Tan Ting, in den 1970er Jahren geboren, hat in den 1990er Jahren in China Kommunikationsdesign und Ölmalerei studiert. 2002 ging sie zur Weiterbildung nach Deutschland. Sie hat ein Jahr lang in Stuttgart an der dortigen Kunstakademie Glasgestaltung studiert und setzt seither ihr Studium in Saarbrücken fort.
Tan Ting hat Deutschland als Zielland für ihr Studium ausgewählt, weil sie die deutsche Philosophie sowie klassische deutsche Künstler wie etwa Dürer und Holbein tief beeindruckt haben. Außerdem gefalle ihr die deutsche Mentalität, wie zum Beispiel Genauigkeit und Zuverlässigkeit, sehr, meint die Künstlerin.
Tan Ting wollte eigentlich in Deutschland Malerei weiterstudieren. Überraschenderweise hat sie dort eine große Palette von Studienmöglichkeiten angeboten bekommen. So kam sie mit vielen weiteren Fachrichtungen wie Bildhauerei oder Publikumskunst in Berührung.
Zum Unterschied eines Studiums in China und in Deutschland sagt sie:
Tan Ting hat während ihres Deutschlandstudiums ein einzigartiges Projekt entwickelt, das "Schattenprojekt". Auf die Frage, wie sie auf diese einfallsreiche Idee kam, antwortet die Künstlerin:
Schatten, ob von Gegenständen oder Menschen, sind dank Tan Tings Händen auf dem Boden verewigt worden. Sie fühle sich verbunden mit ihrem Schatten, sagt sie:
Diese Verbundenheit zu ihrem Schatten hat Tan Ting in einem Gedicht zusammengefasst, es lautet somit auch „An meinen Schatten".
Hier ein kleiner Ausschnitt, das vollständige Gedicht können Sie auf unserer Webseite nachlesen:
Bist Du ein wirklicher Teil von mir
oder aber sind wir unzertrennliche Freunde?
Ich wandte meinen Blick nie von Dir ab,
wenn Deine transparente Erscheinung ueber Erde, Baeume und Gebaeude gehuscht ist.
In Deiner Gegenwart war ich niemals einsam
aber nun werden wir fuer eine laengere Zeit getrennt sein.
Mir bleibt nichts uebrig als auf Dich zu warten
und mich Deiner zu erinnern.
Ich stelle mir vor, was Du nun grade mit Deiner schoenen Erscheinung so machst.
Leider muss ich noch eine Weile auf unsere naechste Begegnung warten.
Ich vermisse Dich.
Mein Kopf ist voller Bilder von Dir.
Ich vermute, dass Du ebenso aufgeregt bist in Deiner Einsamkeit
und Erwartung mich wiederzusehen,
aber letztlich liegt die Entscheidung fuer unsere naechste Zusammenkunft nicht bei uns.
Lieber Schatten nun sehen wir uns wieder.
Eine lange Zeit ging in's Land. Wie geht es Dir nun? Geht es Dir gut?
Ich genieße es Deinen Antlitz wieder zu betrachten
Du bist so huebsch wie eh und je und uebst immer noch die gleiche Faszination auf mich aus.
Bewusst wandele ich im Schein der Sonne um an Deiner Seite zu sein.
Ich meide die anderen Schatten denn sie wollen uns trennen.
Ueber viele Jahre hast Du mich nun begleitet
und bist mir sogar in ferne Laender gefolgt.
Hier ist es fuer Dich sicherlich ebenso fremd wie fuer mich...
In den Zeiten meiner inneren Zerstreutheit verspuere ich diese Unruhe auch bei Dir.
Du begleitest mich durch Dick und Duenn und geniesst ebenso ausgelassen wie ich unser Zusammensein.
Gemeinsam wandern wir in diesen fernen Laendern durch fremde Gassen.
In Deiner Gegenwart verspuere ich niemals Einsamkeit.
Ich haenge an Dir und es faellt mir stets schwer von Deiner Seite zu weichen,
aber letztlich sind wir anderen Maechten ausgeliefert
die ueber unser Beisammen- oder Getrenntsein entscheiden.
Ich habe eine Idee
wie wir uns auch ohne die Hilfe des lieben Sonnenscheines treffen koennen.
Ich bilde Dich ab an den Orten,
die ich uns sorgfaeltig auserwaehlt habe.
Ich geselle mich zu Dir und bestaune Dein gemaltes Abbild.
Es tut mir leid, ich habe Dich ja gar nicht gefragt ob Du es magst gemalt zu werden.
Nun must Du hier alleine bleiben, ich habe Deine Einsamkeit bereits bemerkt.
Ich empfinde ebenso aber ich muss gehen
– lasse mein Herz bei Dir damit es Dich begleitet.
Ich liebe Dich.
Verzeih' mir, dass ich so egoistisch war.
Ich habe es nur getan, damit wir uns auch morgen bei Wind und Wetter wiedersehen können.
Verfasst von: Xiao Lan
Gesprochen von: Lu Ming