Wir über uns Kontakt Jobs Fragen? Archiv
Erinnerungen an „Die kleine Meerjungfrau" und ihr Erscheinen in China
  2010-07-27 10:16:20  cri
Seite Drucken    

M: Als die Kleine Meerjungfrau aus Kopenhagen am Dänemark-Tag der Expo 2010 in Shanghai präsentiert wurde, war eine Seniorin in Beijing ganz besonders aufgeregt. Sie verbindet nämlich eine lange Beziehung zu diesem Kunstwerk, zurückzuführen auf ihren bereits verstorbenen Mann:

„1988 hat die dänische Königin Margrethe II ihm einen Orden verliehen. Ich begleitete ihn nach Dänemark. Der Orden, mit dem er ausgezeichnet wurde, war auch schon Hans Christian Andersen verliehen worden."

F: So erinnert sich Yuan Yin, die mittlerweile 91 Jahre alt ist. „Er", das war ihr Mann Ye Junjian, ein berühmter chinesischer Schriftsteller und Übersetzer. Und in dieser Funktion übersetze er auch Märchen von Hans Christian Andersen vom Dänischen ins Chinesische. Das ist auch der Grund, warum das Ehepaar 1988 nach Dänemark eingeladen wurde und der vor einigen Jahren verstorbene Ye Junjian mit dem höchsten dänischen Orden ausgezeichnet wurde.

„Ich habe im Fernsehen darüber erfahren, dass die Statue der Kleinen Meerjungfrau nach Shanghai gebracht wurde. Diese Nachricht hat mich an vergangene Zeiten erinnert. Und jetzt kann ich manchmal nicht mehr einschlafen; die Vergangenheit war wie ein Traum."

Die Eröffnung der Expo in Shanghai und der Ankunft der Kleinen Meerjungfrau, diese zwei Großereignisse sorgen seit Monaten für eine gewisse freudige Anspannung bei Yuan Yin. Sie erinnert sich oft an die Zeit, als sie die Statue der Kleinen Meerjungfrau das erste Mal sah und was ihr damals durch den Kopf ging:

„Die Kleine Meerjungfrau hat ihre eigenen hohen Erwartungen. Sie ist selbstlos. Sie widmet sich der Liebe und dem Leben der anderen."

Yuan Yin hat von der weltbekannten Skulptur und dem Märchen selbst zum ersten Mal 1945 erfahren. Damals kehrte ihr Mann nach fünf Jahren Studium an der University of Cambridge mit zwei großen Kisten voller Manuskripte nach China zurück. Darunter war auch seine Übersetzung von Märchen von Hans Christian Andersen.

Andersen wurde in eine verarmte Schuhmacherfamilie hineingeboren. Er war in seiner Jugend als Lehrling tätig und versuchte sich als Schauspieler. Seine große Liebe zur Literatur aber veranlasste ihn schließlich, Geschichten für Kinder zu verfassen. Ähnlich wie Andersen stammte auch Ye Junjian aus einer Bauernfamilie in einem abgelegenen Bergdorf. Der Übersetzer war eine Sprachgenie, er beherrschte neben Chinesisch auch Englisch, Japanisch, Dänisch, Norwegisch, Esperanto, Spanisch und Italienisch. An der University of Cambridge studierte Ye Junjian noch Europäische Literatur. Zu seiner Frau sagte er einmal, er verstehe die Aussagen und Gefühle in den Schriften von Andersen voll und ganz und wolle seine Werke in China vorstellen:

„In China gibt es viele Volkslegenden, die nur mündlich von Generation zu Generation überliefert wurden. Bei den Märchen von Andersen handelt es sich hauptsächlich um Geschichten aus Nordeuropa. Mein Mann fand, dass chinesische Kinder mehr Geschichten haben sollten, die sie auch lesen konnten. Deshalb übersetzte er die Märchen. Um einerseits die Literatur für Kinder in China zu fördern und andererseits, um chinesischen Kindern das Leben in Nordeuropa vorzustellen."

Während seines Studiums an der University of Cambridge hatte Ye Junjian auch oft die Gelegenheit, Ferienausflüge nach Dänemark zu unternehmen. Dabei besuchte er auch das ehemalige Wohnhaus von Andersen und lernte die Menschen vor Ort kennen. Zu jener Zeit herrschte in China Bürgerkrieg, Yuan Yin verlor in diesen Tagen den Kontakt zu ihrem Mann und führte ein hartes Leben: sie musste sich um ihr kleines Kind und um ihre alte Mutter kümmern. Rückblickend sagt sie, das Leben sei damals zwar oft schwierig gewesen, aber die Strapazen seien es wert gewesen:

„Manchmal beschwerte ich mich auch darüber. Aber nachdem ich dann seine Übersetzungen gelesen hatte, fand ich, er mache das Richtige."

