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Von einer Feldarbeiterin zur Polarforscherin
  2009-09-28 16:03:44  cri
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Wie die VR China feiert Professor Zhao Qi in diesem Jahr ebenfalls den 60. Geburtstag. Die Biologieprofessorin von der Pädagogischen Universität der Hauptstadt ist dreimal am Nordpol gewesen. Ihre Abhandlung über die besondere Ökologie der Pflanzen in der Arktis hat riesiges Interesse in der internationalen Fachwelt geweckt. Was kaum jemand weiß, ist die Tatsache, dass die heutige Polarforscherin einst Feldarbeiterin war. In der heutigen Ausgabe unserer Sonderserie "60 Jahre VR China" stellen wir Ihnen Frau Professor Zhao Qi näher vor.

Es ist August. Professor Zhao Qi macht zu Hause Vorbereitungen auf das neue Semester. Der Schwerpunkt sind Forschungsergebnisse, die sie während der Teilnahme am ranghohen Arktis-Forum gesammelt hat. Dreimal ist Zhao Qi mit nationalen wissenschaftlichen Expeditionsgruppen in der Arktis gewesen. Sie möchte ihre Entdeckungen und internationalen Forschungsergebnisse den Studentinnen und Studenten vermitteln, um sie zu entsprechenden Forschungen und Studien anzuregen.

"Heute hören alle über Klimaerwärmung und den Treibhauseffekt. Aber nur wenn man sich wirklich in der Arktis befindet, kann man die Veränderung persönlich erleben. Als wir dort waren, hörten wir oft Eis auf der Eisdecke platzen. An diesen Erscheinungen erkennt man, dass die globale Erwärmung nicht das Problem eines einzelnen Landes ist. Alle Länder sind verpflichtet, zur Bekämpfung der Klimaerwärmung beizutragen."

Die 60-jährige Zhao Qi wurde im Oktober 1949 in die Familie eines Eisenbahnarbeiters geboren. In ihrer Kindheit war der Vater oft unterwegs und fuhr von einer Eisenbahnbaustelle zur anderen. Immer wenn der Vater zurückkam, brachte er seiner Tochter Spezialitäten aus den verschiedenen Gegenden mit. Zhao Qi erinnert sich:

"Da mein Vater Eisenbahnbauer war, konnte ich Früchte wie Carambola, Mangos und Lichis, die man sonst in Beijing gar nicht kaufen konnte, kosten. Mein Vater brachte mir jedesmal solche Früchte mit, wenn er von der Arbeit in anderen Regionen zurückkam. Die Welt wirkte schon damals für mich mysteriös. Ich träumte davon, dass ich einmal die ganze Welt sehen kann."

1969 absolvierte Zhao Qi die Oberstufe der Mittelschule. Da bekam sie eine Chance, die Außenwelt kennen zu lernen. Mit Mittelschülern aus allen Landesteilen ging sie in die Innere Mongolei und arbeitete dort auf dem Feld. Die Welt war völlig anders als sie sich vorgestellt hatte.

"Es war eine Welt in armen Verhältnissen. Ich lebte dort unter Bauern. Damals dachte ich mir, dass die Leute dort sicherlich leiden, weil sie keine Ausbildung haben. So sagte ich mir, dass ich alles versuchen würde, um meine Ausbildung fortzusetzen."

Tagsüber trug Zhao Qi oft schwere Bündel frischer Gräser, um Winterfütter für Tiere zu speichern. Abends schaute sie unter der Öllampe in Schulbücher, die sie aus Beijing mitgebracht hatte. Erst wenn sie morgens aufstand und das Gesicht wusch, merkte sie, dass ihr Gesicht vom Ölrauch verschmutzt war. Einige Jahre später wurde ihr Wunsch erfüllt: Sie bestand die landesweite Hochschulaufnahmeprüfung und ging zum Agrarwirtschaftsstudium an die Universität für Landwirtschaft in Shanxi. An der Uni erbrachte sie stets Spitzenleistungen und wurde nach dem Studienabschluss als Dozentin an der Uni engagiert. So wurde aus der einstigen Feldarbeiterin eine Universitätsdozentin. Gerade die Erlebnisse auf dem Lande hätten ihren Willen gestärkt, meint Zhao.

