Wer durch das Expo-Gelände schlendert oder durch Shanghais Innenstadt spaziert, der stößt unweigerlich auf Leute in blauen oder grünen Uniformen. Die blau oder grün gekleideten Freiwilligen, die den Touristen geduldig Auskünfte aller Art erteilen, gelten als das eigentliche Herz der Weltausstellung. Während der sechs monatigen Expo in Shanghai sind über 100.000 Freiwillige im Einsatz. Ihr Ziel ist es, die Fragen der Besucher aus aller Welt rasch, kompetent und mit einem Lächeln im Gesicht zu beantworten. Mit ihrem höflichen Auftreten tragen sie ganz massgeblich zur Wahrnehmung der Expo im Ausland bei.
Einer der rund 100.000 Freiwilligen ist der Shanghaier Rentner Gu Xiaoren. Der 65-Jährige steht jeden Tag von acht Uhr morgens bis drei Uhr nachmittags mit einem Sonnenhut auf dem Kopf an der Hauptkreuzung des Expo-Geländes:
"Meine Kollegen und ich stehen neben dem zweiten Eingang des Expo-Geländes in Puxi. Hier gibt es viele Touristen. Nicht nur viele der Touristen aus anderen Städten Chinas, sondern auch ein großer Teil der Shanghaier Senioren weiss nicht genau, wo der Eingang liegt, wo sich die Pavillons befinden, oder wie man den Besuch der einzelnen Pavillons reserviert. Wir haben daher zwei Hinweistafeln angefertigt und sie hier aufgestellt. Außerdem sind wir mit einem Notizbuch ausgerüstet. Darauf schreiben wir die nützlichen Hinweise, die wir von den Touristen kriegen, damit wir diese Info auf Nachfrage an andere Touristen weitergeben können."
Gu Xiaoren wohnt nicht weit von seinem Infostand entfernt. Er kennt sich in seinem Wohngebiet bestens aus. Wegen seines ausgeprägten Shanghaier Dialekts sorgte er sich anfänglich ein wenig um die Verständlichkeit seines Mandarins. Er ließ sich daher von seinem Enkel Sprachunterricht erteilen.
In ganz Shanghai gibt es fast eintausend Infostände, wo hochmotivierte Freiwillige wie Gu Xiaoren höflich Auskünfte aller Art erteilen. Neben dem Erteilen von Auskünften helfen die 100.000 Freiwilligen den Expo-Besuchern auch im Falle von Übersetzungsschwierigkeiten oder bei gesundheitlichen Problemen. Die Arbeit als Freiwilliger sei ganz schön anstrengend, meint Rentner Gu Xiaoren, mache ihm andererseits aber auch sehr viel Spaß.
Mit 70.000 sind die meisten Freiwilligen auf dem knapp vier Quadratkilometer großen Expo-Gelände im Einsatz. Bei den meisten Freiwilligen handelt es sich um Studenten. Einer von ihnen ist Zakri Hossain Khan aus Bangladesch, der im Moment ein MBA-Studium an der Shanghaier Tongji-Universität absolviert. Zakri Hossain Khan hat schon in seiner Heimat als Freiwilliger gearbeitet. Ihm gefällt vor allem der Kontakt mit den Menschen aus aller Welt:
"Wir werden häufig gefragt, wo ein Ort liegt, wie man diesen Ort rasch erreicht, oder wo es Restaurants gibt. Unser Logo besteht aus einem Herz. Damit wollen wir zum Ausdruck bringen, dass wir uns mit ganzem Herzen für die Besucher hier einsetzen. Das ist zwar eine große Herausforderung, wir sind aber überzeugt, dass wir das schaffen können."
Zakri Hossain Khan spricht auch Chinesisch. Im Falle von Verständigungsschwierigkeiten mit chinesischen Touristen würden ihm seine Kollegen sofort zu Hilfe eilen, sagt der gebürtige Bengale.
Über tausend Ausländer haben sich als Freiwillige für die Weltausstellung in Shanghai beworben. Berücksichtigt wurden letztendlich 290. Alle von ihnen mussten ein strenges Selektionsverfahren über sich ergehen lassen, das unter anderem aus einer Sprachprüfung sowie einem Test in Landeskunde bestand. Dazu Deng Xiaodong von der Abteilung für das Freiwilligenwesen der Expo:
"Rund 80 Freiwillige kommen aus Hongkong, Macao und Taiwan. Hinzu kommen über 200 Freiwillige aus 43 Ländern. Die meisten der ausländischen Freiwilligen sind in Shanghai wohnhaft. Sie sind mit der Sprache, den Lebensbedingungen und dem Verkehr in Shanghai vertraut."
Als Logo für die Freiwilligen wählten die Expo-Organisatoren ein Herz. Warum gerade das Symbol der Liebe zum Freiwilligen-Logo bestimmt wurde, erklärt uns Xia Kejia, der Verantwortliche für die Freiwilligen auf dem Expo-Gelände:
"Das Wort "Heart" besteht aus fünf Buchstaben: „H" bedeutet hier „Help", „E" steht für „Enthusiasm", „A" für „Active", „R" für „Responsible" und „T" für „Teamwork". Die Freiwilligen helfen sowohl den Besuchern als auch den Organisatoren. Wir hoffen, dass die Freiwilligen den Besuchern mit Teamwork, Leidenschaft und mit einem Lächeln im Gesicht Auskunft erteilen."
Viele Menschen können sich wahrscheinlich gar nicht vorstellen, wie anstrengend die Arbeit der Freiwilligen ist. Zhang Guan, der im Zentrum des Expo-Geländes im Einsatz steht, gibt uns einen Einblick in den hektischen Alltag der Freiwilligen an der Weltausstellung in Shanghai:
"Im Durchschnitt betreten pro Tag ungefähr 100.000 Besucher das Expo-Gelände durch die Expo-Achse. Der große Besucheranstrom stellt eine große Herausforderung für die Freiwilligen dar. Fast alle zehn Sekunden werden sie von Besuchern angesprochen. Obwohl viele Freiwillige wegen der intensiven Arbeit Hals- und Beinschmerzen haben, sind sie noch immer unermüdlich im Einsatz."
Seit Anfang dieses Jahres wurden die Expo-Freiwilligen in mehreren Kursen auf ihre Aufgaben vorbereitet. Deng Xiaodong von der Abteilung für das Freiwilligenwesen der Expo vergleicht die Expo mit einem „Langstreckenlauf". Freiwillige, die über einen längeren Zeitraum gearbeitet haben, sollen mit einer Medaille ausgezeichnet werden, sagt Deng Xiaodong:
"Angesichts des Erfahrungsmangels in Bezug auf die langzeitige ehrenamtliche Arbeit ist es ganz besonders wichtig, die Freiwilligen zu motivieren. Für Freiwillige, die lange Zeit gute ehrenamtliche Arbeit leisten, haben wir viele Belohnungen vorbereitet."
Die Abteilung für das Freiwilligenwesen sei stets bemüht, so Deng Xiaoding, die Zahl der Freiwilligen den gegebenen Umständen anzupassen sowie die Freiwilligen ihren Fähigkeiten entsprechend am bestmöglichen Ort einzusetzen. Seitens der Expo-Besucher bittet Deng Xiaoding auf mehr Geduld und Verständnis gegenüber den Freiwilligen.
Bearbeitet von Li Qian
Gesprochen von Li Zheng