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Volvo – mit neuem Besitzer zu altem Erfolg
  2010-04-14 09:19:57  cri
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Der chinesische Autobauer Geely hat vor Kurzem im schwedischen Göteborg mit dem amerikanischen Autohersteller Ford eine Vereinbarung über den Kauf eines Aktienpakets unterzeichnet. Demnach erhält Geely für 1,8 Milliarden US-Dollar 100 Prozent der Aktionärsrechte der schwedischen Autofirma Volvo. Noch nie hat ein chinesisches Unternehmen eine so hohe Summe für den Kauf einer ausländischen Automarke bezahlt. Kenner der Szene gehen davon aus, dass die Übernahme von Volvo durch das erst 14-jährige Unternehmen Geely erst der Anfang ist. Welche Vorteile der Kauf der 86-jährigen Automarke aus Schweden Geely bringt, und welche Schwierigkeiten sich daraus ergeben könnten, erfahren Sie in den nächsten Minuten.

Ende 2008 kündigte die in tiefe Finanznöte geratene amerikanische Autofirma Ford an, sich nach einem Käufer für Volvo umzusehen. Im September 2009 machte Geely sein Interesse publik und wurde danach zum idealen Käufer für Volvo erkoren. Ende März schliesslich stach Geely seinen amerikanischen Konkurrenten, die Crown-Gruppe, aus und übernahm Volvo. Lewis Booth, der CFO von Ford, ist mit dem neuen Besitzer seiner Tochtergesellschaft Volvo zufrieden:

"Ford will durch den Verkauf einen neuen und guten Partner für Volvo finden. Dieser Partner sollte mit Ford eine gemeinsame Idee haben, und den Geschäftsumsatz von Volvo verbessern. Ich freue mich heute sehr, dass wir mit Geely diesen idealen Partner für Volvo gefunden haben."

Der von Lewis Booth benutzte Ausdruck „gemeinsame Idee" erscheint auf den ersten Blick etwas schwammig. Man kann sich nur schwer vorstellen, warum Ford eine weltbekannte Traditionsmarke wie Volvo ausgerechnet einer Autofirma aus China, die sich auf die Produktion von Billigautos spezialisiert hat, verkauft hat. Bei genauerer Betrachtung macht der Verkauf von Volvo an Geely aber durchaus Sinn.

Als erster Grund müssen die kontinuierlich gesunkenen Verkaufszahlen von Volvo genannt werden. Im Jahr 2009 verkaufte Volvo mit 335.000 Fahrzeugen zehn Prozent weniger als noch im Vorjahr. Der riesige Verlust von Volvo wurde zu einer immer größeren Last für Ford.

Ein zweiter Grund ist die fast schon überlebenswichtige Notwendigkeit eines chinesischen Partners auf dem hart umkämpften Automarkt in China. Im Vergleich zu 2008 wurden im Jahr 2009 weltweit weniger Luxusautos verkauft. Einzig in China nahm das Absatzvolumen im Luxussegment mit 40 Prozent massiv zu. Die Verkaufszahlen von Volvo in China stiegen im Jahr 2009 gar um 80 Prozent. Von diesem Gesichtspunkt aus ist verständlich, warum die Wahl von Ford auf Geely gefallen ist.

Der Nettogewinn von Geely im Jahr 2008 dürfte die letzten Kritiker bei Ford überzeugt haben. Obwohl die Preise für Rohmaterialien im Jahr 2008 stark anstiegen, betrug die Nettogewinnrate von Geely sagenhaft 20 Prozent.

Auch die letzte Hürde, das Vertrauen und die Unterstützung der Gewerkschaft von Volvo, nahm Geely problemlos. Dies dürfte darauf zurückzuführen sein, dass Geely den Volvo-Produktionsstandort in Schweden beibehalten will. Dazu Li Shufu, der Vorsitzende von Geely:

"Geely ist Geely, und Volvo ist Volvo. Es ist uns klar, dass Volvo aus Nordeuropa kommt und in Schweden groß wurde. Falls Volvo seine Heimat verlassen würde, würde Volvo seinen eigenen Wert verlieren. Volvo soll seine Besonderheit behalten und sich weiterhin im Bereich der Luxus-Autos entwickeln. Geely produziert keine Volvos und Volvo produziert keine Geelys."

Der Kauf von Volvo dürfte sich für Geely in erster Linie in technologischer Hinsicht auszahlen. Zhao Fuquan, der stellvertretende Vorsitzende von Geely, vergleicht sein Unternehmen mit einem fleißigen Schüler:

"Geely hält nun 100 Prozent der Aktionärsrechte von Volvo. Dadurch besitzen wir nun die entscheidenden Technologien von Volvo sowie dessen geistiges Eigentum. Bei der technischen Entwicklung suchen wir gemeinsam die strategische Zusammenarbeit. Volvo ist eine weltweit bekannte Marke, die in der Vergangenheit viele Technologien entwickelt hat, die für Geely eine große Ressource darstellen. Wir wollen wie Schüler bescheiden aus ihnen lernen und unsere Schwächen ausmerzen."

Li Shufu, der Geely-Vorsitzende, ist überzeugt, dass sich die Übernahme von Volvo für sein Unternehmen auszahlen wird und Volvo bald wieder schwarze Zahlen schreiben kann:

"Volvos größtes Problem liegt im Produktionsvolumen, das im Vergleich zu BMW und Mercedes-Benz zu klein ist, obwohl gleich viel Geld in die technische Entwicklung investiert worden ist. Volvo besitzt eine Vielzahl Technologien und geistige Eigentumsrechte. Aufgrund des kleinen Produktionsvolumens hat sich der Preis für ein Volvo-Auto stark erhöht. Wenn mehr Autos hergestellt werden, werden die Kosten für ein Auto sinken."

Um das Produktionsvolumen von Volvo zu erhöhen, überlegt sich Geely den Bau einer Fabrik in China mit einer Jahreskapazität von 300.000 Fahrzeugen. Aufgrund der großen Nachfrage sowie der günstigen Produktionskosten in China wird allgemein erwartet, dass Volvo bereits im Jahr 2011 wieder aus den roten Zahlen finden wird.

Übersetzt von Li Qian

Gesprochen von Huang Gang

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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