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Das Projekt „Indigo" – Hoffnung für Chinas Minderheiten
  2010-08-27 17:10:56  cri
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Vor kurzem fand im Pavillon der EU auf der Expo in Shanghai eine Werbeaktion für chinesische Strickereien statt. Unter dem Namen „Indigo" stellten Frauen aus verschiedenen Regionen Chinas dem Publikum ihre Stickereien vor. Alle Frauen gehören nationalen Minderheiten an und stammen aus den Provinzen Guizhou, Sichuan und Hunan.

Mit dem Projekt „Indigo", das unter anderem auch von der Europäischen Union finanziert wird, soll die Armut in den ländlichen Gebieten im Süden und Westen Chinas bekämpft werden. Durch die gezielte Ausbildung, den Austausch sowie die Zusammenarbeit sollen für Frauen der nationalen Minderheiten neue Arbeitsmöglichkeiten geschaffen und auf diese Weise das Kulturerbe der nationalen Minderheiten bewahrt werden.

Die „Dahuamiao" sind eine Untergruppe der Miao-Nationalität. Sie leben seit jeher in der Gebirgsregion Shimenkan im autonomen Bezirk Xianning im Westen der Provinz Guizhou. Die „Dahuamiao" haben einzigartige Trachten und Bräuche. Wegen der Abgeschiedenheit ihrer Heimat und den kargen natürlichen Bedingungen haben die „Dahuamiao" keine andere Einnahmequelle als den Ackerbau. Das jährliche Einkommen pro Haushalt beträgt lediglich einige hundert Yuan RMB. Hu Tianhui lebt in dieser abgeschiedenen Bergwelt. Das Leben in ihrem Dorf beschreibt die junge Frau wie folgt:

"Wir leben in einer Bergregion. Bei uns herrschen das ganze Jahr hindurch niedrige Temperaturen. Wir können daher nur Kartoffeln und Mais anpflanzen. Mit einem Teil des Mais züchten wir noch Vieh. Wir haben keine anderen Einkünfte."

Das Projekt ,,Indigo" zur Bekämpfung der Armut wurde im Januar 2010 offiziell in Beijing lanciert. Zu den Frauen der Miao-, Qiang- und Zhuang-Nationalität aus Sichuan, Hunan und Guizhou, die bereits von ihm profitiert haben, gehört auch Hu Tianhui. Das Projekt „Indigo" ist ein wichtiger Bestandteil der EU-Hilfe für China. Im Unterschied zu anderen Hilfsprojekten fließen beim Projekt „Indigo" jedoch keine direkten Entwicklungsgelder. Stattdessen heißt die Losung Hilfe durch Selbsthilfe. Das Projekt setzt bei der einzigartigen Stickkunst an, die von den Frauen der nationalen Minderheiten schon seit Generationen ausgeübt wird. Dazu Chen Wen, die Verantwortliche für das „Indigo"-Projekt in der südwestchinesischen Provinz Guizhou:

„Der Ansatz des Projekts "Indigo" ist anders als bei den üblichen Projekten zur Armutsbekämpfung. Normalerweise wird direkte Hilfe in Form von Hilfsgütern oder -geldern angeboten. Das Projekt „Indigo" hat diese Frauen ermutigt, sich zusammenzutun und ihre kulturelle Tradition gemeinsam auszuüben. Durch dieses Hilfsprojekt kann eine übermäßige Völkerwanderung, die durch die wirtschaftliche Entwicklung in den anderen Landesteilen entstanden ist und die einen negativen Einfluss auf unsere Familien sowie die Gesellschaft ausübt, in den Regionen der nationalen Minderheiten vermieden werden."

Wer sich am „Indigo"-Projekt beteiligt, braucht sein Zuhause nicht zu verlassen, um seine Lebensbedingungen zu verbessern: die Ausbildung der Frauen sowie die Beratung durch professionelle Fachkräfte erfolgt vor Ort. Das ist auch das Hauptziel des Hilfsprojekts. Die Menschen sollen das Leben in ihrer Heimat aus eigener Kraft verbessern können.

