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Avantgardismus gepaart mit Feminismus - Schriftstellerin Zhao Mei
  2010-06-17 14:02:51  cri
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In den folgenden Minuten wollen wir Ihnen die Schriftstellerin Zhao Mei vorstellen. Sie hat der chinesischen Literatur mit ihren avantgardistischen Romanen eine neue Richtung aufgewiesen.

 

Geboren wurde Zhao Mei 1954 in einem von Missionaren gebauten Krankenhaus in der nordchinesischen Metropole Tianjin. Die nach westlichem Stil errichteten Gebäude faszinierten Zhao Mei. Als kleines Mädchen spielte sie oft in einem Klub für Engländer. Dort gab es einen wunderbaren Ballsaal und ein Schwimmbad. Hinter den Mauern dieses Hauses würden sich sicherlich viele interessante Geschichten verbergen, dachte Zhao Mei. Und Geschichten müssen erzählt werden.

Ihr 1986 erschienener Roman „He Dong Zhai" (Dorf östlich des Flusses) war für den chinesischen Literaturkreis eine Sensation. Unzählige lange Sätze ohne Interpunktionszeichen – Zhao Meis Roman brach mit alten Regeln. Die Schriftstellerin versuchte, die Schilderung der Figuren, deren psychologische Veränderungen und die Wiedergabe von Dialogen möglichst in einen Satz hineinzupacken. Diese Revolution machte die damals 32-Jährige zum wichtigen Vertreter des avandgardistischen Stils.

Die charakteristische Besonderheit avantgardistischer Schriftsteller ist eine rebellische Haltung gegenüber traditioneller Kultur, Schreibregeln und dem allgemeinen Lesegeschmack. Zhao Mei zeichnet sich durch ihre geschickte Handhabung von Wörtern aus. Für sie ist die Sprache genauso wichtig wie die Handlung. Abgebrochene Sätze, Phrasen und Punkte würden ihre Romane zu Gedichten machen, meint Zhao Mei:

„Vor der Reform und Öffnung Chinas 1978 schrieb man einzig im Stil des revolutionären Realismus verbunden mit revolutionärer Romantik. Als ich mit dem Schreiben anfing, wurden viele westliche Werke ins Chinesische übersetzt. Ich mochte solche Bücher sehr. Ich hatte damals das Gefühl, als ob uns Chinesen ein Fenster zur Welt geöffnet wurde. So entschied ich mich, einen ganz neuen Schreibstil zu entwickeln. Diese moderne Art und Weise des literalischen Schaffens passt mir ganz gut."

Den Lesern passte ihr einzigartiger Schreibstil anscheinend auch: Mit einer Auflage von mehreren Hunderttausend hat es Zhao Meis Essayband „Ein geöffnetes Buch" 1994 auf die Bestsellerliste geschafft.

Leser empfinden Zhao Mei als sensibel und anmutig. Sie führt dies auf die Art und Weise ihres Schreibens zurück:

„Die Rohfassung schreibe ich immer mit der Hand. Ich kann meine Gedanken nicht direkt in den Computer eingeben. Das Manuskript tippe ich später ab, gleichzeitig verbessere ich es. Danach lese ich es von Anfang bis Ende einmal durch, wobei ich viele Ändeurngen mache. Diesen Vorgang finde ich extrem wichtig. Denn Anmut entsteht aus einer wohl überlegten Wortwahl und einem besonderen Wortgefühl."

Avantgardistische Versuche macht die experimentierfreudige Autorin auch mit dem Aufbau. In ihrem Roman „Der Herbst stirbt im Winter" hat sie eine Strukturänderung gewagt. Dadurch sei das Buch noch spannender geworden, erklärt Zhao Mei:

„Ich strebe beim Schreiben gerne nach Veränderungen. Immer im gleichen Stil zu schreiben, finde ich langweilig. Bei dem Roman ‚Der Herbst stirbt im Winter' habe ich versucht, jedes Kapitel unabhängig zu gestalten. Man kann selbst entscheiden, mit welchem man beginnt. Am Ende ergibt sich für den Leser der Gesamteindruck. Der kann dann ganz unterschiedlich ausfallen, je nachdem, mit welchem Kapitel man begonnen hat."

Zwei feministische Schriftstellerinnen haben Zhao Meis Schaffen maßgeblich beeinflusst: Marguerite Duras aus Frankreich und Virginia Woolf aus Großbritannien. In den 80er Jahren wurde eine große Anzahl von Werken der beiden Autorin ins Chinesische übersetzt. Zhao Mei war fasziniert – sie versucht die Sinnlichkeit und Vernunft beider miteinander zu verbinden.

„Ein Schriftsteller soll gleichzeitig vernünftig und sinnlich sein. Mit Sinnlichkeit meine ich einerseits den Ausdruck von Gefühlen und andererseits die Anwendung sinnlicher Sprache. Als ich mit dem Schreiben begann, gefiel mir das Wortgefühl und die Sehnsucht nach Liebe der Autorin Marguerite Duras sehr. Später habe ich eine ganze Menge Werke von Virginia Woolf gelesen. Die vernünftige Woolf gefiel mir dann besser."

Avantgardistisch und feministisch: So ist Autorin Zhao Mei in den Augen ihrer Leser. Eine Frau müsse stark sein und an sich glauben. Mit Selbstbewusstsein komme auch der Erfolg, meint Zhao Mei.

Verfasst von: Xu Yanqing

Übersetzt von: Xiao Lan

Gesprochen von: Qiu Jing

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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