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"Maos Reich und China heute" - Ein deutscher Fotograf in Beijing
  2009-12-03 17:56:54  cri
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Unter dem Titel "Maos Reich und China heute" war vom 25. bis zum 30. November in Bejiing die Fotoausstellung des Hamburger Journalisten Martin Kummer zu sehen. Mit dieser Ausstellung ging für den Hamburger Journalisten ein Traum in Erfüllung. Seine Fotos dort ausstellen zu dürfen, wo er sie gemacht hatte, davon hatte Kummer schon lange geträumt. In Deutschland stießen seine China-Bilder auf ein sehr positives Echo.

Foto: Cen Dong

Während seinen zwei China-Reisen in den Jahren 1976 und 2006 machte Martin Kummer über 10.000 Fotos. Davon wählte er 120 Aufnahmen aus und stellte sie in Kontrast zueinander. Herausgekommen ist eine Ausstellung, welche die dramatischen Veränderungen in China in den vergangenen drei Jahrzehnten auf eindrückliche Art und Weise widerspiegelt. Matthias Mersch von der Wochenzeitschrift "Beijing Rundschau" findet am Fotoprojekt von Martin Kummer vor allem den Aspekt des Zurückgebens spannend:

"Ich finde es immer sehr interessant, wenn Fotografen ihre Arbeit zum Ursprungsort zurückbringen. Das heißt zu dem Ort, wo sie sie gemacht haben. Dass die Fotografie also nicht nur ein Nehmen ist, sondern auch in gewisser Weise ein Geben, also wieder ein Einspeisen in eine Betrachtung, die das Land betrifft, in dem sie gemacht worden sind. Sonst haben wir oft den Fall, dass Fotoreporter eben kurz sich nur irgendwo aufhalten und sehr viele Bilder schiessen, in ihre Heimat zurückkehren und diese Bilder dann dort zeigen. Aber es bleibt wenig für die Leute übrig, deren Foto mitgenommen wurde. Ich finde es sehr schön, wenn das wieder ins Land zurückkommt und man sich das dann wieder anguckt - vor allem für die junge Generation, die das alles so nicht erlebt hat, wie China eben vor 30 Jahren aussah."

Martin Kummer bereiste China zum ersten Mal im Jahr 1976, als sich die Kulturrevolution dem Ende entgegen neigte. Damals war er als akkreditierter Journalist mit einer Gruppe von Politikern unterwegs. Mit seiner Kamera hielt Kummer das Leben auf der Straße und den Alltag der Chinesen fest. Seine Bilddokumentation ist nur schon deshalb sehr kostbar, weil am Ende der Mao-Ära nur die wenigsten Chinesen eine Kamera besassen. Nicht nur die Mode hat sich in der Zwischenzeit leicht verändert, wie sich Martin Kummer schmunzelnd erinnert:

"Wir trafen 2006 auf einen Dolmetscher, Herrn Wang. Der war 26 Jahre alt. Das heißt also, er hatte sein Land so gar nicht kennengelernt, wie ich es 1976 fotografiert habe. Wir haben im Jahr 2006 unsere Fotos aus dem Jahr 1976 mitgebracht. Herr Wang hat gestaunt, wie sein Land damals ausgesehen hat. Wir haben ja die beiden Dolmetscher in der Ausstellung auch gegenübergestellt. Mein Dolmetscher damals war Herr Gao. Herr Gao hat damals natürlich einen Mao-Anzug angehabt. Und unser Herr Wang, 30 Jahre später, der trug einen Anzug - so einen feinen hab ich nur für Sonntag."

Im Jahr 2006 kehrte Martin Kummer zusammen mit seiner Frau Margarete auf Spurensuche nach China zurück. Das Ehepaar suchte dieselben Orte auf, die der Fotograf 30 Jahre vorher mit seiner Kamera festgehalten hatte. Auf ihrer fünfwöchigen Reise quer durch China legten die beiden mit allen möglichen Verkehrsmitteln nicht weniger als 10.000 Kilometer zurück.

Bei seiner Rückkehr nach China 30 Jahre später interessierte sich Martin Kummer vor allem für die Veränderungen, welche die Reform- und Öffnungspolitik nach sich gezogen hat:

"1976 hatte ich die ganze Bandbreite dieses Landes kennengelernt, und mich interessierte einfach, was hat Deng Xiaoping mit seiner Öffnungs- und Reformpolitik, die er 1978 ausgerufen hat, tatsächlich bewirkt. Natürlich haben wir, meine Frau und ich, im Fernsehen die hohen Türme gesehen. Natürlich Pudong als Musterbeispiel für eine Bebauung eines öden Stadtgebietes. Aber das ist ja nicht alles. Wir wollten genau die sozialen Bereiche wieder betreten, wieder kennenlernen, die wir 1976 in Reportage wiedergegeben haben. Wir haben ja nicht nur fotografiert, wir haben ja tiefschürfende Reportagen gemacht."

Seine vergleichenden China-Bilder hat Martin Kummer erstmals im Jahr 2008 in seiner Heimatstadt Hamburg ausgestellt. Das Echo auf seine Ausstellung war fast ausschließlich positiv:

"Wir haben ja Gästebücher ausgelegt. Das sind ja immer Spiegelbilder der Meinung und Reaktion. Also sehr positiv. Es gibt aber auch Leute - und das haben die dann auch deutlich gemacht, in unserem Gästebuch - wo die Vorurteile gegenüber China spürbar wurden. Und wo Schlagworte dann auftauchten. Wir haben mit den Leuten nicht diskutieren wollen, die Leute wollten mit uns ja auch nicht diskutieren. Die Leute haben ihre Meinungen da reingeschrieben, das ist ok. Aber Leute, die Background haben, die schon mal in China waren, die haben die Ausstellung als sehr bereichernd empfunden - und zwar in Hamburg wie auch in Berlin. In Hamburg war es deshalb noch interessanter, weil die Ausstellung auf dem Museumsschiff im Hamburger Hafen stattfand - also im Anziehungspunkt der Touristen. Und wir hatten viele Ausländer: es waren Amerikaner, Australier, Franzosen und auch Skandinavier da. Die waren außerordentlich beeindruckt. Die Reaktion war, wenn man es in Prozenten ausrechnet, 95 zu fünf Prozent."

Als langjähriger China-Beobachter bedauert es Martin Kummer sehr, dass das China-Bild seiner Landsleute oft auf falschen Vorurteilen und Mißverständnissen beruht:

"Das bedauern wir ja am allermeisten, dass sich die allermeisten Deutschen mit China nicht wirklich beschäftigen. Sie sehen vielleicht mal in der Tagesschau eine schlechte Nachricht. Aber sie gucken nicht wirklich in das Land und nicht wirklich in die Menschen. Ich meine jetzt nicht alle. Es gibt viele Leute - die Touristenzahl besagt das ja auch - die sich für das Land interessieren und die dann auch gut informiert - oder zumindest besser informiert - nach Deutschland zurückkehren. Und diese Leute sind auch für die Chinesen sehr wichtig. Denn sie transferieren das genauere Wissen über dieses Land."

Verfasst von: Xiao Lan

Gesprochen von: Qiu Jing

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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