Wie in Europa sind auch in China im Juli jeweils die großen Sommerferien. In diesem Jahr ist es für viele Familien aus allen Landesteilen eine gute Gelegenheit, mit ihrem Nachwuchs die Weltausstellung in Shanghai zu besuchen. Nicht einmal die große Hitze kann sie von diesem Vorhaben abbringen. Überall auf dem Expo-Gelände wimmelt es von Kindern und Jugendlichen. Einige besichtigen ganz neugierig die verschiedenen Pavillons. Andere posieren für ein Erinnerungsfoto mit dem stets freundlich lächelnden Expo-Maskottchen „Haibao". Nicht selten sieht man auch chinesische Kinder mit ihren ausländischen Altersgenossen beim Spielen.
Auch vor dem Deutschland-Pavillon spielen Kinder eine Hauptrolle. Zusammen präsentieren Jugendliche aus verschiedenen Ländern ihren Traum vom Expo-Motto „Better City, Better Life".
Das chinesische Volkslied „Jasmin" ist ein besonderes Geschenk des Knabenchors Hannover an die Expo in Shanghai. Die 36 Jungs und 17 Erwachsenen aus dem in ganz Europa bekannten Chor sorgen dafür, dass die Stadt Hannover zehn Jahre nach ihrer eigenen Weltausstellung auch auf der Expo in Shanghai wieder vertreten ist.
Die jugendlichen Sänger sind jedoch nicht die einzigen jungen Expo-Gäste aus Deutschland. Eine Klasse des Goethe-Gymnasiums aus Hannover betreibt vor dem Deutschland-Pavillon einen auffälligen Ausstellungsstand. Die Jugendlichen sind gerade damit beschäftigt, den Besuchern ihr Projekt vorzustellen.
Zusammen mit ihren chinesischen Altersgenossen von der Wu Ai-Oberschule aus Shanghai präsentieren die Neunt- und Zehntklässler des Hannoveraner Goethe-Gymnasiums auf der Weltausstellung in Shanghai ihr Gemeinschaftsprojekt. Wie das offizielle Expo-Thema dreht sich auch am Stand der Schüler aus Shanghai und Hannover alles um die Verbesserung der städtischen Lebensbedingungen. Um was es sich bei diesem innovativen Projekt genau handelt, erklärt uns Fang Yu von der Shanghaier Wu Ai-Oberschule:
„Wir haben unser Projekt im Jahr 2005 begonnen. Unser Projekt heißt „Shang-Over". „Shang" ist die erste Silbe des Namens „Shanghai". „Over" ist der letzte Teil des Namens „Hannover". Wir zeigen hier viele Bilder. Einige davon wurden von uns in Shanghai gemacht, andere von unseren Kollegen in Hannover. Dieses Projekt gibt uns eine Vergleichsmöglichkeit zwischen der chinesischen und der westlichen Kultur. Es erlaubt uns, die Vorteile der beiden Städte herauszufinden. Weil wir die zukünftigen Gastgeber der Stadt sind, sollen wir für unser Vaterland einen Beitrag in den Bereichen Umweltschutz, Energiesparen und Emissionsreduzierung leisten."
Wie sieht ein besseres Leben in den Augen der Jugendlichen aus Deutschland und China aus? Um dies herauszufinden, haben sich die Jugendlichen der beiden Oberschulen gemeinsam Gedanken über die Stadtplanung gemacht und einzelne Aspekte wie die Funktionalität von Häusern und Wohnungen, die Energieversorgung, die Abfallbeseitigung, den öffentlichen Verkehr, die Freizeitgestaltung oder auch die Essgewohnheiten der Bewohner Shanghais und Hannovers miteinander verglichen.
Die 17-jährige Daniela Zavo vom Goethe-Gymnasium Hannover erklärt uns das Kernstück ihres Ausstellungstandes, eine Art Moderationspult mit einem Touch Screen:
„Man nimmt beispielsweise das deutsche Essen als Topic. Man kann es vergrößern. Und wenn man eine bestimmte Größe erreicht, kann man sehen, wie dieses Topic heißt, also „Essen". Und wenn man zweimal auf dieses Foto klickt, dreht es sich um, dann erkennt man das chinesische Essen. Man kann es verkleinern und an den einzelnen kleinen Plätzen auf der Karte anpassen."
Der Touch Screen erlaubt den Expo-Besuchern einen virtuellen Gang durch die Traumstadt der Schüler aus Deutschland und China. Im Verlaufe ihres Expo-Projekts entdeckten die Oberschüler diverse Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen ihren beiden Herkunftsorten. Fang Yu aus Shanghai ist vor allem von der Abfallbeseitigung in Hannover beeindruckt:
„Ich finde es sehr gut, dass die Abfälle in Hannover sorgfältig voneinander getrennt werden. Am Flughafen oder an vielen anderen Plätzen gibt es getrennte Abfalleimer für Papier, Kunststoff und andere Materialien."
Umgekehrt gefallen der 17-jährigen Samira Moser aus Hannover die großangelegten Grünanlagen Shanghais ganz gut:
„Ich finde hier die Parks ziemlich schön, wie beispielsweise der Yu-Garten. Der ist sehr schön errichtet."
Kinder sind unsere Zukunft. Ihre Vorstellungen von einem besseren Leben werden die Welt von morgen ganz entscheidend mitgestalten. Das Gemeinschaftsprojekt des Goethe-Gymnasiums und der Wu Ai-Oberschule ist ein kleiner Schritt in diese Richtung.
Geschrieben von: Li Qian
Gesprochen von: Yan Wei
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