Die rasante sozioökonomische Entwicklung hat auch vor den Angehörigen der nationalen Minderheiten nicht Halt gemacht. Ihre uralte Handwerkskunst droht im Zuge der Modernisierung allmählich auszusterben. Die Fähigkeit sticken oder häkeln zu können, sei früher die Voraussetzung zum Heiraten gewesen, erklärt Hu Tianhui. Heute gäbe es allerdings eine große Zahl von Mädchen, die ihre Trachten nicht mehr selber sticken könnten:

"Jedes Muster und jedes Zeichen unserer Stickerei reflektiert unsere nationale Kultur und Geschichte. Früher wurde die Stickerei von Generation zu Generation weitergegeben. Heute aber wollen viele junge Leute ihre Trachten nicht mehr selber anfertigen. Sie meinen, die Trachten von den Anderen – zum Beispiel von ihren Verwandten – ausleihen zu können."

Das „Indigo"-Projekt will diese Entwicklung aufhalten. Ältere Frauen sollen den Mädchen die traditionelle Stickkunst beibringen. Überwacht wird das Hilfsprojekt von Maria Omodeo, der Verantwortlichen des italienischen Hilfsvereins für Entwicklungsländer. Das Zwischenfazit der Italienerin in den Provinzen Guizhou, Hunan und Sichuan fällt sehr positiv aus:

"Wir haben bereits eine Reihe von Ausbildungskursen organisiert, darunter drei Kurse in Guizhou, und jeweils zwei in Hunan und Sichuan. In jeder Provinz haben mehr als 80 Frauen daran teilgenommen. Insgesamt haben wir eigentlich nur mit rund 180 Teilnehmerinnen gerechnet. In unserem Ausbildungskurs geht es hauptsächlich um die Stickerei. Die meisten Frauen können nach unserer dreimonatigen Ausbildung sehr gut sticken."

Die Stick-Aktion im Expo-Pavillon der EU lockt auch viele Touristen aus China an. Xiang Xuejun, eine Besucherin aus der Provinz Hunan, lässt sich die Stickkunst von den Frauen der nationalen Minderheiten erklären:

"Meine Großmutter konnte auch sticken. Ich war damals aber zu klein, um das Sticken von ihr zu lernen. Mir gefallen solche traditionellen Sachen sehr. Diese natürlichen Kunstwerke der nationalen Minderheiten werden immer populärer. Ich kaufe solche Sachen gerne."

China hat eine lange Geschichte, zahlreiche Nationalitäten und ein reiches immaterielles Kulturerbe. Zwischen 2006 und 2008 hat der chinesische Staatsrat 1.028 Künste in die staatliche Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Dazu gehören auch die Stickerei der Miao- und Qiang-Nationalität sowie die Indigodruckerei und -färberei. Wang Lu ist der stellvertretende Leiter der Bibliothek der chinesischen Akademie für Kunstforschung. Er findet das „Indigo"-Projekt nicht nur wegen seiner Schutzfunktion gut:

"China legt sehr großen Wert auf den Schutz seines immateriellen Kulturerbes. Das „Indigo"-Projekt erlaubt den Frauen der nationalen Minderheiten, ihren Lebensstandard durch ihre eigene Handarbeit zu verbessern, und verhilft ihnen zu einem besseren und selbständigeren Leben. Gleichzeitig wird ihre Kultur und Tradition geschützt und weiter entwickelt. Das Projekt ist also gleich in zweifacher Hinsicht sehr sinnvoll."

Hu Tianhui und ihre Arbeitskolleginnen haben inzwischen schon so manche kunstvoll gestickte Tracht, Puppen und sonstige Gegenstände angefertigt. Dank dem „Indigo"-Projekt haben sie eine Verdienstmöglichkeit gefunden, die ihnen ein besseres Leben und damit eine hoffnungsvolle Zukunft aus eigener Kraft ermöglicht.

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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