Die ostchinesische Hafenmetropole Qingdao arbeitet seit einigen Jahren an einer blauen Idee. Im Einklang mit der Umwelt und maritimer Ressourcen will man eine so genannte "blaue Wirtschaftszone" aufbauen. Wie das konkret aussehen soll, weiß Lu Shan.
Wenn Frau Zhao täglich ihr Gemüse in Qingdao wäscht, dann ist es nicht Leitungswasser womit sie ihr Essen reinigt, sondern entsalztes Meerwasser.
"Wir benutzen bei der Hausarbeit viel Meerwasser, sowohl beim Gemüse-Waschen als auch beim Saubermachen der Wohnung."
Da Qingdao seit langem mit Wassermangel zu kämpfen hat, zieht die Hafenmetropole verstärkt Wasser aus dem Meer. Qingdao ist bei der Nutzung von Meerwasser auch landesweit führend. Derzeit werden pro Jahr etwa 1,2 Milliarden Tonnen entsalztes Meerwasser zu wirtschaftlichen Zwecken in der Hafenstadt genutzt. Das sei auch genau die Menge, die das Wasserreservoirs Laoshan im Vorort von Qingdao speichern könne, so Guo Youzhi Generalsekretär des Industrieverbands für Meerwasserentsalzung.
"Bei der Meerwasserentsalzung gewinnt man ein Extrakt aus Salz und Brom. Die Meerwasserentsalzung ist eine wichtige Industriebrache der so genannten blauen Wirtschaft. Wir hoffen, dass Qingdao in diesem Bereich weiterhin eine Vorreiterrolle spielen werde."
Im Vergleich zur traditionellen wirtschaftlichen Nutzung des Ozeans sei die so genannte "blaue Wirtschaft" ein neuartiges Entwicklungskonzept, sagte Wirtschaftsexperte Long Yongtu auf dem Qingdaor Blue Economy Forum:
"Zwar basiert die blaue Ökonomie auf der traditionellen Küstenwirtschaft, dennoch reicht sie weit darüber hinaus. Denn neben der maritimen Wirtschaft gehören auch küstennahe Industriebranchen dazu. "
Insgesamt sind 71 Prozent des Planeten von Meerwasser bedeckt. Aufgrund der vielfältigen Ressourcen und einem einmaligen Ökosystems wird der Ozean im Volksmund als besondere Schatzkammer bezeichnet. Weltweit rückt die Nutzung maritimer Ressourcen immer mehr ins Rampenlicht. Allerdings soll dies im Einklang mit dem komplexen Ökosystems des Meers stehen. Gezeitenkraftwerke und Off-Shore Windparks sind solche umweltfreundliche Energieprojekte.
Auch in China kommt die blaue Wirtschaft immer mehr auf Hochtouren. Dabei sind die Schwerpunktregionen vor allem die Wirtschaftszone Beijing- Tianjin, die Provinzen Heibe, Liaoning und Shandong sowie die Hafenmetropole Qingdao.
Qingdaos Standortvorteile sind bei der Entwicklung einer "blauen Wirtschaft" besonders hervorzuheben. Erwähnenswert sind Standortvorteile wie etwa die ideale Lage zwischen Gebirge und Meer, ein langjähriges Zentrum für Meeresforschung und ein rasanter wirtschaftlicher Aufstieg zum Handels- und Schifffahrtszentrum.
Qingdao hat auch eine stattliche Küstenlinie vorzuweisen mit etwa 730 Kilometern. Dazu gehören noch 69 Inseln und 49 Buchten. Neben einer vielfältigen Meeresfauna ist die Region reich an Öl und Erdgas. Die Küstengewässer der Regionen gelten gemäß internationaler Maßstäbe als sauber und die Naturschutzgebiete sind landesweit Vorzeigeprojekte.
Qingdao ist ein wichtiges Zentrum der Meeresforschung. Zahlreiche staatliche Forschungsinstitute und universitäre Einrichtungen für Meeresbiologie und -geologie haben sich in Qingdao angesiedelt. Die Bildungseinrichtungen der Stadt einschließlich der Ocean University gelten als erstklassig. Alle größeren Innovationen der letzten fünf Jahrzehnte im Fischereiwesen und in der Meeresbiologie nahmen in Qingdao ihren Ursprung.
Eine wichtige Säule der blauen Wirtschaft der Hafenmetropole ist der Schiffbau. Seit Juli vergangenen Jahres hat Qingdao auch ein neues Vorzeigeprojekt aufzuweisen. In der Bucht Haixi entstand Shandongs erstes Produktionswerk für Hochseeschiffsmotoren. Derzeit befinden sich die ersten vier 20.000 PS-Dieselmotoren in der Testphase.
Lin Jianting, Generaldirektor des Schiffbauunternehmens, sagt, zuvor musste China Hochseeschiffsmotoren importieren.
"Hochseeschiffsmotoren, die in China produziert werden, reichen bei weitem nicht aus, um den Bedarf der chinesischen Schiffbauindustrie zu decken. So müssen noch etwa die Hälfte der Motoren aus dem Ausland importiert werden."
Selbstverständlich besteht die blaue Wirtschaft keinesfalls ausschließlich aus der Schiffbauindustrie, sondern umfasst darüber hinaus Ingenieurswesen, Lebensmitteltechnik, Meeresbiologie, Pharmakologie sowie Energiewirtschaft und Tourismus.
Derzeit plant Qingdao die Errichtung einer neuer blauer Wirtschaftszone. Im Zentrum soll die Kiautschou-Bucht liegen. Westlich der Bucht soll ein neuer Industriepark entstehen. Im Norden sind eine Hightech-Zone, ein Konferenz- und Messezentrum sowie ein hafenbezogener Verarbeitungsindustriepark geplant. Entlang der Ostküste wolle man Logistik- und Dienstleistungsunternehmen ansiedeln, sagt Xia Geng, Bürgermeister der Stadt Qingdao:
"Wir wollen Qingdao zu einer Vorzeigeregion in Sachen blauer Wirtschaft entwickeln. Die Stadt soll zur wichtigsten Wirtschaftszone der Shandong-Halbinsel werden. Außerdem spielt unsere Stadt bei der Meeresforschung, Hightech und beim Meeresumweltschutz eine zentrale Rolle."
Hinsichtlich des Umweltschutzes will die Stadtregierung Qingdaos die sensible Meeres-Flora und -Fauna bei der wirtschaftlichen Erschließung noch besser schützen. Vor allem bei der Energiegewinnung müssen die Anlagen im Einklang mit der Umwelt gebracht werden. Nur so könne die blaue Wirtschaft nachhaltig entwickelt werden, sagt Wang Hong, Vize-Direktor des Staatlichen Amts für Ozeanographie:
"Bei der Entwicklung muss man die maritimen Ressourcen mit dem richtigen Kahlkühl erschließen. Zusätzlich müssen die wissenschaftlichen und technischen Beiträge für die Entwicklung der maritimen Wirtschaft erhöht werden."
Bearbeitet von: Xu Wei
Gesprochen von: Lu Shan
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