Nach Chinas Öffnung gegen Außen im Jahr 1978 versuchten zunehmend mehr ausländische Firmen, auf dem chinesischen Markt Fuß zu fassen. Auch Firmen aus Brasilien, einem großen Entwicklungsland in der südlichen Hemisphäre, nahmen China ins Visier. In den 1990er Jahren führten die Brasilianer ihre fortschrittliche Kompressortechnologie in China ein und errichteten ein Joint Venture zur Herstellung von Kühlschrankkompressoren in Beijing. In den folgenden Minuten berichten wir über die Entwicklung dieses chinesisch-brasilianischen Joint Ventures.
In den 30 Jahren Reform und Öffnung hat sich der Markt für elektrische Haushaltsgeräte in China rasant weiterentwickelt. Wer heutzutage die Elektronikabteilung eines großen Kaufhauses betritt, sieht sich einer riesigen Auswahl von elektrischen Haushaltsgeräten verschiedener Marken gegenüber. Kühlschränke bilden dabei keine Ausnahme. Während ständig neue Marken auf den Markt kommen, hat sich die Kühlschrankmarke "Schneeflocke" schon längst wieder verabschiedet. "Schneeflocke" ist die älteste chinesische Kühlschrankmarke überhaupt. Der erste Kühlschrankmarke "Schneeflocke" kam im Jahr 1956 auf den Markt. Anstelle von Kühlschränken produziert die Beijinger Schneeflocke-Gruppe heutzutage in Zusammenarbeit mit der brasilianischen Firma Embraco versiegelte Kühlungskompressoren.
Als weltgrößter Hersteller von versiegelten Kühlungskompressoren exportierte Embraco schon im Jahr 1986 Kompressoren für Kühlschränke nach China. Zu diesem Zeitpunkt konnte China zwar schon auf eine 30-jährige Tradition in der Produktion von Kühlschränken zurückblicken. Die in China hergestellten Kühlschränke wurden aber hauptsächlich zu medizinischen Zwecken verwendet. Für normale Bürger waren Kühlschränke damals nicht nur Luxusprodukte, sondern auch schwer erhältliche Verbrauchsartikel. Embraco witterte genau darin seine Marktchance und verlagerte infolgedessen seinen Export schwerpunktmäßig nach China. Zur damaligen Firmenstrategie von Embraco gehörte auch die Errichtung einer Fabrik in China.
Joao Carlos Lemos, der Generaldirektor der Beijing Embraco Schneeflocke GmbH, war einer der Gründer der Fabrik in China. Für uns schaut er auf die Anfangsjahre seines Unternehmens im Reich der Mitte zurück:
"Die Entwicklung der Weltwirtschaft verlief wechselhaft. Die chinesische Wirtschaft hingegen hat sich kontinuierlich und stabil weiterentwickelt. Chinas strategische Stellung in Asien sowie sein riesiger inländischer Markt waren wichtige Gründe, warum wir uns entschieden haben, eine Fabrik in China zu errichten. Embraco begann mit der Umsetzung seiner globalen Strategie im Jahr 1990. Die Gründung der Fabrik in China ist Teil dieser Strategie."
Im Jahr 1995 wurde die Beijing Embraco Schneeflocke Kompressor GmbH offiziell gegründet. Zwischen 1995 und 1998 war Joao Carlos Lemos in diesem chinesisch-brasilianischen Joint Venture tätig. 2004 kehrte er wieder ins China-Geschäft von Embraco zurück.
Die Beijing Embraco Schneeflocke Kompressor GmbH hat in den vergangenen 14 Jahren eine heiße Phase der Annexion und Neubildung von Firmen im Bereich der elektrischen Haushaltsgeräte überstanden. Während sich viele Joint Ventures für den Rückzug vom chinesischen Markt entschieden haben, ist es der Beijing Embraco Schneeflocke Kompressor GmbH nicht nur gelungen, auf dem chinesischen Markt Fuß zu fassen, sondern auch noch erfolgreich nach Übersee zu exportieren. Die Beijing Embraco Schneeflocke Kompressor GmbH gilt inzwischen für viele Kühlschrankhersteller aus dem In- und Ausland als zuverlässiger Lieferant von Kompressoren.
