Der Eingang der Großen Moschee ist unscheinbar – die Schriftzeichen werden übrigens von rechts nach links gelesen
Blick auf die große Gebetshalle
Dieser heilige Ort ist nicht leicht zu finden. Das geschäftige Treiben in der Huajue Xiang, wo unzählige Händler mit unzähligen Touristen über Preise für Miniatur-Terrakotta-Krieger feilschen, lenkt leicht von der alten Mauer ab, die die riesige Anlage vom Stadtleben trennt. Umso überwältigender der Effekt beim Betreten: absolute Stille - kein Hupen, keine Musik, kein Marktgeschrei, nur ab und an ein Vogelzwitschern. Ein wahres Refugium, wo die einzigen menschlichen Laute zum einen die Gebets-Rufe des Muezzin und zum anderen arabische Vokabeln sind. Arabische Vokabeln? In einem abgeschirmten Raum feilt eine Gruppe Gläubiger an ihren Sprachkenntnissen.
Buddhas, Tonsoldaten, Tabakdöschen oder eine schicke Handtasche – in der Huajue Xiang gibt's praktisch alles
Was ist leichter, Chinesisch oder Arabisch?
Die ursprünglich im Jahr 742 errichtete Moschee ist die größte Chinas. In dem von Ost nach West ausgerichteten Komplex wurden arabische mit chinesischen Elementen kombiniert. Das Minarett ist eine achteckige Pagode und die zentrale Gebetshalle wirkt wie eine der Empfangshallen in der Verbotenen Stadt in Beijing, nur eben mit arabischen Lettern, und Schuhen vorm Eingang. Denn die Halle darf nur barfuß betreten werden und übrigens auch nur von echten Gläubigen – Touristen müssen draußen bleiben. Frauen anscheinend auch – in einer Anlage der Größe von immerhin zwei Fußballfeldern mit kleinen Höfen, Pavillons und Gebetsräumen war nicht eine einzige zu sehen.
Ein Muslim, in diesem Fall also ein Mann, betritt die Moschee mit dem rechten Fuß und verlässt sie mit dem linken, aber erst nachdem er sich gereinigt hat. Vor dem Gebet wird die rituelle Waschung vollzogen, auch in der Großen Moschee in Xi'an.
In die Moschee mit dem rechten und aus der Moschee mit dem linken Fuß
Reinheit durch rituelle Waschung
Wer nach der Ruhe und Besinnlichkeit wieder Lust auf ein bisschen chinesisches re nao verspürt, wörtlich übersetzt heiß und laut, ist auf der gepflasterten Beiyuanmen genau richtig: Dort reiht sich ein muslimisches Restaurant ans andere. Kulinarisch wird einiges geboten. Neben einfachen Fleischspießen, buntem Klebreis am Stiel oder mit Lammfleisch gefüllten Teigtaschen gibt es auch die lokale Spezialität Yang Rou Pao Mo. Diese Hammel-Suppe mit kleinen Fladenbrotbröckchen ist allerdings Geschmackssache.
Yang Rou Pao Mo
Text und Fotos: Marie Bollrich