Wir über uns Kontakt Jobs Fragen? Archiv
Konrad Seitz, Brückenbauer zwischen China und Deutschland
  2009-10-04 16:10:15  cri
Seite Drucken    

Dass China und Deutschland eng auf der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Ebene zusammenarbeiten, das kann Konrad Seitz, der ehemalige deutsche Botschafter in China, nur bestätigen. Sein eigener Erfahrungsschatz ist gefüllt mit Erlebnissen aus China, die ihn noch heute bewegen. CRI's Deutschlandkorrespondent Yin Fan hat sich mit Konrad Seitz unterhalten.

Die Sonne scheint, als ich Konrad Seitz in seinem Haus in einem Bonner Vorort besuche. Im Wohnzimmer des ehemaligen Botschafters fallen mir sofort zahlreiche chinesische Stickereien, Porzellan und Kalligraphien auf. Jedes dieser Erinnerungsstücke erzählt dabei eine Geschichte. Seitz holt dann auch sein Fotoalbum heraus und zeigt mir seine Kollektion von Aufnahmen mit chinesischen Spitzenpolitikern.

Seitz beginnt sofort über China zu plaudern, während wir es uns bei einer Tasse Tee auf dem Sofa gemütlich machen.

"Die Chinesen sind für die deutsche Industrie in ganz Asien der am weitwichtigsten Wirtschaftspartner. Es gibt eine ganze Reihe gerade unserer Hochtechnologie und ökologischen kleineren Firmen, für die ist China der wichtigste Wirtschaftspartner überhaupt vor Amerika, vor Frankreich. Die Deutschen und Chinesen arbeiten sehr, sehr eng zusammen, ergänzen sich auch sehr gut. Und wir haben auch eine sehr enge Wissenschaftszusammenarbeit. Also nicht nur in der Wirtschaft sondern auch in der Technologie ist es ganz, ganz enge zusammengearbeitet."

Seitz wurde 1934 in München geboren. Er studierte in Deutschland Philosophie, Geschichte und Klassische Philologie und promovierte in München. Er machte auch seinen Master-Abschluss in Internationaler Ökonomie und Internationalem Recht in den USA. 1965 trat er in das deutsche Auswärtige Amt ein und wurde 1975 Redenschreiber des damaligen bundesdeutschen Außenministers Genscher. Dann 1987 wurde er zum deutschen Botschafter nach Indien und Italien berufen. Seitz kam 1995 nach China und blieb bis 1999 als siebter deutscher Botschafter. Doch er sagt, er habe schon Ende der 1970er Jahre begonnen, die Entwicklung Chinas aufmerksam zu verfolgen.

"Die Europäer waren sich immer bewusst, wenn China nach dem ungeheueren Absturz im 19. Jahrhundert wieder erwacht... das sagte schon Napoleon, dann erzittert die Welt... das ist das Bekannte. Und das war mir auch klar, und ich dachte, als ich diese Reform und die ersten großen Erfolge sah, jetzt erwacht China, jetzt ist der Moment da."

Als deutscher Botschafter in China hatte sich Seitz besonders für die Förderung der bilateralen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen eingesetzt. Zu dieser Zeit musste er viele deutsche Wirtschafts- und Handelsdelegationen durch China begleiten. Er sagt, manchmal musste er dabei sogar an zwei unterschiedlichen Banketten am selben Abend teilnehmen.

"Die Basisbeziehung, die Interessen sind so übereinstimmend gegenseitig. Nehmen wir mal an, China würde im Meer versinken... ja plötzlich nicht mehr da… eine Katastrophe für eine ganze Reihe deutscher Firmen. Und umgekehrt vermutlich eine nicht so große Katastrophe für China. Deutschland ist doch kleiner. Trotzdem also China würde Deutschland schon sehr vermissen, nicht? ... wenn es plötzlich nicht mehr da wäre. Wir müssen auch sehen, die Deutschen haben wirklich ein großes ehrliches Interesse an einer nachhaltigen erfolgreichen Entwicklung von China."

