pavillons nach Shanghai gekommen.
Im Ungarn-Pavillon ertönt der Gesang einer Gruppe von Schülern der tibetischen Nationalität aus dem Katastrophengebiet Yushu. Ein Lehrer berichtet:
„Die Schüler kommen aus zehn Schulen in Yushu. Jede der Schulen hat fünf Schüler und einen Lehrer geschickt. Insgesamt sind es 60 Schüler und Lehrer. Manche Schüler haben durch das Erbeben einen Elternteil verloren. Andere kommen aus bedürftigen Familien. Wieder andere wurden wegen ihrer guten Leistungen ausgewählt."
Ma Xiaohong ist Lehrer an der ersten Vollgrundschule im Kreis Yushu. Er sagt, die meisten der Kinder und Lehrer seien noch nie so weit gereist, geschweige denn geflogen. Alle seien total begeistert, die Shanghaier Expo besuchen zu können.
„Als wir heute unterwegs die Hochhäuser sahen, waren die Schüler sehr beeindruckt. Obwohl auch die Landschaft in Yushu schön ist, haben die Hochhäuser hier einen ganz besonderen Eindruck hinterlassen. Auf dem Expo-Gelände können wir die Landschaften, die Architektur, die Sitten und Bräuche verschiedener Länder kennenlernen. Wir hoffen, dass wir hier viel sehen können. Wir bedanken uns sehr bei unserem Gastgeber Ungarn, der uns diese Gelegenheit ermöglicht hat."
Die fünfzehnjährige Wontse Drolma ist Schülerin der zweiten Nationalitätenmittelschule im Kreis Yushu. Sie hat sich schon lange auf den Tag der Abreise gefreut und ist von den Dimensionen der Expo überrascht.
„Ich dachte eigentlich, dass die Expo eine einfache kleine Ausstellung ist. Aber jetzt sehe ich, dass man uns so gut es geht mit den Gegebenheiten und Sitten verschiedener Länder vertraut machen will. Wenn wir wieder zu Hause sind, kann ich meinen Eltern von vielen schönen Erlebnissen während der Reise berichten. Ich möchte in Zukunft noch viel mehr lernen, um meine Dankbarkeit gegenüber dem Vaterland, der Gesellschaft und gegenüber allen, die uns geholfen haben, auszudrücken."
Die Lehrerin Dekyi von der Hongqi-Grundschule in Yushu hofft, dass die Kinder gesund und froh aufwachsen können.
„Ich hoffe, dass sie hier viel lernen können. Die Welt draußen weckt bei ihnen viel Bewunderung. Wir hoffen, dass die Expo für sie ein Fenster öffnen kann. Wir wünschen uns auch, dass sie nach der Erdbebenkatastrophe lernen, dankbar und hartnäckig zu sein. "
Nicht nur die Landsleute aus Chinas zeigen ihre Anteilnahme für das Erdbebengebiet Yushu und die dort lebende Bevölkerung. Auch die internationale Gesellschaft reicht ihre Hände, darunter eben auch Ungarn. Nach dem großen Beben 2008 in Wenchuan in Sichuan hatte die ungarische Regierung mehrmals Kinder aus dem Katastrophengebiet zu Erholungsreisen an den berühmten Balaton-See eingeladen.
Diesmal sollte es für Kinder aus dem Erdbebengebiet in Yushu auf die Expo gehen. Dort wurde dann auch der ungarische Nationentag gefeiert. Mit dieser Geste wolle man den Kindern helfen und ihnen einen guten Eindruck von Ungarn übermitteln, erklärt der ungarische Kultur-Staatssekretär Géza Szöcs.
„Ungarn hat fünfzig Kinder nach Shanghai eingeladen und hofft, dass das Trauma einigermaßen abgebaut werden kann, und die Kinder die schmerzhaften Tage schnell vergessen können. Zugleich hoffen wir auch, dass sich die Kinder später, wenn sie groß sind, auch an Ungarn erinnern."
Zhu Zushou, stellvertretender Generalvertreter der chinesischen Regierung auf der Expo, schätzt die Fürsorge Ungarns hoch ein. Dies sei ein aktiver Ausdruck der Freundschaft zwischen den beiden Völkern.
„Ungarn und sein Volk zeigen ihre Liebe, oder sagen wir Mitgefühl. Für die Kinder ist es gut, die Welt und das Land Ungarn kennenzulernen. Das Mitgefühl für die Katastrophenregionen drückt noch mal mehr die freundschaftlichen Gefühle zwischen beiden Völkern aus."
Gesprochen von: Xiao Lan
Interview und Text von: Bu Weijun