"Diese Erlebnisse sind heute noch tief in meinem Gedächtnis. Das hat meinen Willen wirklich gestärkt. Wie groß die Probleme im Leben und bei der Arbeit auch immer sind, ich kann sie überwinden. Es nützt ja überhaupt nichts, sich über Probleme zu sorgen. Nein, man muss alle Kräfte einsetzen, um die Probleme zu überwinden."

Seit Beginn der Reform und Öffnung Chinas 1978 gilt für Chinesen die Strategie "Wissenschaft und Technik sind die erste Produktionskraft". Die Aktivität zahlreicher Akademiker wurde angeregt. Zhao Qi, die damals an der Universität für Landwirtschaft in Shanxi unterrichtete, war keine Ausnahme. Sie verwendete ihre Forschungsergebnisse über Fotosynthese in der Praxis und versuchte, die Saatzeit für Weizen von Frühling auf Sommer zu verschieben. Dadurch wurden die Weizenerträge deutlich erhöht. Mit diesem Ergebnis gewann sie 1980 den zweiten Preis für wissenschaftlich-technologische Fortschritte in der Provinz. Doch Zhao Qi ruhte sich noch nicht auf ihren Lorbeeren aus. 1989 wurde sie zum Doktorstudium am Pflanzenforschungsinstitut der Chinesischen Akademie der Wissenschaften aufgenommen.

Hier bekam sie nicht nur Anleitung von Spitzenforschern in China, sondern auch Chancen zur Teilnahme an internationalen Kooperationen. 1993 machte Zhao einen kurzen Forschungsaufenthalt im internationalen Entwicklungszentrum über Weizen und Mais in Mexiko. Dort erkannte sie den Forschungsabstand zwischen China und den entwickelten Ländern.

"Damals hinkten wir den anderen Ländern nicht nur hinterher, auch unsere Forschungsmittel waren rückständiger. Wir benutzten noch primitive Handrechner. Im Ausland sah ich zum ersten Mal Computer. Die Computerprogramme waren damals für mich so etwas wie Himmelsschriften."

Der kurze Aufenthalt in Mexiko brachte Zhao Qi zu dem Entschluss, wieder Dozentin zu werden. Denn sie wollte ihre Kenntnisse den wissensdurstigen Studenten beibringen. So wurde sie einige Jahre später Dozentin in Beijing, und zwar an der Pädagogischen Universität der Hauptstadt.

Während ihrer neuen Lehrtätigkeit war Zhao Qi für Austausch und Zusammenarbeit in Russland, Kanada und Italien. Besonders zu erwähnen sind ihre drei Reisen von 2006 bis 2008 mit chinesischen nationalen Forschungsgruppen an die Arktis. Im Mai dieses Jahres stellte sie auf dem ranghohen Arktis-Forum im norwegischen Bergen den Bericht über "Die besondere Fotosynthese-Ökologie der Pflanzen in der Arktis" vor. Für den Bericht zeigten viele internationale Fachkollegen großes Interesse.

Als Entwicklungsland betreibt China erst seit kurzer Zeit Arktis-Forschungen. Zhao Qi ist die erste Wissenschaftlerin des Landes aus dem Bereich Botanik, die zu Untersuchungen persönlich in die Arktis gereist ist. Sie meint, die Tatsache, dass sie im Alter von 30 ihren Master-Abschluss beziehungsweise im Alter von 40 ihren Doktor machen und anschließend im Alter von knapp 60 dreimal zum Nordpol reisen konnte, wäre ohne die Entwickung des Landes unmöglich gewesen.

"Von meinen persönlichen Erlebnissen her bin ich zu der Ansicht gekommen, dass es für eine einzelne Person niemals möglich ist, das, was über den eigenen Kräften steht, zu übersteigen. Nur wenn das Land hinter einem steht und man dadurch Rückenwind hat, kann man es wirklich zu etwas bringen. In der Arktis hatte ich genau dieses Gefühl. Manche entwickelten Ländern haben bereits Stationen dort aufgebaut. 2005 hat China die Station "Gelber Fluss" gebaut. Seitdem sind wir Chinesen dort immer von ausländischen Wissenschaftlern herzlich begrüßt worden. Das zeigt ihren Respekt für unsere Arbeit. Da ist man stolz und man denkt einfach, ach, Chinese zu sein, ist gar nicht schlecht."

Gesprochen von: Xiao Lan, Qiu Jing

Interview und Text von: Yin Xin

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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