In den letzten Jahren haben immer mehr ausländische Versicherungsgesellschaften versucht, in China Fuß zu fassen. Dazu gehört auch der französische Versicherer Groupama. Die Geschäfte laufen allerdings noch nicht wie gewünscht, erklärt Yu Weidong, der Manager der Groupama-Filiale in Chengdu. Obwohl sein Unternehmen nun schon seit fünf Jahren im Hauptort der Provinz Sichuan tätig sei, sei die Gewinnzone noch immer nicht erreicht worden, gibt der Franzose chinesischer Abstammung unumwunden zu. Die Groupama versuche ihre Dienstleistungen auf dem Lande zu verkaufen. Ein kurzfristiger Gewinn sei daher nicht das Hauptziel, so Yu Weidong. Mehr über die Strategie des französischen Versicherungsunternehmens Groupama in China erfahren Sie in den nächsten Minuten.
Die Groupama kann auf eine über hundertjährige Geschichte zurückblicken. Inzwischen gehört der französische Versicherungsriese zu den 500 größten Unternehmen weltweit. In Frankreich ist die Groupama die Nummer eins für umfassende Versicherungen, im Bereich der landwirtschaftlichen Versicherungen gar die Nummer eins in Europa.
Viele Versicherungsgesellschaften in China meiden die ländlichen Gebiete ganz bewusst, weil die Schadenersatzzahlungen hier oft fast alle Prämieneinnahmen auffressen. Ganz anders die Groupama. Als die Firmenleitung des französischen Versicherungsunternehmens im Jahr 2003 entschied, in China tätig zu werden, wurde der Bereich der landwirtschaftlichen Versicherungen zum Hauptgeschäftsfeld bestimmt.
Sechs Jahre nach Beginn ihrer Tätigkeit in China bietet die Groupama eine ganze Reihe von landwirtschaftlichen Versicherungsarten an. Ihre Palette reicht von Ertragsschadensversicherungen bis hin zu Krankenversicherungen für Landwirte. Die Zielgruppe von Groupama sind die 800 Millionen Bauern Chinas, wie Yu Weidong, der Leiter der Groupama-Filiale in Chengdu, erklärt:
"Als wir die Geschäftslizenz in China beantragten, begann die chinesische Regierung gerade, Maßnahmen zur Erschließung von Westchina zu ergreifen. Die landwirtschaftlichen Versicherungen machen einen Großteil unserer Arbeit aus. Die Provinz Sichuan gehört zu den vier am stärksten landwirtschaftlich geprägten Provinzen Chinas. Nach eingehender Untersuchung des landwirtschaftlichen Versicherungssektors in China haben wir beschlossen, unseren Hauptsitz in Chengdu zu errichten."
Die Strategie der Groupama wird auch von der Konkurrenz gelobt. So ist beispielsweise Liu Jianqiang, der Generalmanager der französischen Versicherungsgesellschaft Coris International in China, überzeugt, dass sich der eingeschlagene Kurs der Groupama langfristig lohnen wird:
"Eigentlich benötigt China landwirtschaftliche Versicherungen. In China kommt es nicht selten zu Naturkatastrophen, die der Landwirtscahft schweren Schaden zufügen. Die landwirtschaftlichen Versicherungen von Groupama dienen sowohl der Entwicklung der Landwirtschaft als auch der Risiko-Reduzierung der Bauern. Auch die chinesische Versicherungsbranche hat diese Entwicklungsrichtung erkannt. Die Groupama ist weitsichtig. Ihr Erfolg ist nur eine Frage der Zeit."
Im Oktober 2004 eröffnete die Groupama ihre erste chinesische Filiale in Chengdu, dem Hauptort der Provinz Sichuan im Westen Chinas. Die erste Aufgabe von Yu Weidong und seinen Kollegen bestand darin, ein Geschäftsnetzwerk in den ländlichen Gebieten der gebirgigen Provinz aufzubauen. Der Abschluss einer Versicherung war für die Bauern in Sichuan anfänglich eine fremde Sache. Mit der Unterstützung der lokalen Regierungen bildete die Groupama in den Dörfern Buchhalter zu Versicherungsmaklern aus. Diese Maßnahme zahlte sich rasch aus. Um das Vertrauen der Bauern zu gewinnen, war aber auch noch praktische Überzeugungsarbeit notwendig, wie uns Yu Weidong erzählt:
"Im Jahr 2005 kaufte ein Bauer in der Gemeinde Longquan unsere Eigentumsversicherung, obwohl er in ärmlichen Verhältnissen lebte. Eines Tages wurde sein Haus durch einen Brand völlig zerstört. Wir haben dem Bauern nicht nur seinen Schaden ersetzt, sondern auch gleich noch seine Miete übernommen, die er vor dem Bezug seines neuen Hauses bezahlen musste. Dadurch haben wir das Vertrauen dieses Bauern gewonnen. Er ist schließlich auch zu einem unserer Versicherungsmakler geworden."
Die Eigentumsversicherung für chinesische Bauern ist nicht teuer. Sie kostet jährlich nur rund 150 Yuan RMB. Auf Wunsch können die Bauern neben einer Eigentumsversicherung auch gleich noch eine Krankenversicherung abschließen. Dieser Service ist für die Bauern sehr bequem. Deng Long, ein Bauer aus der Gemeinde Baiyun in der Nähe von Chengdu, hat im Jahr 2007 eine Versicherung mit der Groupama abgeschlossen. Mit der abgeschlossenen Versicherung ist er zufrieden:
"Ich habe eine Kranken- und Eigentumsversicherung für zwei Personen in meiner Familie abgeschlossen. Dafür bezahle ich jährlich weniger als 2.000 Yuan RMB. Alle meine Krankenkosten werden mir von der Versicherung zurückerstattet. Andere Versicherungsgesellschaften übernehmen nur 80 Prozent der Kosten."
Nach dem verheerenden Wenchuan-Erdbeben spendete die Groupama 200.000 Euros. Parallel dazu bot das französische Versicherungsunternehmen den Opfern maßgeschneiderte Versicherungspakete an. In Anbetracht des riesigen Potentials des chinesischen Marktes ist Yu Weidong zuversichtlich, dass die Groupama schon bald schwarze Zahlen schreiben wird.
Gesprochen von: Lü Xiqian