Das Qinling-Gebirge teilt China in zwei Hälften – bei bu und nan bu
Der massive Gebirgszug Qinling Shan erstreckt sich vom westlich gelegenen Gansu aus über den gesamten Süden der Provinz Shaanxi bis nach Zentral-Henan über etwa 650 Kilometer. Mit 3.767 Metern überragt der Taibai Shan alle anderen Gipfel des Gebirges. Eingegrenzt von den Flüssen Wei und Han, die in die großen Ströme Huanghe und Jangtzekiang münden, wirkt Qinling Shan nicht nur als Wasserscheide zwischen den Fluss-Systemen, sondern vor allem auch als auffällige Vegetationsgrenze. Während im Norden trockener Lößboden vorherrscht, kann im Süden sogar Reis angebaut werden, und der braucht bekanntlich viel Wasser.
Dementsprechend feucht kann es auf einer Wanderung durch die grünen Schluchten und über die Steingipfel werden. Und das, obwohl die Gegend rund um Xi'an heute als eher trocken gilt. Noch überraschender ist die Tatsache, dass nur 20 Kilometer von der Großstadt entfernt, in welcher das Thermometer im Frühsommer locker über 30 Grad Celsius steigt, Ende Mai noch Schnee zu sehen ist. Die Menge reicht allerdings nicht zum Schlittenfahren, vielleicht für ein bis zwei Schneebälle.
Im „Kühlschrank" von Xi'an sollte man als Wanderer zum Pulli greifen – In den feuchten Höhlen und Schluchten geht die Temperatur im Vergleich zur Sommerhitze im Tal um gefühlte 20 Grad Celsius runter
Bisher haben noch nicht viele ausländische Touristen den Weg ins Qinling-Gebirge gefunden. Sie schwitzen lieber in den riesigen Ausgrabungshallen der Terrakotta-Armee. Vielleicht lohnt es sich in Zukunft einen Tag mehr an einen Besuch in Xi'an dranzuhängen. Neben der wunderschönen Landschaft und den kühleren Temperaturen kann man in den Bergen wohl die beste Luft der ganzen Gegend atmen. Auch die Wasserqualität der Bergseen ist 1A.
„Die Lehre des Wegs" - Das Qinling-Gebirge ist Ursprungsort des Taoismus, neben dem Konfuzianismus und dem Buddhismus eine der „Drei Lehren", die Philosophie und Religion in China maßgeblich beeinflussten.
Fotos und Text: Marie Bollrich