Tongli wurde in der Song-Dynastie (960-1279) gegründet und ist über 1.000 Jahre alt. Über 40 Prozent der Bauwerke stammen aus der Ming- und Qing-Dynastie. Die Geschäfts- und Wohnhäuser sind vom traditionellen Baustil der Region südlich des Unterlaufs des Yangtze geprägt.
Tongli wurde praktisch auf dem Wasser gebaut. Historische Brücken verbinden die parallel zu den unzähligen kleinen Flusskanälen verlaufenden Gassen. Die über 40 Brücken stammen aus verschiedenen Dynastien. Von 1271 bis 1911 wurden insgesamt 38 private Residenzen und 47 Tempel errichtet. Mit diesen Bauten und noch dazu wunderschönen Gartenanlagen haben es sich die in den Ruhestand gegangenen Beamten damals in ihrer Heimat gemütlich gemacht.
Professor Zhou Jian von der Shanghaier Tongji-Universität ist von dem typischen Baustil in Tongli beeindruckt.
"Der ganze Ort hat einen offenen Charakter. Eine vertretende architektonische Besonderheit ist die Ziegelschnitzerei. In den Gärten wurden Miniaturlandschaften mit kleinen Bäumen und künstlichen Felsen angelegt. Die Wohnbedingungen sind sehr angenehm."
Wer Tongli besucht, sollte sich unbedingt auch den Tuisi-Garten ansehen. In der Mitte des Gartens liegt ein Teich mit Pavillons, Hallen und Gebäuden. Aus der Ferne sieht es so aus, als würden die Bauten über dem Wasser schweben. Viele Gärten in Tongli folgen diesem Muster. Der Tuisi-Garten gehörte einem ranghohen Mandarin der Qing-Dynastie im 19. Jahrhundert. Er hatte sich aus seinem komplizierten Beamtenleben zurückgezogen und wollte sich in seiner Heimat auf den Sinn des Lebens besinnen. Dafür ließ er den Privatgarten errichten und taufte ihn Tuisi, was übersetzt soviel bedeutet wie Ruhe und Besinnung. Im Jahr 2000 wurde der Tuisi-Garten in Tongli in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.
Neben dem Tuisi-Garten findet man in Tongli zwei berühmte Hallen. Die Jiayin-Halle wurde 1922 erbaut und verfügt über viele schöne Schnitzereien. Innen befindet sich eine Shuixiu-Mansarde am Wasser, wo sich die Stimmen des Windes, des Flusses und des Bootes poetisch vereinen. Auf der gegenüber liegenden Seite des Kanals thront die Chongben-Halle. Sie ist Ende der Qing-Dynastie entstanden und verfügt über eine Vielzahl an geschnitzten Balken und bemalten Pfeilern. Über 100 feine Holzschnitzereien machen die Halle zu einem wertvollen Überlieferer der chinesischen Kultur.
Tongli könnte laut Reiseführern als Kulisse für einen Film über das alte China dienen. Bis heute sind so viele historische und traditionelle Strukturen erhalten, dass der kleine Ort scharenweise Touristen aus dem In- und Ausland anzieht. Tongli ist auf den Ansturm vorbereitet, erklärt Reiseleiter Xue Run:
"In der Gemeinde gibt es mehrere Hotels und Gasthäuser. Einige davon mit vier oder fünf Sternen. Touristen aus der Ferne übernachten aber auch gerne in den antiken Wohnhäusern. Die Zimmer sind einfacher, aber gut. So sind die Gäste näher an der lokalen Bevölkerung."
Zhang Hongying besitzt ein Haus, das zu einer Herberge umgebaut wurde. Sie sagt:
"Die meisten Touristen wollen im Internet buchen. Viele kennen unser Haus von Freunden oder aus Reiseführern. Wir haben schon Franzosen und Engländer beherbergt. Aus der ganzen Welt kommen die Leute nach Tongli. Unsere Zimmer haben Betten mit Holzschnitzereien. Im Garten gedeihen duftende Blumen wie die chinesischen Zierquitten. Das symbolisiert Glück. Ausländische Touristen sind gern bei uns im Garten, um sich zu entspannen."
Die historische Ortschaft liegt 20 Kilometer südlich der Stadt Suzhou und ist auch von Shanghai aus gut zu erreichen. Wenn Sie einmal in der Nähe sind, sollten Sie Tongli unbedingt einen Besuch abstatten!
Geschrieben von: Jiang Kun
Übersetzt von: Xu Qi
Gesprochen von: Xiao Lan