Seitz fünfjährige Tätigkeit in China, hat ihn stark mit dem Reich der Mitte verbunden. Auch im Ruhestand verfolgt er weiter die Entwicklung des Landes und die Bemühungen der chinesischen Regierung.

"Sie trägt das Wachstum nun aus den Küstenprovinzen auch in die Inlandsprovinzen. Sie verbessert also auch das Los der Wanderarbeiter in den Städten, gibt ihnen Rechte, versucht jetzt auch, Krankenversicherung auf dem Lande einzuführen, also Wachstum bleibt weiter wichtig... aber größerer sozialer Ausgleich... einfachen Arbeiter zu fördern, die Armut auf dem Lande stärker zu bekämpfen und so weiter."

Seitz würdigt die rasante Entwicklung Chinas. Dabei spricht er aber auch die Probleme an, die das Land gegenwärtig oder in naher Zukunft bewältigen müsse.

"Ich sehe, dass die Zentralregierung die Herausforderungen, die jetzt so gekommen sind, mehr sozialer Ausgleich auf einer sozialen Sicherung, Krankenversicherung, die anderen Provinzen und vor allem die Bauern hochbringt, und die Umweltpolitik zu betreiben, neue Energien zu entwickeln, das ganze Energiesystem umzustellen. Die Schwierigkeit vor denen China steht, sind immer noch sehr, sehr groß. Aber ich bin also fest überzeugt, die chinesische Regierung wird einen Kurs steuern, dass sie es also einigermaßen diese Aufgaben bewältigen."

Jetzt im Ruhestand nimmt Seitz oft an Tagungen oder Foren über China teil, um seine persönlichen Erfahrungen über das Land mit anderen zu teilen. In seinem im Jahr 2000 erschienen Buch „China, Eine Weltmacht kehrt zurück" beschreibt Seitz Chinas langen Weg vom Zusammenbruch des Kaiserreichs bis zum Aufstieg zu einem der wichtigsten Länder der Gegenwart. Das Buch wurde in Deutschland 16 Mal aufgelegt und in zahlreiche Sprachen übersetzt. Es war sogar in den Top-10 der wichtigsten Wirtschaftsbücher der US-amerikanischen Finanznachrichtenagentur Bloomberg.

"Ich bin in den auswärtigen Dienst eingetreten, um für mein Land etwas zu tun. Da habe ich nun die Überzeugung, dass ist für Deutschland ganz besonders wichtig ist, China richtig zu verstehen und die Beziehung ganz eng auszubauen."

Seitz meint, die Entwicklung Chinas ist für die Entwicklung der Welt von großer Bedeutung. Es sei nur eine Frage der Zeit, wann China zu einer richtigen Weltmacht aufsteige, zeigt sich Seitz überzeugt.

"Ich habe den persönlich, weil ich China ja natürlich verbunden fühle, persönlich aber auch aus ganz puren deutschem Eigeninteressen, den Wunsch, dass sich China bestens weiter entwickelt, weil das für die gesamte Welt sehr wichtig ist. Und darum bin ich immer auch überhaupt nicht besorgt, dass also hier China eine Gefahr wird."

Der ehemalige Botschafter fühlt sich China immer noch sehr verbunden. Und zum 60. Jahrestag der Gründung der VR China, sagt er auf Chinesisch: "Ich wünsche China eine erfolgreiche Zukunft".

Moderator: Michael Koliska

Sprecher: Yin Fan

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
Meistgelesene Artikel
• Keine Lebenszeichen vom gesunkenen indischen U-Boot
• Snowdens Vater erhält Visum für Russland
• Getötete Chinesen: Afghanistan bekundet Beileid
• Vermittlungsversuche in Ägypten gescheitert
• Gipfel abgesagt: Russland enttäuscht von USA
Fotos
Luxusausstellung 2013 in Beijing eröffnet
Fotoausstellung „Chinesischer Traum - Schönes China" in Brüssel
Wiederaufbau neuer Wohnhäuser nach Erdbeben in Min
Lujiagou: Ein neues Wohngebiet mit günstigen Lebens- und Verkehrsbedingungen
© China Radio International.CRI. All Rights Reserved.
16A Shijingshan Road, Beijing, China