Kurz nach der Rückkehr von Ye Junjian litt Yuan Yin an einer Lungenkrankheit, der Schriftsteller und Übersetzer musste sich somit sowohl um seinen Beruf als auch um die Hausarbeit kümmern. Trotzdem übersetzte er nachts weiterhin Märchen von Hans Christian Andersen.

Yuan Yin war dabei die erste Leserin der Übersetzungen. Trotz ihrer Krankheit las sie jeden Tag die Manuskripte ihres Mannes und teilte ihm ihre Gedanken und Gefühle mit. Nachdem sie sich vollständig erholt hatte, half sie ihrem Mann bei der Abschrift der Manuskripte.

Das Ehepaar schwelgte damals also regelrecht in einer zauberhaften Märchenwelt. In dem Märchen von Hans Christian Andersen widmet „die kleine Meerjungfrau" ihr Leben und ihre schöne Stimme der Sehnsucht nach der Welt der Menschen und ihrer Liebe zu einem Prinzen. Zum Schluß opfert sie sich und springt ins Meer, wo sie sich in Schaum auflöst und sich in einen Luftgeist verwandelt. Für das Ehepaar wurde „Die kleine Meerjungfrau" eines ihrer beliebtesten Märchen, und Ye Junjian übersetzte den Titel schließlich in das schön klingende „Haidenver", auf Deutsch „die Tochter des Meeres".

„Er sagte, das Mädchen komme aus dem Meer und sei zudem eine schöne Tochter des Meeres. Ihre Geschichte ähnelt der chinesischen Legende „Die siebte Fee"."

Die Volkslegende „Die siebte Fee" handelt von der Sehnsucht einer Fee nach der Liebe in der Welt der Menschen. Diese Fee ist dabei so nett und selbstlos wie die kleine Meerjungfrau.

1978 erschien die erste chinesische Ausgabe von dem Märchen von Hans Christian Andersen. Kinder in China konnten so auch Märchen aus Nordeuropa kennenlernen, so wie Han Wie: er hat als Kind „Die kleine Meerjungfrau" gelesen:

„Er hat sehr ausgiebig die Umwelt geschildert. Wenn man die Beschreibungen des Meeres liest, wird man von den schönen Worten regelrecht angezogen. Es herrscht eine angenehme Atmosphäre. Und man fragt sich: warum will denn die kleine Meerjungfrau in die Welt der Menschen? Was ist so wichtig für sie?"

Ebenso ist es auch Kindern in Dänemark ergangen, wie sich Anders Hoejgaard aus Dänemark erinnert:

„Als ich fünf Jahre alt war, hat mein Vater mir das Märchen vorgelesen. Von da an träumte ich immer von meiner kleinen Meerjungfrau."

Die Statue der Kleinen Meerjungfrau ist nun im Dänemark-Pavillon auf dem Expo-Gelände in Shanghai zu sehen, und Yuan Yin wünscht sich natürlich sehr ein Treffen mit ihrer „alten Freundin". Die 91-Jährige ist aber derzeit körperlich etwas angeschlagen und traut sich die großen Reisestrapazen nicht zu. Aber sie sagt, die Kleine Meerjungfrau sei ihr immer nahe: in ihrem Herzen und in ihrer Erinnerung.

Übersetzt von: Lü Xiqian

Gesprochen von: Lü Xiqian

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
Meistgelesene Artikel
• Keine Lebenszeichen vom gesunkenen indischen U-Boot
• Snowdens Vater erhält Visum für Russland
• Getötete Chinesen: Afghanistan bekundet Beileid
• Vermittlungsversuche in Ägypten gescheitert
• Gipfel abgesagt: Russland enttäuscht von USA
Fotos
Luxusausstellung 2013 in Beijing eröffnet
Fotoausstellung „Chinesischer Traum - Schönes China" in Brüssel
Wiederaufbau neuer Wohnhäuser nach Erdbeben in Min
Lujiagou: Ein neues Wohngebiet mit günstigen Lebens- und Verkehrsbedingungen
© China Radio International.CRI. All Rights Reserved.
16A Shijingshan Road, Beijing, China