Aller Anfang ist schwer. Das bekamen auch die Brasilianer bei ihrer Tätigkeit in China zu spüren. Vor allem die kulturellen Unterschiede und Verständigungsprobleme machten ihnen zu schaffen. Dazu Joao Carlos Lemos:
"Wir haben ein paar Jahre gebraucht, um China besser zu verstehen. Der kulturelle Unterschied zwischen Brasilien und China ist groß. Brasilianer sind aber sehr anpassungsfähig. Genau aus diesem Grund ist es uns gelungen, ein harmonisches Umfeld in China zu schaffen und beide Seiten zu einem harmonischen Ganzen zusammenzubringen. Darin liegt ein wichtiger Grund unseres Erfolgs. Die Phase des gegenseitigen Kennenlernens hat acht, neun Jahre gedauert."
Eine erstklassige PR-Arbeit, überlegene Technologie und ein qualitativ hochwertiges Produkt haben zum raschen Aufstieg der Beijing Embraco Schneeflocke Kompressor GmbH beigetragen. Nicht einmal die globale Wirtschaftskrise konnte dem Geschäft der Firma etwa antun, wie Joao Carlos Lemos sagt:
"Weil sich die globale Finanzkrise nur in begrenztem Maße auf China ausgewirkt hat, lief unser Geschäft während der Finanzkrise sogar noch besser. Die Krise hat der Entwicklung unserer Firma genutzt."
Im Jahr 2004 entschied sich die Beijing Embraco Schneeflocke Kompressor GmbH ihre Fabrik in Beijing auszubauen, weil die Produktionskapazität der alten Fabrik den Expansionsplänen der Unternehmensführung im Wege stand. Ein Jahr später erfolgte daher der Umzug des Unternehmens in eine größere Fabrik im Bezirk Shunyi im Nordosten Beijings. Die Anzahl der Mitarbeiter verdoppelte sich auf zweitausend. In der neuen Fabrik können jährlich fast sieben Millionen Kompressoren produziert werden.
Die chinesische Kompressor-Herstellung hat in den letzten Jahren eine erfreuliche Entwicklung durchgemacht. Ein Patentrezept für den Erfolg gibt es laut Joao Carlos Lemos allerdings nicht. Chinesischen Firmen rät er in erster Linie zu Innovation und Beharrlichkeit:
"Der Weg zur Weltspitze ist hart. Es gibt kein fixes Modell, das man einfach nachahmen kann. Um Weltspitze zu werden, müssen chinesische Unternehmen nicht nur moderne Technologien einführen, sondern auch fortschrittliche Managementmethoden. Das ist ein langer Prozess. Um in Management, Produktion und Nachhaltigkeit weltführend zu werden, müssen chinesische Unternehmen bereit sein, einen langen Weg zu gehen."
China und Brasilien gehören beide zu den größten Entwicklungsländern der Welt. Die Gründung der Beijing Embraco Schneeflocke Kompressor GmbH ist ein gutes Beispiel für die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern. Auch der zunehmend häufigere Kontaktaustausch auf politischer Ebene hat neue Möglichkeiten für die künftige wirtschaftliche Zusammenarbeit geschaffen. Nach Meinung von Joao Carlos Lemos hat der zweite China-Besuch des brasilianischen Präsidenten, Luis Inacio Lula da Silva, im Mai dieses Jahres die bilaterale Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen intensiviert:
"Als lange in China arbeitender Brasilianer habe ich Chinas Wirtschaftsentwicklung und die Erfolge der Wirtschaftsreform mit eigenen Augen gesehen. Ich bin der Ansicht, dass China und Brasilien einander gut ergänzen. China ist im März dieses Jahres der größte Handelspartner Brasiliens geworden."
Joao Carlos Lemos ist optimistisch, was den weiteren Verlauf der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen China und Brasilien anbelangt. Besonders wichtig findet der Unternehmer, dass beide Länder voneinander lernen:
"China und Brasilien sind beide Entwicklungsländer. China hat einen langfristigen Entwicklungsplan ausgearbeitet. Das ist beispielhaft für Brasilien. Gleichzeitig hat China auch etwas von Brasilien gelernt. Dieses gegenseitige Lernen ist vorteilhaft. Beide Länder sollten nicht nur den bilateralen Handel, sondern auch die gemeinsame Entwicklung fördern."
Das, liebe Hörer, war ein Beitrag über das China-Geschäft der Beijing Embraco Schneeflocke Kompressor GmbH, einem chinesisch-brasilianischen Joint Venture in China. Damit ist die heutige Folge unserer Sendereihe "60 Jahre VR China" zu Ende. Vielen Dank fürs Zuhören! Tschüss, bis zum nächsten Mal.
Verfasst von: Li Jing
Übersetzt von: Xiao Lan
Gesprochen von: Zhu Liwen